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Die unendliche Geschichte

Die unendliche Geschichte

Titel: Die unendliche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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regen.
    Das geschah an dem Tag, als er zum ersten Mal bemerkte, daß die Yskálnari ihre Gemeinsamkeit nicht dadurch erlangten, daß sie ganz verschieden geartete Vorstellungsweisen zusammenklingen ließen, sondern weil sie einander so völlig glichen, daß es sie keine Anstrengung kostete, sich als Gemeinschaft zu fühlen. Im Gegenteil, es gab für sie gar nicht die Möglichkeit, miteinander zu streiten oder uneins zu sein, denn keiner von ihnen fühlte sich als einzelner. Sie mußten keine Gegensätze überwinden, um Harmonie untereinander zu finden, und gerade diese Mühelosigkeit erschien Bastian nach und nach unbefriedigend. Ihre Sanftheit erschien ihm fade und die immer gleiche Melodie ihrer Lieder monoton. Er fühlte, daß ihm etwas an alledem fehlte, daß ihn nach etwas hungerte, doch konnte er noch nicht sagen, was es war.
    Das wurde ihm erst klar, als einige Zeit später eine Riesen-Nebelkrähe am Himmel gesichtet wurde. Alle Yskálnari bekamen Angst und versteckten sich unter Deck, so rasch sie konnten. Aber einem gelang es nicht mehr rechtzeitig, der ungeheure Vogel stieß mit einem Schrei herab, packte den Unglücklichen und trug ihn im Schnabel fort.
    Als die Gefahr vorüber war, kamen die Yskálnari wieder hervor und setzten die Reise mit Gesang und Tanz fort, als ob nichts geschehen wäre. Ihre Harmonie war nicht gestört, sie trauerten nicht und klagten nicht, sie verloren kein einziges Wort über den Vorfall. »Nein«, sagte einer, als Bastian ihn deshalb befragte, »uns fehlt keiner. Worüber sollten wir klagen?«
    Der einzelne zählte bei ihnen nichts. Und da sie sich nicht unterschieden, war keiner unersetzlich.
    Aber Bastian wollte ein einzelner sein, ein Jemand, nicht bloß einer wie alle anderen. Er wollte gerade dafür geliebt werden, daß er so war, wie er war. In dieser Gemeinschaft der Yskálnari gab es Harmonie, aber keine Liebe.
    Er wollte nicht mehr der Größte, der Stärkste oder der Klügste sein. Das alles hatte er hinter sich. Er sehnte sich danach, so geliebt zu werden, wie er war, gut oder schlecht, schön oder häßlich, klug oder dumm, mit all seinen Fehlern - oder sogar gerade wegen ihnen.Aber wie war er denn?
    Er wußte es nicht mehr. Er hatte so vieles in Phantasien bekommen, und nun konnte er unter all den Gaben und Kräften sich selbst nicht wiederfinden.
    Von da an beteiligte er sich nicht mehr am Tanz der Nebelschiffer. Er saß ganz vorn im Bug und blickte über den Skaidan, alle Tage und manchmal auch die Nächte hindurch. Und endlich war das andere Ufer erreicht. Das Nebelschiff legte an, Bastian bedankte sich bei den Yskálnari und ging an Land.
    Es war ein Land voller Rosen, Wälder von Rosen in allen Farben. Und mitten durch diesen unendlichen Rosenhag lief ein geschwungener Pfad.
    Bastian folgte ihm.



Xayídes Ende ist rasch erzählt, doch schwer zu verstehen und voller Widersprüche wie so vieles in Phantasien. Bis zum heutigen Tag zerbrechen sich die Gelehrten und die Geschichtsschreiber den Kopf darüber, wie es möglich war, manche bezweifeln sogar die Tatsachen oder versuchen ihnen eine andere Deutung zu geben. Hier soll berichtet werden, was wirklich geschehen ist, und jeder mag versuchen, sich die Dinge zu erklären, so gut er es kann.
    Zu derselben Zeit, als Bastian bereits in der Stadt Yskál bei den Nebelschiffern ankam, erreichte Xayíde mit ihren schwarzen Riesen die Stelle auf der Heide, wo das Metallpferd unter Bastian in Stücke zerfallen war. In diesem Augenblick ahnte sie bereits, daß sie ihn nicht mehr finden würde. Als sie wenig später den Erdwall erblickte, auf den Bastians Spuren hinaufführten, wurde diese Ahnung zur Gewißheit. Wenn er in der Alten Kaiser Stadt angekommen war, so war er für ihre Pläne verloren, ganz gleich, ob er für immer dort bleiben würde oder ob es ihm gelungen war, aus der Stadt zu entweichen. Im ersten Fall war er machtlos geworden wie alle dort und konnte nichts mehr wünschen - im anderen Fall waren alle Wünsche nach Macht und Größe in ihm erloschen. In beiden Fällen war das Spiel für sie, Xayíde, zu Ende.
    Sie befahl ihren Panzerriesen stehenzubleiben, doch unbegreiflicherweise gehorchten sie ihrem Willen nicht, sondern marschierten weiter. Da wurde sie zornig, sprang aus ihrer Sänfte und stellte sich ihnen mit ausgebreiteten Armen entgegen. Die gepanzerten Riesen aber, Fußvolk wie Reiter, stampften weiter, als wäre sie nicht vorhanden, und traten sie unter ihre Füße und Hufe. Und erst als Xayíde

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