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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Sharleyan ihn begleiten. Obwohl: Er ersparte seiner kleinen Tochter die alles andere als gemütliche und möglicherweise ernstlich gefährliche Überfahrt im Winter gern. Aber es gab noch einen Grund, einen gewichtigeren, weswegen Alahnah und ihre Mutter in Cherayth geblieben waren. Einen Grund dafür, dass Merlin weiterhin an der Seite der beiden blieb: Sharleyan würde schon bald selbst eine Reise antreten. Cayleb beneidete seine Frau wahrlich nicht um die Aufgabe, der sie sich am Ende der Reise würde stellen müssen.
    Na ja, niemand hat dir versprochen, das Ganze werde leicht sein ... oder angenehm , rief er sich ins Gedächtnis zurück. Also denk nicht weiter darüber nach, wie sehr du Nahrmahn und Ohlyvya darum beneidest, dass sie wenigstens zusammen sein können! Konzentrier dich lieber darauf, deine Aufgabe zu erfüllen! Sharley wird ihren Teil schon hinbekommen – und je früher das geschieht, desto früher kann sie auch zu dir kommen!
    »Ja, das stimmt, es könnte wirklich deutlich schlimmer sein«, sagte er in gewollt fröhlichem Tonfall und verzog die Lippen dann zu einem schiefen Grinsen. »Ich könnte zum Beispiel ein so jämmerlicher Seemann sein wie Nahrmahn!«

.III.
Der Tempel,
Zion, die Tempel-Lande
    Dafür, dass wir die mächtigsten Männer der Welt sind, sehen wir aber ganz schön armselig aus! , dachte Vikar Rhobair Duchairn säuerlich und blickte sich im Sitzungssaal um. Im Augenblick schaute ihn keiner der anderen Anwesenden an. Ihnen allen waren in unterschiedlicher Ausprägung Entsetzen, Bestürzung und Zorn ins Gesicht geschrieben.
    Der Sitzungssaal war, wie immer, prächtig möbliert, wie immer angenehm indirekt beleuchtet und, wie immer, auf geheimnisvolle Weise herrlich temperiert. Dennoch schien Duchairn die Atmosphäre, die im Saal herrschte, wie ein Echo des bitterkalten Schneesturms, der jenseits des eigentlichen Tempelgeländes durch die Straßen von Zion heulte. Überraschend war der Grund dafür nicht die Nachricht, die sie gerade erhalten hatten ... und oder dass es so lange gedauert hatte, bis sie überhaupt eingetroffen war. Dass im Winter die Sicht so schlecht war, stellte eine der größten Schwächen des kirchlichen Semaphorensystems dar, und in diesem Winter schien das Wetter noch schlechter als sonst. Jedenfalls in Zion war dem so. Duchairns Bemühungen, den Armen und Obdachlosen der Stadt genug Wärme und Nahrung zu verschaffen, damit sie überleben konnten, hatte bislang Dutzenden – vielleicht sogar Hunderten – das Leben gerettet. Doch das Schlimmste stand der Stadt noch bevor, und Duchairn wusste genau, dass er unmöglich würde alle retten können.
    Wenigstens versuchte Mutter Kirche in diesem Jahr, ihre Pflicht zu erfüllen, den schwächsten und verletzlichsten unter Gottes Kindern beizustehen. Dafür zu sorgen, dass das wirklich geschah, raubte Duchairn sehr viel Zeit. Zugleich brachte es ihn auch dazu, deutlich häufiger als seine Kollegen das Gebiet des Tempels zu verlassen. Daher, so vermutete er, hatte er auch einen deutlich besseren Überblick, wie eigentlich die Bürger von Zion über den Heiligen Krieg dachten, zu dem Mutter Kirche aufgerufen hatte. Ständig patrouillierten Zhaspahr Clyntahns Inquisitoren in der Stadt, und Clyntahn hatte natürlich Zugang zu sämtlichen ihrer Berichte. Aber Duchairn bezweifelte ernstlich, dass der Großinquisitor sonderlich viel darauf gab, was die ärmsten Bürger von Zion über die Entscheidungen der Kirchenfürsten sagten. Duchairn hingegen kam bei seinen Bemühungen um das Wohl der Ärmsten deutlich häufiger in Kontakt mit eben diesen Menschen, und zumindest ein Teil dessen, was sie wirklich dachten, durchdrang die Mauer aus Ehrerbietung und (so ungern er das auch eingestand) Furcht, die sein hohes Priesteramt um ihn als Menschen zog. Vielleicht hätte er noch mehr in Erfahrung gebracht, wenn ihn nicht ständig eine Eskorte eigens abgestellter Tempelgardisten umringt hätte. Auf sie zu verzichten kam allerdings überhaupt nicht in Frage.
    Und das verrät einige äußerst unschöne Dinge darüber, wie unsere geliebten Untertanen über uns denken, nicht wahr, Rhobair? Er spürte, wie sich angesichts der Ironie seiner Lage seine Lippen zu einem bitteren Lächeln verzogen. Er wollte doch nur für das Volk von Zion da sein, so wie es sich für einen Vikar Gottes geziemte! Und doch würde der Versuch, das ohne eine Leibwache zu tun, höchstwahrscheinlich dazu führen, dass ihn einer eben dieser Menschen umbrächte. Aus

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