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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Nun durchpflügte die Galeone in rasender Fahrt die gewaltigen, schaumgekrönten Wellen, die ihr von achteraus hinterherzulaufen schienen. Immer wieder zerpflückte eine Sturmböe die Wellenkämme. Während der Wind weiter nach Osten drehte, wurde das Schiff auf diese Weise langsam, aber stetig von seinem Nordost-Kurs auf einen zunehmend nördlichen Kurs gezwungen. Die Wellen indes, die sich noch nicht an die veränderte Windrichtung angepasst hatten, rollten immer noch von Südsüdwest heran. So krachten sie beinahe schon dwars gegen den Schiffsrumpf, nicht von achteraus, und sorgten so für eine unangenehme Rollbewegung des Schiffes. Das erklärt natürlich auch das kalkweiße Gesicht des jungen Zhones’ , dachte der Captain ein wenig mitleidig. Der junge Bursche schlug sich wirklich wacker. Aber ebenso unbestreitbar neigte er dazu, seekrank zu werden.
    Wichtiger jedoch war, dass mit Veränderung in der Bewegung des Schiffes Yairley auch auf die veränderte Windrichtung aufmerksam geworden war. Deswegen war er an Deck gekommen. Wenn der Wind noch weiter drehte, dann standen ihnen ernste Schwierigkeiten bevor.
    Selbst für einen so erfahrenen Seemann wie Yairley war es schlichtweg unmöglich, genau zu wissen, wie weit nach Osten er gekommen war. Er hatte Zweifel, dass es reichen würde. Wenn seine Einschätzung stimmte, dann befanden sie sich fast genau südlich der Hecht-Bank, jener hundertfünfzig Meilen langen Sand- und Felsbarriere, die den Schraper-Sund nach Osten begrenzte. Langhorne allein wusste, wie viele Schiffe auf dieser Untiefe schon in Schwierigkeiten gekommen waren. Und die Geschwindigkeit, mit der der Wind drehte, war erschreckend. Wenn es so weiterging, würde der Sturm innerhalb der nächsten Stunde die Destiny geradewegs in die Untiefe drücken, und wenn das geschähe ...
    Der Wind drehte weiter nach Osten, und er änderte seine Richtung sogar noch rascher, als Yairley erwartet hatte. Vielleicht – nur vielleicht – hatte die Windstärke ein wenig nachgelassen. Die Gefahr allerdings, die die neue Richtung mit sich brachte, wiegte diesen schwachen Trost mühelos wieder auf. Grimmig ging dieser Gedanke Yairley durch den Kopf. Die rasche Änderung der Windrichtung tat auch der Bewegung des Schiffes selbst nicht gerade gut: Die Destiny rollte und stampfte schlimmer denn ja. Nun kamen die Wellen geradewegs backbord achteraus ein, und das Schiff schlingerte so sehr, dass die Pumpen stündlich mindestens fünf Minuten lang arbeiten mussten. Das Wasser, das an Bord kam, bereitete dem Captain keine sonderliche Sorge – bei jedem Schiff drang ein wenig Wasser durch die Fugen, wenn sich die Spanten solchem Wetter zu stellen hatten. Ein wenig Wasser kam auch immer über die Geschützpforten und Luken herein, so dicht man sie auch verstopfen mochte. Doch der Anblick der sturmgepeitschten Gischt in dieser Nacht war beunruhigender denn je.
    Außerdem wies jetzt, wenn sich Yairley nicht allzu sehr täuschte, der Bugspriet seines Schiffes geradewegs auf die Hecht-Bank.
    Wir kommen nicht weit genug nach Osten, egal, was wir tun , dachte er. Damit bleibt uns nur Westen. Natürlich warten da auch ein paar kleinere Probleme, nicht wahr?
    Darüber dachte er noch einen Moment nach, blickte ein weiteres Mal zu den Segeln auf, stellte Überlegungen zu Wellengang und Stärke des heulenden Windes an und traf schließlich seine Entscheidung.
    »Rufen Sie die Mannschaft zusammen, Master Symkee! Wir legen das Schiff auf Backbordbug!«
    Sir Dunkyn Yairley starrte in die Finsternis hinaus und ertappte sich bei dem Wunsch, die Blitze, die zuvor noch unablässig den Nachthimmel durchzuckt hatten, hätten sich nicht ganz so rasch verzogen. Momentan nämlich konnte er kaum etwas erkennen. Allerdings war die windgepeitschte Gischt so dicht, dass es wahrscheinlich auch mit ein wenig mehr Licht kaum besser gewesen wäre. Doch was Yairley nicht sehen konnte, das konnte er immer noch fühlen. Eine Hand auf die Schanz der Destiny schloss er die Augen und konzentrierte sich ganz darauf, wie die hoch aufragenden Wellen immer und immer wieder unablässig gegen den Schiffsrumpf krachten.
    Der richtige Zeitpunkt , dachte ein kleiner Teil seines Verstandes. Es geht immer nur um den richtigen Zeitpunkt.
    Er bemerkte den zwölfjährigen Midshipman nicht, der mit kalkweißem Gesicht gegen den Brechreiz ankämpfte und ihn beobachtete. Das Gesicht des jungen Burschen verriet echte Ehrfurcht. Doch auch das sah Yairley nicht. Er bemerkte kaum die

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