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Die unendliche Geschichte

Die unendliche Geschichte

Titel: Die unendliche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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Kleinod, der Glanz, das Zeichen der Kindlichen Kaiserin, das seinen Träger zu ihrem Stellvertreter machte! Mondenkind hatte ihm ihre Macht über alle Wesen und Dinge Phantásiens hinterlassen. Und solange er dieses Zeichen trug, würde es sein, als wäre sie bei ihm.
    Bastian blickte lange die beiden Schlangen an, die helle und die dunkle, die einander in den Schwanz bissen und ein Oval bildeten. Dann drehte er das Medaillon um und fand zu seiner Verwunderung auf der Rückseite eine Inschrift. Es waren vier kurze Worte in eigenartig verschlungenen Buchstaben:

    Davon war bisher in der Unendlichen Geschichte nie die Rede gewesen. Hatte Atréju diese Inschrift nicht bemerkt?
    Aber das war jetzt nicht wichtig. Wichtig war allein, daß die Worte die Erlaubnis, nein, geradezu die Aufforderung ausdrückten, alles zu tun, wozu er Lust hatte.
    Bastian trat an die Wand aus farbenglühendem Pflanzendickicht heran, um zu sehen, ob und wo er durchschlüpfen konnte, doch stellte er mit Vergnügen fest, daß sie sich ohne Mühe wie ein Vorhang beiseite schieben ließ. Er trat hinaus.Das sanfte und zugleich urgewaltige Wachstum der Nachtpflanzen war inzwischen unaufhörlich weitergegangen und Perelin war zu einem Wald geworden, wie ihn vor Bastian noch nie ein menschliches Auge erblickt hat. Die größten Stämme hatten jetzt die Höhe und Dicke von Kirchtürmen - und dennoch wuchsen sie noch immer weiter und hörten nicht auf zu wachsen. An manchen Stellen standen diese milchig schimmernden Riesensäulen schon so eng beieinander, daß es unmöglich war, zwischen ihnen hmdurchzuschlüpfen. Und noch immer fielen wie ein Funkenregen neue Samenkörner herunter.
    Während Bastian durch den Lichtdom dieses Waldes spazierte, gab er sich Mühe, keinen der glimmenden Keime auf dem Boden zu zertreten, aber das erwies sich bald als unmöglich. Es war einfach kein Fußbreit Boden mehr da, wo nichts sproßte. So ging er schließlich unbesorgt weiter, wo die riesigen Stämme ihm den Weg frei ließen.
    Bastian genoß es, schön zu sein. Daß niemand da war, um ihn zu bewundern, störte ihn durchaus nicht. Im Gegenteil, er war froh darüber, dieses Vergnügen ganz für sich allein zu haben. Ihm lag ganz und gar nichts an der Bewunderung derer, die ihn bisher verspottet hatten. Jetzt nicht mehr. Er dachte fast mit Mitleid an sie.
    In diesem Wald, in dem es keine Jahreszeiten und auch nicht den Wechsel von Tag und Nacht gab, war auch das Erlebnis der Zeit etwas ganz anderes, als das, was Bastian bisher darunter verstanden hatte. Und so wußte er nicht, wie lang er schon so dahinspazierte. Doch nach und nach verwandelte sich seine Freude darüber, schön zu sein, in etwas anderes: Sie wurde ihm selbstverständlich. Nicht, daß er weniger glücklich darüber gewesen wäre, es kam ihm nur so vor, als habe er es nie anders gekannt.
    Das hatte einen Grund, d en Bastian erst sehr, sehr viel später erkennen sollte und von dem er jetzt noch nicht das geringste ahnte. Für die Schönheit, die ihm geschenkt worden war, vergaß er nämlich nach und nach, daß er einmal dick und x-beinig gewesen war.
    Selbst wenn er etwas davon gemerkt hätte, so wäre ihm sicher nicht sonderlich viel an dieser Erinnerung gelegen. Doch das Vergessen ging völlig unmerklich vor sich. Und als die Erinnerung ganz verschwunden war, kam es ihm so vor, als sei er immer schon so gewesen wie jetzt. Und genau dadurch war sein Wunsch, schön zu sein, gestillt, denn einer, der es immer schon war, wünscht es sich nicht mehr.
    Kaum war er an diesem Punkt angelangt, als er sogar schon ein gewisses Ungenügen empfand und ein neuer Wunsch in ihm wach wurde. Nur schön zu sein, das war eigentlich nichts Rechtes! Er wollte auch stark sein, stärker als alle. Der Stärkste, den es überhaupt gab! Während er weiter durch den Nachtwald Perelin spazierte, begann er Hunger zu fühlen. Er pflückte da und dort einige der sonderbar geformten und leuchtenden Früchte ab und versuchte vorsichtig, ob sie eßbar waren. Nicht nur das! stellte er mit Befriedigung fest, sondern sie schmeckten auch ganz hervorragend, manche herb, manche süß, manche ein wenig bitter, aber alle höchst appetitlich. Er aß im Weitergehen eine nach der anderen und spürte dabei, wie eine wunderbare Kraft in seine Glieder strömte.
    Inzwischen war das glimmende Unterholz des Waldes rund um ihn her so dicht geworden, daß es ihm den Ausblick nach allen Seiten versperrte. Und überdies begannen nun auch noch Lianen und

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