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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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deren Blickwinkel betrachtet sicher eine sinnvolle Entscheidung! Sie sehen und machen wohl kaum einen Unterschied zwischen dem einen und dem anderen Mitglied der ›Vierer-Gruppe‹. Angesichts von Zhaspahrs Vorstellung, wie man für Gehorsam sorgt, wäre, mir einen Dolch in die Rippen zu jagen, wahrscheinlich noch eine humane Art der Abrechnung! Nicht, dass Allayn und Zhaspahr mich ohne meine Wächter überhaupt auf die Straßen ließen, selbst wenn mich alle so lieben und ehren würden, wie das anscheinend bei Staynair in Charis der Fall ist.
    Duchairn wusste ganz genau, warum Allayn Maigwair und Zhaspahr Clyntahn Captain Khanstahnzo Phandys für den perfekten Kommandeur der Leibgarde des Schatzmeisters der Kirche des Verheißenen hielten. Schließlich konnte der Captain auf diese Weise zugleich ein Auge darauf haben, was der Vikar denn eigentlich so trieb. Khanstahnzo war der Offizier, der seinerzeit die Flucht der Brüder Wylsynn vor der Inquisition vereitelt hatte. Er persönlich hatte Hauwerd Wylsynn getötet, als der abtrünnige Vikar sich der Festnahme widersetzt hatte. Seine Loyalität Clyntahn gegenüber stand völlig außer Frage.
    Andererseits änderten sich Dinge wie Zuverlässigkeit und Treue in Zion fast ebenso rasch wie das Wetter, nicht wahr? Und das galt nicht nur für die Angehörigen der Tempelgarde. Um das zu erkennen, brauchte man nur einmal den finsteren Blick zu beachten, den Clyntahn gerade Maigwair zuwarf.
    »Sagen Sie, Allayn«, ergriff nun Clyntahn das Wort, »können Sie und die Garde überhaupt irgendetwas richtig machen?!«
    Maigwair schoss das Blut ins Gesicht. Schon öffnete er den Mund zu einer scharfen Erwiderung. Doch dann riss er sich am Riemen und kniff die Lippen zusammen. Unerwarteterweise empfand Duchairn einen Anflug von Mitleid mit dem Captain General der Kirche des Verheißenen. In dieser Eigenschaft hatte Maigwair das Oberkommando sämtlicher Streitkräfte der Kirche inne, von einem kleinen Elitekader der Inquisition einmal abgesehen. Damit war er dafür verantwortlich gewesen, die Flotte Gottes auszuheben, zu bewaffnen und auszubilden. Auch bei der Überfahrt nach Desnairia hatte das Kommando der einzelnen Einheiten bei Offizieren der Garde gelegen.
    Eine Überfahrt, die nicht sonderlich glücklich verlaufen war, wie die Depesche verriet, die überhaupt erst der Grund für dieses Zusammentreffen war.
    »Das erscheint mir doch ein wenig arg scharf, Zhaspahr«, hörte sich Duchairn selbst sagen, und schon galt der hasserfüllte Blick des Großinquisitors ihm. Clyntahns Hängebacken waren vor Zorn dunkelrot angelaufen. Unwillkürlich verspürte Duchairn Angst, als der zornige Blick auf ihn fiel.
    »Warum?«, verlangte der Großinquisitor mit rauer, böser Stimme zu wissen. »Die haben doch ganz offenkundig nach Strich und Faden Scheiße gebaut ... wieder einmal!«
    »Wenn Pater Greyghors Depesche der Wahrheit entspricht – und wir haben keinerlei Anlass, daran zu zweifeln! –, dann hatte Bischof Kornylys es eindeutig mit einer neuen, unerwarteten Waffe der Charisianer zu tun ... wieder einmal.« Duchairn sprach bewusst ruhig und ohne jeglichen Vorwurf in der Stimme. Er sah jedoch deutlich, wie Clyntahn zornig die Augen zusammenkniff, als man ihm mit seinen eigenen Worten Paroli bot. »Wenn diese Waffe wirklich derart zerstörerisch war, wie Pater Greyghors Nachricht vermuten lässt, dann ist es kaum verwunderlich, dass der Bischof eine schwere Niederlage erlitten hat!«
    Schwere Niederlage! , dachte er. Meine Güte, was für eine hübsche Umschreibung für etwas, das schlichtweg ein Massaker gewesen sein muss! Ich scheine doch recht gut mit Worten umgehen zu können.
    Anscheinend war Pater Greyghor Searose, Kommandant der Galeone NGS Sankt Styvyn , der ranghöchste aller Offiziere aus Bischof Kornylys Harpahrs gesamter Flotte, der das Gefecht überlebt hatte. Nicht ein einziger Geschwaderkommandeur schien entkommen zu sein. Das implizierte einige Dinge, über die Duchairn wirklich nicht weiter nachdenken wollte. Laut Searoses Semaphorennachricht hatten lediglich sieben weitere Schiffe das Gefecht überstanden und sich in der Bédard Bay der Sankt Styvyn angeschlossen. Sieben Schiffe – von einhundertundvierzig! Sie hier in Zion hatten seit mehreren Fünftagen auf eine gänzlich andere Nachricht gewartet – auf die Meldung, Harpahr habe sein Ziel erreicht und seine eigenen Einheiten mit der Imperial Desnairian Navy zu einer unbesiegbaren Armada zusammengefügt.

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