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Die unbeugsame Braut

Die unbeugsame Braut

Titel: Die unbeugsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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ging leer aus«, schloss sie traurig.

    »Ach, armes Schweinchen«, sagte Mary mit echtem Mitgefühl.
    Georginas Miene wechselte von Kummer zu Freude. »Dieses kleine Schweinchen schrie auf dem ganzen Heimweg: Weh mir, weh mir.« Sie ließ den Fuß los und kitzelte Marys Bauch.
    Das Kind wand sich kichernd, die Kissen flogen, und die beiden rollten lachend vom Bett.
    Ein Stubenmädchen trat mit einem Frühstückstablett ein. »So, das wär’s, Miss Unfug. Deine Nanny hat dich gesucht.«
    »Ich bin schon ein großes Mädchen«, protestierte Mary.
    »Sag der Nanny, dass sie in meiner Obhut ist. Die großen Mädchen verbringen heute den Vormittag gemeinsam.«
    »Sehr wohl, Mylady.« Das Mädchen knickste und ging.
    »Bald werde ich so groß sein wie du.« Mary stellte sich auf Zehenspitzen neben ihre Tante. Da Georgina nicht besonders groß war, reichte ihr die Nichte bis knapp unter die Brust. »Bald werde ich dir bis zu den Titten reichen.«
    Georgina verbarg ihre Belustigung. »Dein Vokabular ist bemerkenswert für eine junge Lady.«
    Bald hatten die »großen Mädchen« alles auf dem Frühstückstablett vertilgt.
    »Geh und zieh dich an. Nimm ein altes Kleid, das einen Waldlauf aushält, und vergiss die Schuhe nicht.«
    Georgina wählte ein schlichtes, austernfarbenes Kleid aus Baumwollbatist, das ziemlich unscheinbar wirkte. Wenn es schmutzig wurde, machte es nichts aus – zudem man den Schmutz darauf gar nicht sehen würde. Sie zog Strümpfe an und schlüpfte in die festen Wanderschuhe. Dann bürstete sie ihre dunklen Locken und ließ sie offen auf die Schultern fallen.
    Kurz darauf machte sie sich mit Mary auf den Weg. Sie ließen die Gärten von Marylebone Manor hinter sich und erklommen eine bewaldete Anhöhe, die als Primrose Hill bekannt war, während Wolken von winzigen Mücken sich über ihren Köpfen sammelten. Georgina riss Zweige ab und reichte Mary einen. »Schwing ihn
wie einen Zauberstab, und die Mücken werden verschwinden … husch!«
    Mary machte es ihr nach und wedelte mit ihrem Zauberstab eifrig hin und her. »Husch! Husch!« Das Kind lachte entzückt. »Ich kann wirklich zaubern!«
    Sie stiegen zum Primrose Hill hinauf und blickten ins Tal hinunter zu den dichten Wäldern.
    Eine Feldmaus suchte Schutz unter großen Klettenblättern, und Mary quiekte vor Vergnügen. Der Lärm schreckte zwei Eichhörnchen auf, und ein brauner Hase hoppelte panisch davon. Mary legte den Finger an die Lippen: »Pst!«
    Sie hielten inne und lauschten. Georgina konnte das Rauschen von Wasser und die Rufe von Kindern hören. Sie gingen den Hang hinunter und traten aus dem Wald heraus auf eine Wiese, die durchflossen wurde von einem breiten Bach, der irgendwo in die Themse mündete. Zwei Jungen standen mit Angeln am Ufer.
    »Laute Rotzbengel!«, murmelte Mary.
    Es war ein Schimpfwort, das ihre kleine Nichte eigentlich nicht verwenden durfte, doch aus persönlicher Erfahrung wusste Georgina, dass selbst herzogliche Kinder gegen so etwas nicht gefeit waren. Im Gegenteil, denn für sie hatte es einen besonderen Reiz.
    Als sie sich dem Bach näherten, sah Georgina, dass die Burschen, deren Alter sie auf elf oder zwölf schätzte, fast so groß waren wie sie. Dann bemerkte sie einen viel kleineren Jungen am Ufer sitzen. Die drei mussten Brüder sein.
    »Na, Glück gehabt?«
    »Nein, sie beißen nicht«, gab der Älteste zur Antwort.
    »Ja, weil es hier zu seicht ist. Wenn ihr etwas fangen wollt, müsst ihr in die Mitte waten, wo das Wasser tiefer ist.«
    »Sind Sie sicher?«, sagte der Dunkelhaarige mit dem ernsten Gesicht.
    »Natürlich bin ich sicher. Wenn ich in Schottland im Spey angle, wate ich immer hinaus. Ich zeige es euch.«

    »William, gib ihr deine Angelrute«, wies der Ältere seinen Bruder an.
    »Mary, setz dich ans Ufer und sieh zu.« Georgina schleuderte ihre Schuhe von sich, raffte die Röcke, nahm die Angel, die William ihr reichte, und watete hinaus, bis das Wasser ihr über die Knie reichte.
    Nach nur zwei oder drei Minuten biss ein Fisch an und zappelte am Haken, dass das Wasser nur so spritzte.
    »Einer hat angebissen! Einer hat angebissen!« Die beiden Jungen wateten aufgeregt hinaus, um besser sehen zu können.
    Georgina überließ die Angel wieder William, um ihm die Freude am Fang zu gönnen. Auch die beiden Kinder, die bislang am Ufer geblieben waren, kamen nun zu ihnen ins Wasser. »Ich heiße Johnny«, sagte der kleinste der Brüder schüchtern.
    »Hallo, Johnny. Du hättest deine Schuhe

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