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Die Tunnel der Seele

Die Tunnel der Seele

Titel: Die Tunnel der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Talismans. Sie deckte ihn wieder zu, bevor Mason irgendetwas mitbekam.
    Die Toten verdienten Respekt. Der Tod war weder romantisch noch glamourös. Viel zu lange hatte sie sich über die Hoffnungen und endlosen Träumen der rastlosen Seelen Gedanken gemacht. All das war ihr jetzt egal, die Faszination war verflogen. Sie hatte absolut kein Bedürfnis mehr, mit einem weiteren Geist Bekanntschaft zu machen, vor allem nicht mit ihrem eigenen.
    Selbst Rachels Geist wollte sie nicht mehr begegnen, auch wenn die Verbindung zwischen beiden tiefer ging als die zwischen einer Mutter und ihrem Kind.
    Vielleicht waren die Geister Annas Schicksal. Vielleicht waren sie ihre Familie gewesen, ihr Zuhause, ihre Seelenverwandten, auch wenn sie sich immer nur kurz begegnet waren. Möglicherweise lungerten sie unsichtbar in ihrem Körper, in ihrem Blut, in den vom Krebs zerfressenen Zellen, die ihre Organe schwächten und sie unvermeidbar in die endgültige Finsternis drängten. Sie war ebenso ein Geist wie sie auch eine Sterbliche war. Eine Fremde in zwei fremden Welten.
    Aber so geht es doch allem Lebendigen. Wenn bei der Geburt der Lebensfunke entfacht wird, beginnt für uns alle gleichzeitig auch das Sterben.
    Also, was soll’s?
    Hatte sie wirklich erwartet, dass sie als Geist verstehen würde, was es bedeutete, ein Geist zu sein? Sie war sechsundzwanzig Jahre alt und der Bedeutung des Lebens in all der Zeit nicht auf den Grund gekommen. Warum sollte der Tod weniger mysteriös und geheimnisvoll sein?
    Was den heutigen Tag betraf, so genoss sie die frische Luft und ihre Schmerzen waren irgendwo bei sechs wie eine Schlaufe mit Schnippchen, vielleicht auch bei fünf wie ein Mann mit Bauch. Auf jeden Fall weit genug weg von null, vom Nichts. Sie könnte für all die leben, die schon gegangen waren, und auch für die, die noch geboren werden würden. Egal, ob ihr noch Wochen oder Monate blieben, sie nahm dieses Leben als kostbares und vergängliches Geschenk an.
    Anna sah etwas Silbernes im Trümmerhaufen aufleuchten. Unter den Balken entdeckte sie Zaumzeug, einen Sattel und eine Decke. Unter Masons interessierten Blicken zog sie die Sachen aus dem Schutt und sattelte eines der Pferde.
    Der angesammelte Rauch stieg aus ihren Lungen auf. Sie räusperte sich und machte sich laut speiend Luft. »Macht man das so in Sawyer Creek?«
    Mason lächelte sie an. Sein Gesicht war schmutzig, von Erschöpfung gekennzeichnet. Aber sein Lächeln war gar nicht so übel. Sie trug die Decke zu ihm und legte sie über seine Schultern. »Wir sollten dich besser warmhalten, nur für alle Fälle«, meinte sie.
    »Weiche Frost?«
    »Das ist nicht lustig.«
    »Ich weiß.«

81. KAPITEL
    S pence fing einen schwarzen Ascheklumpen auf, der zu Boden schwebte.
    Nein. Dies war nicht das WORT.
    Er schnappte einen weiteren Klumpen, dann noch einen und noch einen.
    Das WORT würde von Dauer sein. Ein simples Feuer konnte es nicht auslöschen. Er hustete. An seinen Augen und Wangen klebte Asche. Er hustete noch einmal, so stark, dass sein Magen bebte.
    »Warum kommst du nicht weg von dort? Der Rauch ist nicht gut für dich.«
    Er drehte sich um. Die Muse?
    Nein. Bridget. Miss Georgia, das jüngste Opfer seiner Manipulationskünste.
    »Du dämlicher Wichtigtuer«, schimpfte Bridet. »Sei froh, dass das Zeug verbrannt ist. Vielleicht kannst du ja eines Tages was Richtiges schreiben und nicht so eine gequirlte Scheiße.«
    Was Richtiges? Wie konnte sie es wagen ihn zu kritisieren?
    »Und dann halte mich bitte aus der Sache raus.« Sie stapfte davon, drehte sich dann noch einmal um und stemmte die Hände in die Hüften. »Ich weiß nicht, was ich jemals in dir gesehen habe. Jetzt sehe ich deinen miesen Charakter auf jeden Fall klar und deutlich.«
    »Bitte geh nicht.«
    »Hattest du nicht einmal gesagt, dass das immer dein liebstes Kapitel ist? Das Ende? Nun, ich für meinen Teil finde, das letzte Kapitel ist auch für uns geschrieben.«
    Spence schaute ihr hinterher. Sie war egal. Sie war doch nur eine weitere Requisite, eine weitere Charakterstudie. Eine von der unbedeutenden Sorte. Er stand im schwarzgrauen Ascheregen und wartete auf das WORT, hoffte darauf, dass ihm die Eingebung von oben kam.
    Wenn er sich an die Geschichte erinnern, sie wieder mit Leben füllen könnte, dann würde sich ihm das WORT vielleicht wieder offenbaren.
    War es nicht irgendwie um die Nacht gegangen? Er berührte die zerknüllte Seite in seiner Jacke. Vielleicht hatte er später, wenn viele

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