Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman
Papiere an der Stelle versteckt, die wir uns überlegt hatten, und jetzt ist er zu Besuch bei Herrn Vaal (mit Genehmigung der Wächter).
In zwölf Stunden beginnt der 1. April.
Ich habe heimlich den 29. März aus Herrn Alvas Tagebuch gerissen, weil das zu meiner Geschichte gehört. Er wird sich auch ohne Notizen daran erinnern, weil er nicht von hier weggehen wird. Ich weiß mit absoluter Sicherheit, dass er es eigentlich nicht möchte; und ich finde, dann soll er es auch nicht tun. Ich wollte nur, dass ich selbst wüsste, was ich tun soll!
Falls ich morgen weggehe, nehme ich auf jeden Fall diese losen Blätter mit (versteckt in meinen Schuhen). Möglicherweise werden sie trotzdem entdeckt und mir abgenommen – na ja, dann kann ich es auch nicht ändern.
Ich weiß nicht genau, was Téja meinte.
Doch eines weiß ich: dass ich mich am 1. April allein auf den Weg machen werde, und zwar schon zeitig in der Nacht, obwohl ich erst bei Sonnenaufgang am Strand sein muss. Sie werden mir folgen, aber nicht bis zum Schluss; denn wer das WORT ausspricht, muss allein sein. Ob sie wohl auch – so wie ich es getan habe – meinen Fußspuren auf dem Strand nachgehen werden, bis diese plötzlich irgendwo verschwinden?
Ich könnte noch immer meinen Plan ausführen; ich bin genügend informiert, um eine echte Chance zu haben, dass es mir glückt: Engelland zu erreichen, und zwar über dieses Meer.
Aber ich habe Angst.
Dass ich das WORT doch aussprechen werde.
Weil ich darauf brenne, zu erfahren, wer ich früher war. Und ist es nicht so, dass derjenige, der ich jetzt bin, aus demjenigen entstanden ist, der ich einmal war?
Weil ich wissen will, mit Sicherheit wissen will, ob diese andere Welt existiert und zu welchen Menschen ich dort gehöre – wen ich dort gern hatte und wer mich gern hatte.
Weil ich wahrscheinlich der Versuchung nicht widerstehen kann, wie schon in den Träumen der vergangenen Nächte. Es war eine Macht, die stärker war als ich – oder es war Téja, die mich das WORT aussprechen ließ. Vielleicht habe ich es sogar laut gerufen, aber es war ja noch nicht der 1. April.
Später
Nichts von Téja gehört.
Gestern stand ich mit ihr zusammen oben auf einer Düne. Es war fast trocken geworden; es nieselte nur noch ein wenig und die Sonne spähte durch den Dunst. Wir hielten uns fest umschlungen und es roch nach feuchter Erde. Wir blickten zu den Türmen hinüber. Sie schienen mächtig und groß und geheimnisvoll – mit ihren vielen hundert Fenstern, die sich als blasse Lichtpunkte abhoben –, gebieterisch in den grauen, verregneten Himmel emporragend; ein Mittelding zwischen Schein und Wirklichkeit.
Téja flüsterte mir zu: »Was ist das nur für eine Welt, wo man Städte baut mit solch hohen, seltsamen, unmenschlichen Türmen wie diese hier? Nein, da kann ich nicht hingehen.«
Mich hat das Bild jedoch stark beeindruckt und neugierig gemacht.
Mittwoch, 1. April (nachts)
Herr Alva schläft noch. Der Wecker, den er sich von Herrn Vaal geliehen hat, tickt; er hat keine Ahnung, dass ich ihn um eine ganze Stunde zurückgestellt habe.
Im rückwärtigen Zimmer habe ich ihm beim blassen Licht des Mondes einen Brief geschrieben, auf einem der leeren Blätter, die noch übrig geblieben sind. Ich gehe, und zwar allein.
Aber Téja hat gesagt, sie habe einen Schluss für mein Tagebuch geschrieben, für das Tagebuch, das ich immer wieder von neuem begonnen habe.
Es gibt noch andere Welten als diese.
(Ich habe bewiesen, dass diese Behauptung wahr ist, zwischen dem 30. Februar und dem 1. April.) 67)
67) Hier enden Toms Notizen, die er auf einzelne lose Blätter geschrieben hat. Ich habe den Text einer Seite weggelassen; sie enthält neben dem Axiom einige verschwommene Bemerkungen bezüglich der Periode zwischen dem 30. Februar und dem 29. März; diese Periode ist ja in seinem Tagebuch ausführlich beschrieben. Was nun folgt, steht wieder in diesem Tagebuch.
Téjas Antwort an Tim 68)
68) Sie steht in Tims/Toms eigenem Tagebuch.
Lieber Tim, ich hoffe und wünsche, dass du mich nicht vergisst und dass du weißt, dass ich existiere.
Nimm dein Tagebuch mit
1. April, kurz vor Sonnenaufgang
Dies also hat sie für mich aufgeschrieben. Sie hat ihrem Vater mein Tagebuch gestohlen (ich hatte im Stillen darauf gehofft), so dass ich später immer wieder lesen kann, was zwischen uns war. Mitten darin liegt eine Kokardenblume.
Der Hund hat es mir gebracht, als ich leise durch die Dünen schlich; er tauchte plötzlich
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