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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Deprimierenderes ist dir nicht eingefallen, oder?«, hänselte sie ihn liebevoll, als der letzte Ton verklungen war. Byrk zuckte mit den Schultern.
    »Ich finde die Ballade eigentlich gar nicht deprimierend«, sagte er, legte die Gitarre wieder zurück in ihren Koffer und fuhr mit einer Fingerspitze sanft über die Saiten. Dann blickte er wieder zu seiner Großmutter auf. »Ja, sicher, das Lied ist traurig, Großmutter, aber doch nicht deprimierend. Dafür steckt darin viel zu viel Liebe zur See.«
    »Ja, da hast du wohl Recht«, gestand sie ein.
    »Natürlich habe ich Recht – ich bin schließlich der Poet in der Familie, erinnerst du dich?« Er lächelte ein ansteckendes Lächeln. »Abgesehen davon«, das Lächeln wurde noch herzlicher und sanfter, »ich liebe dieses Lied so sehr, weil es mir ein ganz besonderer Mensch beigebracht hat.«
    »Du Schmeichler!« Sanft versetzte sie seinem Knie einen Klaps. »Das hast du von deinem Vater. Und der wiederum hat es von deinem Großvater.«
    »Ach, wirklich?« Diese Vorstellung schien Byrk ernstlich zu erstaunen. Nachdenklich blickte er einige Sekunden lang auf das schimmernd blaue Wasser. Dann nickte er, als hätte er gerade etwas Grundlegendes erfahren. »Ah, deswegen hat jemand mit der Raimahn-Nase eine zum Heiraten abgekriegt, die so gut aussieht wie du! Das hatte mich immer schon gewundert.«
    »Also wirklich, Byrk! In meiner Jugend hätte man jemanden wie dich einen ›Hallodri‹ genannt!«
    »Oh nein, Großmutter, das ist ungerecht! Ich bin mir sicher, damals wäre dir dafür ein viel unhöflicherer Ausdruck eingefallen!«
    Kopfschüttelnd lachte sie ihn an, und er streckte ihr die Schale mit den Weintrauben entgegen. Sie nahm eine Traube heraus und steckte sie sich in den Mund. Byrk stellte die Schale vor sie auf den Tisch.
    »Die Trauben aus dem Gewächshaus sind es einfach nicht«, bemerkte er. »Da vermisse ich doch gleich wieder unsere Weinstöcke in der Heimat.«
    Bei diesen Worten blickte er erneut auf die Bucht hinaus. So entging ihm der Schatten, der sich über den Blick seiner Großmutter senkte. Wenigstens konnte er so tun, als hätte er es nicht bemerkt.
    »Sie haben nicht ganz so viel Zucker«, erwiderte sie, und ihrer Stimme war nicht anzumerken, dass sich ihr Blick verdüstert hatte.
    »Das wird’s wahrscheinlich sein«, stimme er zu und lächelte sie erneut an.
    Sie tat es ihm gleich und nahm sich noch eine Weintraube. Dann lehnte sie sich in ihrem Sessel zurück und neigte den Kopf ein wenig zur Seite.
    »Und du willst heute Abend also schon wieder zu Madame Pahrsahn?«, fragte sie dann fröhlich. »Man hört, du hättest mindestens ein Dutzend Rivalen, die ebenfalls um ihre Gunst buhlen.«
    »Zu wahr, zu wahr!« Er führte seinen Handrücken an die Stirn, eine Pose purer Tragik. »Raif Ahlaixsyn, dieser Idiot, hat ihr doch tatsächlich gestern ein Sonett vorgetragen – und hatte tatsächlich die Traute, es richtig gut zu machen!« Er schüttelte den Kopf. »Rasch, Großmutter! Was muss ich tun, damit ich in ihren Augen wieder besser dastehe?«
    »Ach, das kommt ganz von selbst!« Kopfschüttelnd blickte sie ihn an. »Bei der Geschwindigkeit, mit der sie neue Verehrer anzieht, wirst du sicher bald weit abgeschlagen sein.«
    »Großmutter ...« Voller Zuneigung blickte er sie an. »Ich bewundere Madame Pahrsahn sehr. Zugleich ist sie die schönste Frau, der ich jemals begegnet bin – und bitte vergiss nicht, dass die jugendliche Schönheit meiner Großmutter väterlicherseits da eine ziemlich hohe Messlatte angelegt hat. Aber was noch viel wichtiger ist, ich habe noch nie jemanden kennen gelernt, der so geistreich oder so kultiviert ist wie sie. Natürlich ist sie auch ungefähr doppelt so alt wie ich. Ich fürchte, sie sieht in mir den tapsigen Welpen, nicht etwa den ernst zu nehmenden Bewerber. Aber ich versichere dir, dass ich mich bei ihren Abendgesellschaften stets nur von meiner besten Seite zeige.«
    »Natürlich, das weiß ich doch!«, gab Sahmantha ein wenig arg rasch zurück. Byrk lachte und drohte ihr spielerisch mit dem Zeigefinger.
    »Nein, das weißt du nicht!«, schalt er sie. »Du flunkerst! Du machst dir Sorgen, dein geliebter Enkel könne von dieser atemberaubenden, kultivierten älteren Frau so angetan sein, dass er sich zu einer Indiskretion mit ihr hinreißen lassen könnte.« Er schüttelte den Kopf, und seine braunen Augen funkelten nachgerade diabolisch. »Vertrau mir, Großmutter! Wenn ich mich auf eine Indiskretion

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