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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Rah sich in Bewegung setzte, veränderte sich auch die Lage des Segels selbst: Zuvor hatte es lotrecht zum Wind gestanden, nun stand es beinahe parallel dazu. Die Wanten, die den Mast hielten, verhinderten jedoch, dass die Rah ganz so weit längsschiffs schwenkte, wie sich die Mannschaft der Destiny das als Idealfall gewünscht hätte. Das war einer der Hauptgründe, weswegen Rahsegler nie ganz so hart am Wind segeln konnten wie Schoner. Auf diese Weise aber verminderte sich der Druck auf das Vorsegel immens.
    »Geit auf! Anholt die Notgordings!«
    Die Geitaue führten vom Schothorn des Segels bis zum Ende der Rahen, dann durch Blöcke nahe der Rahenmitte und hinab zum Deck, während die Bauchgordings von der Rah bis zum Unterliek des Segels reichten. Während die Männer an Deck anholten, hoben die Geitaue und Bauchgordings das Segel an. Dabei halfen ihnen die Notgordings – Taue, die man eigens für solche Wetterverhältnisse in der Takelage hatte. Es waren einfache Seile, die von der Rah hinunterführten und dann eine Schlinge um das Segel bildeten, fast wie ein weiterer Satz Bauchgordings. Ihr Name verriet bereits, dass sie eigentlich nur im Notfall zum Einsatz kamen, und ihre Aufgabe bestand darin, das Unterliek anzuholen. Der Wind konnte dann nicht mehr weiter auf eine gespannte Segelfläche einwirken. Danach sollte sich das Tuch ohne größere Mühe bergen lassen.
    »Fiert auf das Fall!«
    Die Toppsgasten warteten, bis das Tuch gänzlich geborgen war und die Rah wieder ihre ursprüngliche Position eingenommen hatte. Erst dann konnten sie gefahrlos auf die Rah selbst. Wurde die Rah wieder ordnungsgemäß ausgerichtet, war es deutlich leichter – und ungefährlicher –, sie von der oberen Spiere zu erreichen. Wäre die See ruhiger, wären viele der Männer wohlgemut auf die Rah selbst gestiegen und hätten sich ganz auf ihren Gleichgewichtssinn verlassen. Aber unter derartigen Windverhältnissen war es unverzichtbar, das unter der Rah befestige Fußpeerd zu nutzen.
    Die Männer verteilten sich über die fünfundsiebzig Fuß lange Spiere, siebzig Fuß über dem schwankenden, stampfenden Deck – fast neunzig Fuß über der unbändigen, schäumenden Wut der Wellen, wann immer das Deck gerade einmal horizontal lag. Mit bloßen Händen zwangen sie das Tuch dazu, sich ihrem Willen zu fügen, während der Wind und der Regen sie unablässig peitschten.
    Ein Geitau nach der anderen wurde um das eingeholte Segel geschlungen und fest vertäut. Dann wurde es Zeit, das Gleiche mit dem Großbramsegel zu wiederholen.
    »Halten Sie sie so nah an Ostnordost, wie Sie können, Waigan!«, schrie Yairley seinem Ersten Rudergänger geradewegs ins Ohr.
    Waigan, der Inbegriff eines alten Kämpen, blickte zu den Sturm-Stagsegeln empor. Die dreieckigen Stagsegel dreifacher Dicke zwischen dem Kreuzmast und dem Großmast sowie dem Groß- und dem Fockmast waren zusammen mit dem Sturm-Vorstagsegel alles, was die Destiny derzeit an Segeln gesetzt halten konnte.
    »Ostnordost, aye, Sir!«, schrie er zurück, während Regen und Gischt von seinem eisengrauen Bart heruntertroffen. »So nah wir können, Sir!«, versprach er. Yairley nickte und gab ihm einen zufriedenen Klaps auf die Schulter.
    Kein Segelschiff konnte den einmal angelegten Kurs tatsächlich einhalten, und schon gar nicht unter derartigen Bedingungen. Tatsächlich waren vier Mann am Steuer erforderlich, um überhaupt irgendeinen Kurs halten zu können. Sie konnten sich nur bemühen, das Schiff in etwa auf dem ursprünglich geplanten Kurs zu halten, und der Erste Rudergänger würde dabei nicht einmal auf die Kompassrose schauen können. Er würde ganz auf besagte Stagsegel achten müssen und sich immer wieder vergewissern, dass sie den Wind richtig nahmen und dem Schiff den Schwung und die Stabilität verliehen, die sie brauchten, um diesen Mahlstrom überhaupt zu überstehen. Der dienstälteste seiner Helfer würde auf den Kompass achten und den Ersten Rudergänger informieren, sobald sie zu weit vom geplanten Kurs abwichen.
    Noch einmal blickte Yairley zu den Segeln auf. Dann wischte er sich den Regen aus dem Gesicht und winkte Garaith Symkee herbei, den Second Lieutenant der Destiny .
    »Aye, Sir?«, brüllte Lieutenant Symkee und beugte sich nahe genug zu Yairley hinüber, um ihn trotz des Sturms zu verstehen.
    »Ich denke, so wird es erst einmal gehen, Master Symkee!«, schrie Yairley zurück. »Halten Sie sie auf Ostkurs, so gut das eben geht! Vergessen Sie bloß nicht,

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