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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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ob der offenen Kirchenspaltung den Rücken gekehrt hatten, zogen da mit. Eine Kirchenspaltung hießen sie alle nicht gut, aber respektvolle Reformen verlangten auch sie.
    Sahmantha Raimahn war eine kluge Frau, die ihre Umgebung sehr genau beobachtete. Sie war entschlossen, ihre Familie zu beschützen, und die Schatten wurden dunkler, selbst hier in der Republik. Auch Claitahn hatte das bemerkt. So sehr er vielen Argumenten der Reformisten zustimmte, weigerte er sich doch hartnäckig, sich dieser Bewegung anzuschließen. Gleiches galt für Sahmantha. Denn sie hatte zu deutlich gesehen, zu welchen Gräueltaten Zhaspahr Clyntahns Inquisition fähig war. Sie sah, welche Gefahr damit einherging, wenn man als Reformist bezeichnet (oder denunziert) wurde, selbst hier in der Republik, wo die Gesetze der Inquisition noch nicht ganz so gnadenlos durchgesetzt wurden. Das war der wahre Grund, weswegen sie sich sehnlichst wünschte, sie könnte ihren Enkel von dieser Aivah Pahrsahn fernhalten. Immer öfter kamen Sahmantha Gerüchte zu Ohren, diese brillante, geistreiche, wohlhabende Schönheit, die es geschafft hatte, die gesamte Gesellschaft von Siddar-Stadt im Sturm zu erobern, stehe der Reformisten-Bewegung äußerst aufgeschlossen gegenüber. Wie stets sprach Madame Pahrsahn sehr sanft und ruhig über alles, sprach sich mit Nachdruck für friedliche Reformen aus, verurteilte jede Form der Gewaltanwendung und umkleidete ihre leise und ruhig vorgebrachten Argumente stets mit Begriffen wie Liebe und Mitgefühl. Niemand, der auch nur halbwegs bei Verstand war, hätte ihr die geringste Unschicklichkeit vorwerfen können ... aber hier und jetzt waren nicht die Zeit für Stimmen der Vernunft.
    Sei vorsichtig, Byrk! , flehte sie innerlich das Enkelkind an, das sie wie ihren eigenen Sohn aufgezogen hatte. Ach, bitte sei vorsichtig, mein Lieber! Du bist deinem Großvater einfach zu ähnlich. Du versuchst, dir das nicht anmerken zu lassen. Aber unter der Maske, die du die Welt sehen lässt, empfindest du viel zu viel, und du hast einfach zu viel Integrität für Zeiten wie diese! Vergiss, dass du ein Charisianer bist, und denke immer daran, vorsichtig zu sein! Bitte werde Siddarmarkianer!
    Patsch!
    Sailys Trahskhat erstarrte, als der faule Apfel ihn genau zwischen den Schulterblättern traf und dann an seinem Rücken hinabrutschte. Das Fruchtfleisch hinterließ eine klebrig matschige Spur. Sofort wirbelte Trahskhat herum, suchte nach demjenigen, der die Frucht geworfen hatte. Doch nirgends erkannte er einen schuldbewussten Gesichtsausdruck, der den Übeltäter verraten hätte. Ja, tatsächlich schien niemand in seine Richtung zu blicken ... verdächtigerweise.
    Er ballte die Fäuste. Doch ansonsten gelang es ihm – irgendwie –, sich seinen Zorn nicht anmerken zu lassen. Es war nicht das erste Mal, dass so etwas geschah. Es wird auch nicht das letzte Mal sein! , dachte er grimmig. Er konnte einfach nur von Glück reden, dass es ein Apfel gewesen war, kein Stein.
    Und wenigstens hat der Dreckskerl dieses Mal nicht auch noch etwas gebrüllt! , dachte er. So ein dreckiger Feigling! Hat nur dann genug Mut, wenn er sich seinem Gegner nicht offen stellen muss, was? Dann riss er sich zusammen. Ist vielleicht auch gut so. Wenn er etwas gesagt hätte, wenn er sich auf diese Weise verraten hätte, dann hätte ich etwas unternehmen müssen – und Langhorne allein weiß, wo das geendet hätte!
    Trahskhat machte sich wieder an die Arbeit, wuchtete sich einen weiteren Sack emeraldianischer Kakaobohnen über die Schulter und reihte sich in die Schlange der Hafenarbeiter ein, die diese Waren in die Lagerhäuser schleppten. Gut bezahlt war die Arbeit nicht. Aber es war immer noch besser als die Suppenküche, und er konnte sich glücklich schätzen, überhaupt Arbeit gefunden zu haben. Für viele andere galt das nicht. Wenn er nicht so aufgewühlt war wie gerade jetzt, wurde ihm jedes Mal aufs Neue bewusst, dass dies der Grund für die Feindseligkeit war, mit der er sich jeden Tag aufs Neue abfinden musste. Trotzdem ...
    »Hast du gesehen, wer das war?«, fragte ihn eine leise Stimme, als sie in das Halbdunkel des Lagerhauses getreten waren. Trahskhat ließ den schweren Sack auf eine Palette sacken. Dann wandte er sich demjenigen zu, der ihn angesprochen hatte. Franz Shumahn, sein Vorarbeiter, blickte ihn mit erhobener Augenbraue an. Shumahn war Siddarmarkianer. Zugleich aber war er ein wirklich anständiger Bursche. Jetzt wirkte der Vorarbeiter

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