Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
dass sein Lob ehrlich gemeint war, wenn eine Aufgabe wirklich gut erfüllt wurde oder ein Manöver tatsächlich lobenswert verlaufen war.
    Die anderen Passagiere der Offiziersbarkasse blieben sitzen, als Rock Point sich emporwuchtete. Die Tradition verlangte, dass der ranghöchste Offizier als Letzter an Bord eines Beibootes kam und als Erster wieder von Bord ging. Als frisch gebackener Offizier hatte sich Rock Point der Theorie verschrieben, diese Tradition sei darauf zurückzuführen, dass auf diese Weise ein betrunkener Kapitän oder Flaggoffizier von seinen Untergebenen aufgefangen werden konnte, sollte er im Rausch einen falschen Schritt tun. Als er älter und weiser wurde (und Schritt für Schritt im Rang aufstieg), hatte er diese Arbeitshypothese wieder verworfen. Aber jetzt hat die Vorstellung, notfalls aufgefangen zu werden, durchaus wieder etwas für sich , ging es ihm durch den Kopf. Er hatte zwar, nachdem er das Bein verloren hatte, sogar wieder Tanzen gelernt – gewissermaßen zumindest. Aber selbst ein Boot, das so groß war wie diese Barkasse, schwankte immer noch beachtlich. Vorsichtig musste er das Gleichgewicht halten, als er die Hand nach der Lattung an der Bordwand der Galeone ausstreckte.
    Wenn ich ein bisschen vernünftiger wäre, würde ich auf einer der Ruderbänke sitzen bleiben, bis man mir einen Bootsmannsstuhl herunterlässt , dachte er. Bin ich aber nicht, also kommt das gar nicht in Frage! Aber wenn ich jetzt ausrutschte und mir in meiner Dummheit den Hals bräche, hätte ich’s verdient. Nur lasse ich mich doch nicht an Bord wuchten wie ein Stück Frachtgut!
    Er streckte den Arm aus, bekam eine der Leisten zu fassen, balancierte auf seinem Holzbein, bis er den linken Fuß richtig gesetzt hatte, und stieß sich dann ab. Er spürte, wie seine Untergebenen ihn beobachteten. Zweifellos waren sie alle bereit, sofort zu seiner Rettung zu eilen, wenn diese Torheit dem Admiral die Belohnung einbrächte, die er sich weidlich verdient hatte. Wenigstens war das Wasser in King’s Harbour das ganze Jahr über relativ warm. Also würde er nicht gleich erfrieren, wenn er jetzt wirklich abrutschte ... er müsste nur aufpassen, nicht zwischen Barkasse und Galeone zerquetscht oder unter die Kimm gedrückt zu werden. Denn auch nach Ertrinken stand dem Admiral nicht der Sinn. Er hatte einfach nicht die Absicht, seine glanzvolle Karriere bei Ihrer Majestäten Navy derart schmachvoll zu beenden.
    Er wuchtete sich empor. An Muskelkraft hatte es ihm noch nie gemangelt. Seit er den Unterschenkel verloren hatte, waren seine Arme und Schultern sogar noch kräftiger geworden. Mühelos konnte er sich hochziehen. Während er sich mit beiden Händen festhielt, setzte er den ihm noch verbliebenen Fuß auf die nächste Leiste, erreichte das Dollbord, zog dann sein Holzbein nach und klemmte es vorsichtig neben seinen Fuß, bevor er erneut über sich griff. An der Seitenwand einer Galeone emporzuklettern war nie einfach, nicht einmal, wenn man die eigentlich vorgesehene Anzahl Füße besaß. Staynair bemerkte, wie schwer er atmete, während er sich weiter an der Lattung emporzog.
    Eigentlich ist es das ja gar nicht wert , ging es ihm durch den Kopf, und er fletschte in einem wilden Grinsen die Zähne. Aber ich bin einfach zu störrisch – und zu dämlich –, das zuzugeben. Außerdem wird der Tag, an dem ich das nicht mehr mache, der Tag sein, an dem ich das nicht mehr kann .
    Er schaffte es bis zur Einstiegsluke. Sofort schrillten die Bootsmannspfeifen zum Salut, noch während sich der Admiral auf Deck der Galeone hinabgleiten ließ, die einst Bischof Kornylys Harpahrs Flaggschiff gewesen war. Gerade deswegen hatte der Admiral genau dieses Schiff dafür ausgewählt, als eine der ersten Prisen in den Dienst der Imperial Charisian Navy gestellt zu werden.
    Schadenfroh und hämisch, ja, vielleicht, aber sicher befriedigend war dieser Gedanke, der Staynair durch den Kopf schoss, schon, als die Seite Haltung annahm und ein kleiner, gedrungener Offizier in Kapitänsuniform vor ihm salutierte.
    »High Admiral trifft ein!«, verkündete der Quartermeister der Wache. Immer noch erschien es Rock Point seltsam, sich mit diesem Titel angesprochen zu wissen.
    »Willkommen an Bord, Sir«, sagte der Captain und streckte dem High Admiral die Hand entgegen.
    »Ich danke Ihnen, Captain Pruait.« Rock Point drückte dem Captain den Unterarm. Dann trat er zur Seite und wandte sich um, als nacheinander drei weitere Offiziere durch die

Weitere Kostenlose Bücher