Die Übermacht - 9
zumindest geringfügig dienlich. Sir Dustyn ist der Ansicht, das Schiff würde dann auch wendiger werden. Aber seiner Meinung nach ließe sich dadurch nicht auch das zulässige Gesamtgewicht der Geschütze signifikant erhöhen. Wenn ich ganz ehrlich sein darf, bin ich der Ansicht, dass der Schutz vor Musketenfeuer, den dieses zusätzliche Deck den Männern am Ruder bietet, wahrscheinlich diese geringfügige Einbuße an Wendigkeit aufwiegt. Allerdings«, gab er zu, »stellen doch einige der neuen Kapitäne in Frage, ob dieser Schutz es auch aufwiegt, dass der Rudergänger deutlich weniger sehen kann.«
»Ich glaube, das gehört zu den Dingen, die man immer von zwei Seiten betrachten kann«, meinte Rock Point nachdenklich. »Letztendlich wohl eine Geschmacksache. Schon komisch, wie sehr alle Offiziere zur See zu so etwas neigen, nicht wahr?« Kurz lächelte er. »Aber da wir jetzt sowieso nicht die Zeit haben, daran etwas zu ändern, werden Sie wohl eine Gelegenheit haben, ein wenig damit zu experimentieren.«
Es entging dem High Admiral nicht, dass Pruait nicht gerade untröstlich darüber schien. Rock Point schüttelte den Kopf. Dann deutete er auf die anderen Offiziere, die zusammen mit ihm an Bord gekommen waren.
»Dass Sie Lieutenant Erayksyn bereits kennen, weiß ich«, sagte er. »Aber ich weiß nicht, ob das auch auf Captain Sahlavahn und Commander Mahndrayn zutrifft.«
»Dem Commander bin ich bislang noch nicht begegnet, Sir«, erwiderte Pruait und nickte Mahndrayn höflich zu. »Aber Captain Sahlavahn und ich kennen einander schon seit geraumer Zeit.« Er streckte dem Captain die Hand entgegen, und die beiden drückten einander die Unterarme. »Lange nicht gesehen, Trai.«
»Baron Seamount und Baron Ironhill haben mich recht ordentlich auf Trab gehalten, Tymahn«, erwiderte Sahlavahn grinsend. »Na, und High Admiral Rock Point auch, wenn ich’s mir recht überlege!«
»Die Belohnung dafür, eine schwierige Aufgabe zufriedenstellend erfüllt zu haben, besteht darin, gleich etwas noch Schwierigeres vorgesetzt zu bekommen«, bemerkte Rock Point. »Keine gute Tat bleibt ungesühnt, meine Herren!« Dann machte er mit der Rechten eine abwehrende Handbewegung. »Und so weiter und so weiter.«
»Stimmt, Sir, kommt mir bekannt vor«, bestätigte Pruait, blickte dann, jetzt ernst, wieder zu Sahlavahn hinüber.
»Wie geht es deiner Schwester, Trai?«
»So gut, wie man eben erwarten kann.« Sahlavahn zuckte mit den Schultern und deutete auf Mahndrayn. »Ich glaube, Urvyn hat sogar noch nach mir einen Brief von ihr erhalten.«
»Ja, vor ein paar Fünftagen ist tatsächlich ein Brief von ihr eingetroffen«, bestätigte Mahndrayn. Sahlavahn und er waren Vettern zweiten Grades, obwohl Sahlavahn beinahe zehn Jahre älter war als der Commander. Mahndrayn hatte Sahlavahns jüngerer Schwester Wynai schon immer recht nahe gestanden. »Ihren Berichten nach scheint die Stimmung in der Republik recht angespannt zu sein. Aber Symyn lässt sich nicht dazu bewegen, seine Geschäfte nach Charis zu verlegen.« Er schüttelte den Kopf. »Anscheinend verdient er gerade ordentlich. Auch wenn er so ziemlich der siddarmarkianischste Siddarmarkianer ist, den man sich nur vorstellen kann, stammt seine Familie doch aus den Tempel-Landen. Seine zahlreichen Onkel und Tanten in der ›Heimat‹ nehmen es ihm schon übel, dass er im Charisianischen Viertel von Siddar-Stadt wohnt. Langhorne allein weiß, was sie sagen würden, wenn sie wüssten, mit welcher Begeisterung er dabei mithilft, Clyntahns dämliches Embargo zu unterlaufen.«
Verständnisvoll schnaubte Pruait. Dann ergriff Rock Point wieder das Wort.
»Commander Mahndrayn ist hier in seiner Funktion als Verbindungsmann zwischen Baron Seamount und Meister Howsmyn«, erklärte er. »Captain Sahlavahn gehörte ursprünglich zu Baron Seamounts Feldzeugtruppe. Seitdem wurde er zu anderweitigen Verwendungen abkommandiert – mittlerweile leitet er die Pulvermühle in Hairatha. Aber er ist immer noch bestens vertraut mit selbst den ungewöhnlichsten Problemen, die sich bei der Feldzeugtruppe immer wieder einstellen. Zufälligerweise ist er gerade von Big Tirian kommend hier eingetroffen, um sich mit dem Baron zu beraten. Deswegen dachte ich, es sei vielleicht ganz ratsam, die beiden mit an Bord zu holen.«
»Ich verstehe, Sir«, sagte Pruait und nickte. »Ich bin dankbar für jede Hilfe. Ehrlich gesagt weiß ich nämlich nicht, wie die bestmögliche Lösung für unser Problem aussehen
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