Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
Weg zum Pavillon, als sie Hendryk über den Rasen kommen sah. Fröhlich winkte sie ihm zu, er stutzte und lachte dann auf.
    »Leonie, kann das wahr sein? Sie sehen vollkommen verändert aus. Ein exquisites Kleid tragen Sie da. Assiut, nicht wahr?«
    Sie war nicht mehr erstaunt darüber, dass er solche Dinge erkannte.
    »Ja, daher stammt es wohl. Es ist - mh - sehr luftig und angenehm.«
    »Dem heißen Klima angemessen. Wie laufen die Geschäfte?«
    »Not too bad, wie Mistress Fitzgerald unterkühlt zu sagen pflegt. Oder, um es mit Lennards gröberen Worten auszudrücken: kolossal!«

    »Es ist ein wahres Gedränge, das ihr hier organisiert habt.«
    »Kommen Sie, ich möchte Sie Camilla vorstellen. Eben habe ich zwar schon Ernst an sie für immer verloren, aber das Risiko muss ich auf mich nehmen. Aber ich warne Sie, Hendryk, Männer verfallen ihr restlos. Vor allem heute.«
    »Ich werde mich an Sie klammern wie ein Ertrinkender an einen Strohhalm, Leonie.«
    Sie hakte sich bei ihm ein, und zusammen gingen sie zu dem Sherbet-Stand, wo ihre Gastgeberin mit zwei weiteren Offizieren plauderte. Sie hob eben den Kopf, um zu ihnen hinzusehen, als sich ihre Augen plötzlich weiteten und ihr das Glas mit dem Champagner aus der Hand fiel. Mit einer raschen Bewegung erhob sie sich, während die Herren sich nach dem Kelch bückten.
    »Verzeih, Leonie. Mir ist gerade etwas eingefallen. Ich muss dringend in die Stadt!«
    Hendryk ließ ihren Arm los und drehte sich um. Mit einem Schritt war er hinter dem Stamm eines Baumes verschwunden und entzog sich ihrer Sicht.
    Verdattert blieb Leonie einen kleinen Moment stehen, wo sie war, dann raffte sie sich zusammen. Ganz eindeutig hatte ihre Freundin in Hendryk einen Bekannten erkannt. Und ganz ebenso eindeutig hatte er sie erkannt. Beide aber wollten wohl ein Zusammentreffen um jeden Preis vermeiden.
    Nun gut, dann war das wohl so. Sie lächelte dem Rittmeister von Crausen zu, der jetzt von Camillas Seite gewichen war. Er blieb ein wenig überrascht stehen und schlug sich dann theatralisch an die Stirn.
    »Unter allen Schönheiten des Orients gibt es immer neue Blumen zu entdecken. Frau Mansel, ich hätte Sie tatsächlich nicht erkannt in diesem Hauch von einem Gewand.«
    »Da sind Sie nicht der Erste und Einzige. Selbst meinem Gatten schien ich fremd.«
    Camilla tauchte neben ihr auf und legte ihr sacht die Hand auf den Arm.
    »Es tut mir leid, euch unterbrechen zu müssen, aber wir haben uns nun dringend um die Versteigerung zu kümmern. Von Ihnen, Rittmeister, erwarte ich höchste Gebote!«

    Der Druck auf ihrem Arm wurde nachhaltiger, und Leonie folgte Camilla zu dem Pavillon, in dem die Bilder ausgestellt waren.
    Leise sagte sie im Gehen: »Ich erkläre es dir später. Bitte, Leonie, bitte vertrau mir.«
    »Schon gut. Lassen wir die Versteigerung ankündigen.«
    Sie räumten die Bilder zur Seite und zogen den Tisch vor, an dem Jacobs selbst die Auktion leiten würde.
     
    Nach der äußerst gelungenen Versteigerung löste sich die Gesellschaft allmählich auf. Nur wenige Stücke waren nicht verkauft worden, und der Erlös überschritt die kühnsten Erwartungen. Zufrieden versammelte sich das kleine Komitee im Salon und streckte die müden Beine aus.
    »Erstaunlich, wer alles gekommen ist.«
    »Der Generalin von der Lundt denke ich, ist ein für alle Mal der Schlund gestopft!«
    »Und sogar die hochnäsige Sonia von Danwitz hat nur gierig eingekauft und kaum Gift verspritzt.«
    »Aber der Pfarrer Wiegand hat mir auf - äh - die Kehrseite geklopft.«
    »Ich hoffe, du hast ihm in sein feistes Gesicht geklopft!«
    »Verbal. Ich habe ihm gesagt, ich hätte gehört, es solle sogar unter der Geistlichkeit Herren von Erziehung geben. Ob er einen kenne.«
    »Der nicht, der weiß noch nicht mal, wie man Erziehung schreibt. Und so etwas leitet ein Waisenheim. Vermutlich müssen wir ihm sehr genau auf die Finger schauen.«
    »Und gegebenenfalls draufklopfen!«
    Sie waren alle erschöpft und ein bisschen aufgedreht, und Leonie sehnte sich allmählich danach, in ihrem eigenen Wohnzimmer Ruhe zu finden. Sie nickte Camilla zu.
    »Ich rufe deine Rike, damit sie die Kinder einsammelt, Jacobs wird euch nach Hause fahren lassen. Willst du oben deine Kleider wechseln?«
    »Danke, ja. Ich glaube fast, ich kann keinen Fuß mehr vor den anderen setzen.«
    »Es war anstrengend, aber schön.«

    Camilla folgte ihr in ihr Boudoir und half ihr, sich umzuziehen. Dabei schwiegen sie, bis die Ägypterin sagte:

Weitere Kostenlose Bücher