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Die unendliche Geschichte

Die unendliche Geschichte

Titel: Die unendliche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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bitte, denkt nicht so was von mir! Hört ihr mich nicht? So ist es nicht, Atréju!«
    »Er hat mir versprochen, zu kommen«, sagte die Kindliche Kaiserin, »ich habe es in seinen Augen gelesen.«
    »Ja, das ist wahr«, rief Bastian, »und ich komm’ auch gleich, ich muß mir nur nochmal alles gründlich überlegen. Es ist nicht so einfach.«
    Atréju senkte den Kopf, wieder warteten beide schweigend lange Zeit. Aber der Retter erschien nicht, und nicht das kleinste Anzeichen deutete darauf hin, daß er sich ihnen wenigstens bemerkbar zu machen versuchte.
    Bastian stellte sich vor, wie es wäre, wenn er plötzlich vor ihnen stünde -in all seiner Dickheit, mit seinen X-Beinen und seinem käsigen Gesicht. Er konnte förmlich die Enttäuschung im Gesicht der Kindlichen Kaiserin sehen, wenn sie zu ihm sagen würde: »Was willst du denn hier?«
    Und Atréju würde vielleicht sogar lachen.
    Bei dieser Vorstellung schoß Bastian die Schamröte ins Gesicht.Natürlich, sie erwarteten irgendeinen Helden, einen Prinzen oder so was. Er durfte sich ihnen nicht zeigen. Das war ganz unmöglich. Lieber wollte er alles aushaken - nur das nicht!
    Als die Kindliche Kaiserin endlich aufblickte, war der Ausdruck ihres Gesichtes verändert. Atréju erschrak fast vor der Größe und Strenge ihres Blickes. Und er wußte auch, wo er diesen Ausdruck schon einmal gesehen hatte: bei den Sphinxen!
    »Mir bleibt noch ein Mittel«, sagte sie, »aber ich mache ungern von ihm Gebrauch. Ich wünschte, er würde mich nicht dazu zwingen.«
    »Welches Mittel?« fragte Atréju flüsternd.
    »Ob er es weiß oder nicht - er gehört schon zur Unendlichen Geschichte. Jetzt kann und darf er sich nicht mehr zurückziehen. Er hat mir ein Versprechen gegeben und muß es halten. Doch kann ich es nicht allein bewirken.«
    »Wer in ganz Phantasien«, rief Atréju, »vermag etwas, das du nicht kannst?« »Nur einer«, antwortete sie, »wenn er will. Der Alte vom Wandernden Berge.« Atréju schaute die Kindliche Kaiserin in höchster Verwunderung an.
    »Der Al te vom Wandernden Berge?« wiederholte er und betonte jedes Wort, »willst du damit sagen, daß es ihn gibt?«
    »Zweifelst du daran?«
    »Die alten Leute in unseren Zeltlagern erzählen den ganz kleinen Kindern von ihm, wenn sie unfolgsam oder schlecht sind. Sie sagen, daß er alles was man tut oder unterläßt, ja sogar was man denkt und fühlt, in sein Buch schreibt und daß es dann dort für immer aufgezeichnet steht als schöne oder als häßliche Geschichte, je nachdem. Als ich selbst noch klein war, habe ich es auch geglaubt, aber später dachte ich, es sei nur ein Ammenmärchen, um die Kinder zu erschrecken.«
    »Wer weiß«, sagte sie lächelnd, »was es mit den Ammenmärchen auf sich hat.« »Du kennst ihn also«, forschte Atréju, »hast du ihn gesehen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Wenn ich ihn finde, dann wird es das erste Mal geschehen, daß wir uns begegnen.« »Unsere alten Leute erzählen auch«, fuhr Atréju fort, »daß man niemals wissen kann, wo der Berg des Alten sich gerade befindet, daß er immer ganz unerwartet erscheint, einmal da, einmal dort, und daß man ihm nur durch Zufall begegnen kann oder durch Schicksalsfügung.« »Ja«, antwortete die Kindliche Kaiserin, »den Alten vom Wandernden Berge kann man nicht suchen. Man kann ihn nur finden.«
    »Auch du?« fragte Atréju.
    »Auch ich«, sagte sie.
    »Aber wenn du ihn nicht findest?«
    »Wenn es ihn gibt, werde ich ihn finden«, versetzte sie mit rätselhaftem Lächeln, »und wenn ich ihn finde, wird es ihn geben.«
    Atréju verstand die Antwort nicht. Zögernd fragte er:
    »Ist er - wie du?«
    »Er ist wie ich«, erwiderte sie, »denn er ist in allem mein Gegenteil.«
    Atréju sah ein, daß er auf diese Weise nichts von ihr erfahren würde. Außerdem beunruhigte ihn ein anderer Gedanke:
    »Du bist todkrank, Goldäugige Gebieterin der Wünsche«, sagte er beinahe streng, »und allein wirst du nicht weit kommen können. Soweit ich sehe, haben dich alle deine Diener und Getreuen verlassen. Fuchur und ich werden dich gern begleiten wohin auch immer, aberehrlich gesagt-ich weiß nicht, ob Fuchurs Kräfte noch ausreichen. Und mein Fuß - nun, du hast ja selbst gesehen, daß er mich nicht mehr trägt.«
    »Danke, Atréju«, erwiderte sie, »danke für dein tapferes und treues Angebot. Aber ich gedenke nicht, euch mitzunehmen. Den Alten vom Wandernden Berg findet man nur allein. Und Fuchur ist auch schon nicht mehr dort, wo du ihn

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