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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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grundlosen, unberechtigten Angriff zu verurteilen. König Haarahlds Entscheidung, sich zu verteidigen, hatte er voll und ganz unterstützt; es war König Caylebs Handeln, das Claitahn nicht gutheißen konnte.
    Und auch hier gab er nicht allein Cayleb die Schuld. Claitahns Ansicht nach war Haarahld zu früh gestorben, und deswegen, so sah Claitahn es, habe Cayleb in viel zu jungen Jahren den Thron besteigen müssen. Nur deswegen befinde sich der neue König von Charis in dieser sehr gefährlichen, verzweifelten Situation. Es sei zwar unbestreitbar Caylebs Pflicht, sein Volk zu beschützen. Nur sei er einfach viel zu jung gewesen, viel zu empfänglich für den Druck, den seine weltlichen und kirchlichen Ratgeber auf ihn ausübten. Die wahren Schuldigen waren für Claitahn daher Maikel Staynair und Graf Gray Harbor, die Cayleb dazu gedrängt hätten, eine offene Kirchenspaltung zu unterstützen, statt zunächst voller Respekt an das Rechtsempfinden des Großvikars zu appellieren. Von diesem Punkt aus zur Gründung des neuen, abnormen ›Kaiserreichs Charis‹ war es nach Claitahns Meinung nur ein einziger, unvermeidbarer Schritt gewesen, und jenen Schritt konnte er nicht mehr unterstützen. Doch gleichzeitig war er in jedem Streitgespräch sofort und voller Leidenschaft bereit, das Reich Charis zu verteidigen – ganz im Gegensatz zur Kirche von Charis.
    Die Kinder, die ihm und Sahmantha noch verblieben waren, hatten ihn in dieses freiwillig gewählte Exil begleitet. Er ermutigte sie weiterhin, sich nach wie vor als Charisianer zu betrachten. Sahmantha brachte es nichts übers Herz, es ihrem Gemahl zu sagen, doch sie dachte anders über die ganze Sache. Tatsächlich hatte sie ihm nahe gelegt, sich außerhalb des Charisianischen Viertels niederzulassen und sich nach Kräften in die Gesellschaft der Siddarmark einzugliedern.
    Sie liebte ihre Heimat keinen Deut weniger, als Claitahn das tat. Doch im Gegensatz zu ihm, weil ehrlicher sich selbst gegenüber, war sie davon überzeugt, dass die Kirche von Charis nicht einfach wieder verschwinden würde. Niemals würde es zu einer friedlichen Einigung mit dem Tempel kommen, von der Claitahn träumte und die er so sehr herbeisehnte. Wenn die ketzerische Kirche jemals besiegt würde, dann nur mit dem Schwert. Dieses Blutbad und auch die Rache der Opfer würden das Königreich, das er so liebevoll in Erinnerung hielt, völlig zerstören. Die Asche würde das Erdreich vergiften, das dann noch über Generationen hinweg bittere Früchte hervorbringen würde. Sahmantha wollte nicht miterleben müssen, wie ihre Familie ihrerseits vergiftet würde, indem sie sich an eine Identität klammerte, die bereits jetzt dem Untergang geweiht war. Besser, sogar viel besser, wäre es, wenn sie endlich der Wahrheit ins Auge blickten und zu Siddarmarkianern würden. Denn genau dazu hatte ihr Schicksal und ihr Gottvertrauen sie gemacht. Claitahn und sie würden hier in Siddar-Statt sterben; man würde sie in der fremden Erde der Republik bestatten. Immer noch träumte sie beide von einer Vergangenheit, die sich niemals wieder würde zurückholen lassen. Doch Sahmantha würde ihrem geliebten Gemahl gegenüber nie auch nur andeuten, was ihr selbst längst bewusst geworden war: Die Hoffnung, der er sich nach wie vor hingab, war nichts als ein schöner Traum – und konnte auch nie mehr sein.
    Doch nicht jeder Charisianer, der in der Republik lebte, teilte diese Einstellung. Die Risse innerhalb der rasch anwachsenden charisianischen Gemeinde hier in Siddar-Stadt wurden jeden Tag tiefer – und hässlicher. Mehr als ein Drittel der Bewohner des Charisianischen Viertels waren nicht aus religiösen Gründen aus Charis geflohen. Die Möglichkeiten des Handels hatten sie hierher geführt, bevor der Krieg ausgebrochen war. Der anwachsende Zustrom von Neuankömmlingen stand ebenso treu zum Tempel wie Sahmantha und Claitahn. Doch selbst von diesen fühlte sich ein zunehmender Teil von den reformistischen Bestrebungen innerhalb der Kirche auf dem Festland angezogen – und nirgends waren diese reformistischen Tendenzen stärker ausgeprägt als in der Republik. Zunehmend mehr Siddarmarkianer stellten fest, dass die Vorwürfe, die Gottesmännern wie Maikel Staynair vorbrachten, durchaus zu ihrer eigenen Enttäuschung über das passten, zu was das Vikariat und die Kirche durch Männer wie Zahmsyn Trynair und Zhaspahr Clyntahn geworden waren. Selbst viele der charisianischen Exilanten, die ihrer Heimat voller Entsetzen

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