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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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bereits zweimal befördert worden, sodass er zunehmend besser an wichtige Informationen gelangte. Abgesehen davon war er entscheidend für eine von Clyntahns wichtigsten Strategien.
    Das war der Hauptgrund, warum man diesem Agenten den Decknamen ›Harysyn‹ gegeben hatte: Benannt war er nach dem größten sterblichen Helden im Krieg gegen Shan-weis Jünger zu Anbeginn der Schöpfung.
    »Hat dieser Bericht noch etwas anderes enthalten, was für uns von Belang wäre?«, fragte der Großinquisitor. »Etwas darüber, was denn nun genau mit Harpahr geschehen ist?«
    »Darüber fand sich nichts, Euer Exzellenz.« Rayno schüttelte den Kopf. »In seiner Nachricht erwähnt Harysyn die Schlacht tatsächlich gar nicht. Vermutlich wurde das Schreiben bereits abgefasst, bevor das Gefecht überhaupt stattgefunden hat – oder zumindest, bevor Harysyn etwas darüber erfahren konnte. Aber er sagt, Mahndrayn habe mit Olyvyr über Schiffskonstruktionen gesprochen. Er hat Gerüchte aufgeschnappt, Seamount und Mahndrayn würden zusammen mit Howsmyn daran arbeiten, die neuen Projektile – sie nennen sie Granaten – zu verbessern und zudem eine neue Technik zum Gießen von Geschützen zu entwickeln. Aber was auch immer sie im Schilde führen, sie behandeln jegliche Informationen darüber streng vertraulich. Und nach seiner jüngsten Beförderung hat Harysyn keine Gelegenheit mehr, ihre interne Korrespondenz einzusehen.«
    Wieder stieß Clyntahn einen Grunzlaut aus, dieses Mal deutlich weniger zustimmend. Die Skizzen, die Harysyn ihnen hatte zukommen lassen – von den neuen charisianischen Patronen mit eingezogener Basis, dem Steinschloss-Mechanismus und den Artilleriekartuschen –, waren immens wertvoll gewesen. Es war Harysyn auch gelungen, die genaue Zusammensetzung des charisianischen Schießpulvers in Erfahrung zu bringen. Dieses Pulver verringerte nicht nur die Ablagerungen im Lauf oder Rohr, sondern war auch noch deutlich leistungsstärker als das, das Mutter Kirche bislang zur Verfügung gestanden hatte. Auch über die neue Technik, gekörntes Pulver herzustellen, hatte Harysyn Informationen liefern können. Natürlich hatte die Inquisition sehr genau darauf achten müssen, wie sie diese Informationen der Tempelgarde und den weltlichen Herrschern auf dem Festland zukommen ließ. Schließlich wollte sie ja nicht preisgeben müssen, dass sie von einem Agenten auf feindlichem Gebiet stammten. Doch das hatte Clyntahn reichlich Vorwarnzeit hinsichtlich sämtlicher Neuerungen geliefert, die er im Rahmen der Ächtungen von Jwo-jeng rechtfertigen musste.
    »Und dieser unerträgliche Dreckskerl Wylsynn?«, grollte er nun, als der Gedanke an die Ächtungen seinen Verstand auf vertrautes Terrain brachte.
    »Harysyn hat ihn nur sehr selten persönlich zu Gesicht bekommen.«
    Rayno mühte sich, so sachlich zu klingen wie möglich. Der Hass, den Clyntahn der ganzen Familie Wylsynn entgegenbrachte, hatte sich im Laufe des letzten Jahres noch gesteigert. Es grenzte schon an Besessenheit. Der Umstand, das sich Samyl und Hauwerd Wylsynn, die beiden Männer, die Clyntahn von allen Menschen auf der ganzen Welt am meisten hasste, der peinlichen Befragung und den Strafen Schuelers durch einen ungeplanten Tod hatten entziehen können, stachelte diesen Hass an. Ihn steigerte, dass Samyls Gemahlin und die Kinder der Inquisition durch die Finger geschlüpft waren. Am schlimmsten aber war, dass sich Paityr Wylsynn den Ketzern angeschlossen hatte. Er hatte sich allen Ernstes bereit erklärt, Maikel Staynair als Intendant zu dienen. Und nicht nur das: Er hatte sogar die Leitung des von Shan-wei persönlich ersonnenen Patentamts der Charisianer übernommen! Ein Angehöriger von Clyntahns eigenem Orden unterstützte doch tatsächlich diese Flut der Neuerungen, die es dem abtrünnigen Königreich überhaupt erst ermöglichten, die völlig verdiente Vernichtung abzuwenden, die der Großinquisitor angeordnet hatte!
    »Aber er hat bestätigen können, dass Madame Wylsynn und ihre Kinder in Tellesberg eingetroffen sind, Euer Exzellenz«, setzte Rayno vorsichtig hinzu. Wieder einmal lief Clyntahns Gesicht beunruhigend rot an.
    Kurz sah es aus, als würde der Großinquisitor wieder einen seiner berüchtigten Tobsuchtsanfälle haben. Clyntahn aber atmete tief durch und beruhigte sich wieder.
    »Dann werden wir wohl darauf hoffen müssen, dass er sich zur falschen Zeit in seinem Arbeitszimmer aufhält«, sagte er. Doch dann schüttelte den Kopf. »Nein, eigentlich

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