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Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman

Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman

Titel: Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tonke Dragt
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davon ist …« (Mir lief ein Schauer über den Rücken, denn ich wusste plötzlich, dass dies keine wilde Drohung, sondern die Wahrheit war. Über dieses Thema jedoch später.)
    »Schluss jetzt«, sagte er. »Sie sind immer noch derselbe lästige alte Herr – zum Glück stehen Sie in Ihrem eigenen und in unserem Interesse unter Arrest.« Dann fügte er in freundlicherem Ton hinzu: »Passen Sie nur gut auf den Jungen auf. Sie haben ihn hierher gebracht.«
    »Ich bin fertig«, sagte Tom. Er klappte das Büchlein zu, stand auf und überreichte es Davit. »Hier, bitte sehr.«
    Davit blätterte flüchtig darin; er nickte und sagte: »Dankeschön.« Der Junge zog plötzlich die Blumen aus dem Wasser. Ein Glas kippte dabei um. »Nimm sie mit«, sagte er, »für Téja.«
    Jan Davit bekam sie einfach in die Hände gedrückt; er betrachtete sie stirnrunzelnd. »Wir bekommen schlechtes Wetter«, brummte er. »Aber diese Blumen sind ein Stückchen Sommer.« Er nickte uns ein wenig unbeholfen zu und ging weg (Tom ließ ihn hinaus), mit den Blumen und dem Büchlein – über die kalte, zugige Galerie.
    Wir horchten, bis seine Schritte immer leiser wurden und schließlich erstarben.
    »Vielleicht hätte ich ihn begleiten sollen?«, meinte Tom flüsternd. »Er ist die vielen Treppen nicht gewöhnt, und dann auch noch im Dunkeln.«
    »Ja, vielleicht hättest du das tun sollen«, sagte ich.
    Er tat es jedoch nicht. Wir unterhielten uns auch nicht mehr. Ebenso wenig hatte ich den Mut zu fragen, was Tom (Thomas) Wit als Abschluss in sein Tagebuch geschrieben hat.
    Inzwischen ist Toms Morgen angebrochen, mit Regen, Sturm und wässrigem Schnee. Er läuft nun irgendwo draußen herum – mit dem Mädchen Téja. Was bedeutet so ein Märzwetter schon, wenn man verliebt ist?
    Es war doch gut, dass er die Blumen gepflückt hat; bei diesem Wetter wäre nichts von ihnen übrig geblieben. 63)
    63) Fortsetzung des Tagebuches von Thomas Alva auf Seite 243; dazwischen folgen zuerst die Zeilen, die Tom-Tim in sein Tagebuch schrieb.
    Sonntagabend, 28. März
    Liebe Téja, ich nehme lieber in Kauf, traurig zu sein, weil ich dich nicht vergessen kann, als dass ich dich doch vergesse. Ich möchte wissen, dass du existierst, auch wenn ich dich nie mehr wieder sehe.
    Tim
    Montagabend (immer noch 29. März) 64)
    64) Fortsetzung von Herrn Alvas Tagebuch.
    Tom ist wieder da; nass, mit roten Wangen und keineswegs so traurig, wie ich erwartet hatte – eher in recht guter Stimmung. Ich vermute immer noch – ja, ich fürchte es sogar –, dass er einen bestimmten Plan hat. Er ist dazu imstande; ist er nicht auch gegen meinen Rat und für mich ganz unerwartet hierher gekommen? Ich fragte ihn ein wenig aus, aber anstatt zu antworten, erkundigte er sich nach meinen eigenen Plänen. Ich sagte, wir würden gemeinsam zurückkehren, und flüsterte ihm zur Sicherheit noch einmal das WORT zu; aber jetzt scheint es, als sei er nicht mehr damit einverstanden. Er hält es für unmöglich, dass ich alle meine Schriften mitnehmen kann (die erheblich umfangreicher und vollständiger sind als seine eigenen, obwohl ich zum Beispiel kaum etwas über das hiesige Schulwesen notiert habe). Er meint, es sei eine Sünde und Schande, sie zurückzulassen, selbst wenn man sie hier wahrscheinlich nie finden würde. Denn die Stelle, an der wir sie verstecken würden, könnte nur bei genauer Kenntnis solcher Wohnhochhäuser, und zwar im Hinblick auf deren Architektur und Zweckmäßigkeit, entdeckt werden. Tom ist der Ansicht, ich müsse hier bleiben – jedenfalls wenn dies mein geheimer Wunsch sei. Schließlich könne man mich nicht zwingen , das WORT auszusprechen.
    Ich behaupte ihm gegenüber, dass ich es für meine Pflicht halte, ihn zu begleiten.
    Er dagegen sagt, dass er kein Kind mehr sei und außerdem nicht einmal sicher wisse, ob er selbst zurückgehen solle. In diesem Punkt sind wir uns nicht einig; jetzt zum Schluss bittet er mich um Papier. Er sagt, er müsse weiter Tagebuch schreiben, diesmal nur für Téja. Aber das glaube ich ihm nicht. Soll ich – 65)
    65) An dieser Stelle bricht Thomas Alvas Tagebuch ab (auf dem fünften losen Blatt), mitten in einem begonnenen Satz.
    Montag, 29. März, Fortsetzung des Tagebuchs von Tom-Tim Wit 66)
    66) auf losen Blättern notiert.
    Man kann durch den Regen laufen, ohne nass zu werden; man kann auch nass werden und das nicht weiter schlimm, sondern sogar schön finden. Mit Téja zusammen kann man schwimmen, laufen, rennen, fliegen –

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