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Die Überlebenden der Kerry Dancer

Die Überlebenden der Kerry Dancer

Titel: Die Überlebenden der Kerry Dancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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unwichtig.« Hinter der Maske lässiger Gleichgültigkeit wurde allmählich die Härte erkennbar, die darunter saß. Farnholme schüttelte den Kopf, dann lachte er leise. »Bedaure, Colonel – aber ich muß ein bißchen kratzbürstig werden. Jedenfalls kann ich Ihnen versichern, daß keinerlei Zufall dabei im Spiele war. Fünf Jahre lang habe ich einzig und allein an der einen Sache gearbeitet – diese Dokumente da zur rechten Zeit und am richtigen Ort ausgehändigt zu bekommen; die Japaner sind nicht unbestechlich. Es ist mir gelungen, die Sachen zur rechten Zeit zu bekommen – aber nicht am richtigen Ort. Das ist der Grund, weshalb ich jetzt hier bin.«
    Der Colonel hatte nicht zugehört. Er hatte fasziniert nach unten auf die Dokumente gestarrt und langsam den Kopf hin und her bewegt; jetzt sah er wieder hoch. Sein Gesicht war plötzlich grau, verfallen und sehr alt.
    »Diese – diese Dokumente sind unbezahlbar, Sir.« Er hob die Hand, in der er die Fotokopien hielt, und starrte zu Farnholme hin, ohne ihn zu sehen. »Was sage ich – aller Reichtum der Erde ist nichts, verglichen mit diesem hier. Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger als Leben oder Tod, Sieg oder Niederlage. Das – das ist – Herr des Himmels, Sir, denken Sie doch nur an Australien! Unsere Leute müssen diese – sie müssen das unbedingt in die Hand bekommen!«
    »Ganz meine Meinung«, sagte Farnholme. »Sie müssen das unbedingt in die Hand bekommen.«
    Der Colonel starrte ihn schweigend an, seine müden Augen weiteten sich langsam in erschrecktem Begreifen, dann ließ er sich in seinen Stuhl zurückfallen und den Kopf auf die Brust sinken. Der Rauch seiner Zigarette stieg ihm brennend in die Augen, doch er schien es nicht einmal wahrzunehmen.
    »Wie gesagt, ganz meine Meinung«, sagte Farnholme. Er griff nach den Filmen und Fotokopien und begann, sie sorgfältig wieder in den wasserdichten Taschen seines Gürtels zu verstauen. »Vielleicht verstehen Sie jetzt allmählich, weshalb ich so verpicht darauf war – hm – auf dem Luftweg aus Singapur 'rauszukommen.« Er zog den Reißverschluß der Taschen zu. »Ich bin noch immer unverändert daran interessiert, glauben Sie mir.«
    Der Colonel nickte müde, sagte jedoch nichts.
    »Wirklich gar keine Flugmöglichkeit?« drang Farnholme in ihn. »Auch nicht mit der ramponiertesten, abgetakeltsten –« Er brach unvermittelt ab, als er den Ausdruck im Gesicht des Colonels sah, und setzte dann erneut an: »U-Boot?«
    »Nein.«
    Farnholme machte schmale Lippen. »Zerstörer, Fregatte oder sonst irgendein Marinefahrzeug?«
    »Nein.« Der Colonel kam im Stuhl nach vorn. »Auch nicht irgendein ziviles Fahrzeug. Die letzten – die Grasshopper , Tien Kwang, Katydid , Kuala, Dragonfly und einige andere kleine Küstenfahrzeuge dieser Art – sind gestern abend ausgelaufen. Sie dürften kaum schon wieder zurück sein. Und selbst wenn, so würden Sie damit keine hundert Meilen weit kommen, da es um den Archipel von japanischer Luftwaffe wimmelt. Alle diese Fahrzeuge haben Verwundete, Frauen und Kinder an Bord. Und sie werden ihre Reise größtenteils auf dem Meeresgrund beenden.«
    »Eine freundliche Wahl: Meeresgrund oder japanische Gefangenenlager.« Farnholme war damit beschäftigt, den schweren Gürtel wieder umzuschnallen. Er seufzte. »Alles gut und schön, Colonel – und wo gehen wir jetzt hin?«
    »Warum zum Teufel sind Sie überhaupt hergekommen?« fragte der Colonel mit bitterer Stimme. »Ausgerechnet nach Singapur, und ausgerechnet in diesem Augenblick. Wie in aller Welt haben Sie das eigentlich fertiggebracht?«
    »Per Schiff von Banjermasin«, sagte Farnholme. »Mit der Kerry Dancer – von allen schwimmenden Särgen, denen man jemals das Zertifikat der Seetüchtigkeit verweigert hat, der allerübelste. Der Kapitän ist eine aalglatte, verdächtige Type mit Namen Siran. Ich weiß es natürlich nicht, aber ich möchte schwören, daß der Kerl irgendein abtrünniger Engländer ist, der mit den Japanern auf mehr als freundlichem Fuße steht. Er behauptete zuerst, er ginge nach Khota-Baru – der Himmel mag wissen, warum –, doch dann besann er sich anders und fuhr hierher nach Singapur.«
    »Er besann sich anders?«
    »Ich habe ihm allerhand dafür bezahlt. War nicht mein eigenes Geld, so konnte ich es mir leisten. Ich hielt Singapur für einigermaßen sicher. Ich befand mich in Nordborneo, als ich mit meinem eigenen Empfangsgerät hörte, daß Hongkong und Guam und Wake

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