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Die unendliche Geschichte

Die unendliche Geschichte

Titel: Die unendliche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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einer fernen Zukunft wird einer kommen, der es ohne Gefahr berühren darf-doch das ist eine andere Geschichte und wird ein andermal erzählt werden.
    Bastian ging durch die Dunkelheit fort.
    Das Gewitter ließ gegen Morgen nach, der Wind legte sich, der Regen tropfte von den Bäumen, und es wurde still.
    Mit dieser Nacht begann für Bastian eine lange, einsame Wanderung. Zurück zu den Wegund Kampfgenossen, zurück zu Xayíde wollte er nicht mehr. Er wollte jetzt den Rückweg in die Menschenwelt suchen -aber er wußte nicht wie und wo. Gab es denn irgendwo ein Tor, eine Furt, eine Grenzscheide, die ihn hinüberführen konnte?
    Er mußte es sich wünschen, das wußte er. Aber darüber hatte er keine Gewalt. Er fühlte sich wie ein Taucher, der auf dem Meeresgrund nach einem versunkenen Schiff sucht, der aber immer wieder nach oben getrieben wird, ehe er noch etwas finden konnte.
    Er wußte auch, daß ihm nur noch wenige Wünsche blieben, deshalb achtete er sorgfältig darauf, keinen Gebrauch von AURYN zu machen. Die wenigen Erinnerungen, die ihm noch verblieben waren, durfte er nur opfern, wenn er dadurch seiner Welt näher kam, und nur dann, wenn es unbedingt nötig war.
    Aber Wünsche kann man nach Belieben weder hervorrufen noch unterdrücken. Sie kommen aus tieferen Tiefen in uns als alle Absichten, mögen diese nun gut oder schlecht sein. Une’ sie entstehen unbemerkt.
    Ohne daß Bastian dessen gewahr wurde, bildete sich in ihm ein neuer Wunsch und nahm nach und nach deutliche Gestalt an.
    Die Einsamkeit, in der er schon seit vielen Tagen und Nächten dahin-wanderte, bewirkte, daß er sich wünschte, zu irgendeiner Gemeinschaft zu gehören, aufgenommen zu sein in eine Gruppe, nicht als Herr oder Sieger oder überhaupt als ein Besonderer, sondern nur als einer unter anderen, vielleicht als der Kleinste oder am wenigsten Wichtige, aber als einer, der selbstverständlich dazugehört und an der Gemeinschaft teilhat.
    Da geschah es eines Tages, daß er an einen Meeresstrand gelangte. Jedenfalls glaubte er das anfangs. Es war eine steile Felsenküste, auf der er stand, und vor seinen Augen dehnte sich ein Meer aus weißen, erstarrten Wogen. Erst später bemerkte er, daß diese Wogen nicht wirklich reglos waren, sondern sich sehr langsam bewegten, daß es Strömungen gab und Wirbel, die sich drehten, so unmerklich wie die Zeiger einer Uhr.
    Es war das Nebelmeer!
    Bastian wanderte an der Steilküste entlang. Die Luft war warm und ein wenig feucht, kein Windhauch regte sich. Es war noch früh am Vormittag, und die Sonne schien auf die schneeweiße Nebelfläche, die sich bis zum Horizont dehnte.
    Bastian ging einige Stunden und gelangte gegen Mittag zu einer kleinen Stadt, die auf hohen Pfählen ein Stück vom Festland entfernt draußen im Nebelmeer stand. Eine lange, freischwebende Hängebrücke verband sie mit einem vorspringenden Teil der Felsenküste. Sie schwankte leise, als Bastian sie nun überschritt.
    Die Häuser waren verhältnismäßig klein, die Türen, die Fenster, die Treppen, alles schien wie für Kinder gemacht. Und m der Tat, die Leute, die in den Straßen umhergingen, hatten alle die Größe von Kindern, obgleich es sich um ausgewachsene Männer mit Bärten und Frauen mit hochgesteckten Frisuren handelte. Auffallend war, daß man sie kaum unterscheiden konnte, so sehr ähnelten sie sich untereinander. Ihre Gesichter waren dunkelbraun wie nasse Erde und sahen sehr sanft und still aus. Wenn sie Bastian erblickten, nickten sie ihm zu, aber keiner redete ihn an. Überhaupt schienen sie sehr schweigsam zu sein, nur selten war ein Wort oder ein Zuruf auf den Straßen und Gassen zu vernehmen, trotz des regen Treibens, das dort herrschte. Auch sah man niemals einen allein, immer gingen sie in kleinen oder größeren Gruppen umher, untergehakt oder sich an den Händen haltend.
    Als Bastian die Häuser genauer besah, stellte er fest, daß sie alle aus einer Art von Korbgeflecht bestanden, manche aus gröberem, andere aus feinerem, ja sogar der Boden der Straßen war von derselben Beschaffenheit. Und schließlich bemerkte er auch, daß sogar die Kleidung der Leute, Hosen, Röcke, Jacken und Hüte aus dem nämlichen Geflecht gemacht waren, in diesem Fall allerdings aus sehr feinem und kunstvoll gewobenem. Offenbar machte man hier schlechthin alles aus dem gleichen Material. Da und dort konnte Bastian einen Blick in verschiedene Werkstätten von Handwerkern werfen, und alle waren mit dem Herstellen geflochtener Dinge

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