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Die unendliche Geschichte

Die unendliche Geschichte

Titel: Die unendliche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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reicher und blühender unsere Welt dadurch wurde, desto weniger Lügen gab es in der ihren und desto vollkommener war also auch sie. So wie unsere beiden Welten sich gegenseitig zerstören, so können sie sich auch gegenseitig gesund machen.«
    Atréju dachte eine Weile nach, dann fragte er:
    »Wie hat es denn angefangen?«
    »Das Elend, das über beide Welten gekommen ist«, antwortete die Kindliche Kaiserin, »ist auch zweifachen Ursprungs. Nun ist alles in sein Gegenteil verkehrt: Was sehend machen kann, verblendet, was Neues erschaffen kann, wird zur Vernichtung. Die Rettung liegt bei den Menschenkindern. Eines, ein einziges muß kommen und mir einen neuen Namen geben. Und es wird kommen.«
    Atréju schwieg.
    »Verstehst du nun, Atréju«, fragte die Kindliche Kaiserin, »warum ich dir so viel auferlegen mußte? Nur durch eine lange Geschichte voller Abenteuer, Wunder und Gefahren konntest du unseren Retter zu mir führen. Und das war deine Geschichte.«
    Atréju saß in tiefes Nachdenken versunken. Endlich nickte er.
    »Ich verstehe nun, Goldäugige Gebieterin der Wünsche. Ich danke dir dafür, daß du mich erwählt hast. Verzeih mir meinen Zorn.«
    »Du konntest das alles nicht wissen«, antwortete sie sanft, »und auch das war notwendig.« Atréju nickte wieder. Nach einem kleinen Schweigen sagte er:
    »Aber ich bin sehr müde.«
    »Du hast genug getan, Atréju«, erwiderte sie, »möchtest du ausruhen?«
    »Noch nicht. Erst möchte ich noch das gute Ende meiner Geschichte erleben. Wenn es so ist, wie du sagst, und wenn ich meinen Auftrag erfüllt habe - warum ist der Retter dann noch immer nicht hier? Worauf wartet er noch?«
    »Ja«, meinte die Kindliche Kaiserin leise, »worauf wartet er noch?«
    Bastian fühlte, wie seine Hände vor Aufregung feucht wurden. »Ich kann doch nicht«, sagte er, »ich weiß ja gar nicht, was ich tun muß. Und vielleicht ist der Name, der mir eingefallen ist, auch gar nicht der richtige.«
    »Darf ich dich noch etwas fragen?« nahm Atréju das Gespräch wieder auf. Sie nickte lächelnd.
    »Warum kannst du nur gesund werden, wenn du einen neuen Namen bekommst?«»Nur der richtige Name gibt allen Wesen und Dingen ihre Wirklichkeit«, sagte sie. »Der falsche Name macht alles unwirklich. Das ist es, was die Lüge tut.«
    »Vielleicht weiß der Retter den richtigen Namen noch nicht, den er dir geben soll.« »Doch«, antwortete sie, »er weiß ihn.«
    Wieder saßen beide schweigend.
    »Ja«, sagte Bastian, »ich weiß ihn. Ich hab’ ihn gleich gewußt, als ich dich gesehen habe. Aber ich weiß nicht, was ich tun muß.«
    Atréju blickte auf.
    »Vielleicht möchte er kommen und weiß nur nicht, wie er es anstellen soll.« »Er braucht nichts zu tun«, antwortete die Kindliche Kaiserin, »als mich bei meinem neuen Namen zu rufen, den nur er weiß. Das würde schon genügen.«
    Bastians Herz begann wild zu klopfen. Sollte er es einfach ausprobieren? Aber wenn es dann nicht gelang? Wenn er sich überhaupt täuschte? Wenn die beiden gar nicht von ihm redeten, sondern von einem ganz anderen Retter? Woher wollte er denn wissen, ob sie wirklich ihn meinten?
    »Ich frage mich«, begann Atréju schließlich von neuem, »ob es möglich ist, daß er noch immer nicht versteht, daß er und kein anderer gemeint ist?«
    »Nein«, sagte die Kindliche Kaiserin, »so töricht kann er nicht sein nach allen Zeichen, die er empfangen hat.«
    »Ich probier’s einfach aus!« sagte Bastian. Aber er brachte das Wort nicht über die Lippen. Was, wenn es tatsächlich gelang? Dann würde er irgendwie nach Phantasien kommen. Aber wie? Vielleicht mußte er auch eine Verwandlung über sich ergehen lassen. Was würde dann aus ihm werden? Vielleicht tat es weh oder er würde ohnmächtig? Und wollte er denn überhaupt nach Phantasien? Er wollte zu Atréju und der Kindlichen Kaiserin, aber er wollte durchaus nicht zu all diesen Ungeheuern, von denen es da wimmelte.
    »Vielleicht«, meinte Atréju, »mangelt es ihm an Mut?«
    »Mut?« fragte die Kindliche Kaiserin, »kostet es denn Mut, meinen Namen auszusprechen?« »Dann«, sagte Atréju, »weiß ich nur noch einen Grund, der ihn zurückhalten könnte.« »Welchen?«
    Atréju zögerte, ehe er ihn aussprach:
    »Er will ganz einfach nicht. Es liegt ihm nichts an dir und an Phantasien. Wir sind ihm gleichgültig.«
    Die Kindliche Kaiserin blickte Atréju groß an.
    »Nein! Nein!« rief Bastian, »das dürft ihr nicht glauben! Das ist es bestimmt nicht! Ach bitte,

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