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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ihnen umgehen.«
    »Na, umso besser. Dann wird Fräulein Altenberger ein geachtetes Mitglied unseres Haushalts werden.«
    »Danke.«
    Er merkte, wie sie sich ein wenig entspannte, und lehnte wieder seinen Kopf an ihr Knie. Eine Weile saßen sie still zusammen, dann hub im Garten eine Nachtigall an zu singen. Leicht fuhren ihre Finger durch seine Haare und streichelten ihn. Er schloss die Augen und träumte von einer besseren Welt. Von einem Heim, in das er zurückkehren konnte, ein Zuhause, in dem sie das Herz, der Mittelpunkt, die wärmende Herdflamme war. Und wieder heilte eine der schwärenden Wunden, die ein ungnädiges Schicksal ihm geschlagen hatte unversehens, und stille Hoffnung breitete sich in ihm aus. Die Dinge würden sich zum Guten wenden.
    Ein gellender Schrei, ein Fauchen und ein empörtes Piepsen ließ sie beide zusammenzucken, und Leonie lachte leise auf.

    »›It was the nightingale and not the lark, that pierced the fearful hollow of thine ear!‹«
    »In der Tat, obwohl, es war wohl eher die Katze als die Lerche.«
    »Hoffentlich hat sie nicht die Nachtigall erwischt.«
    »Sie singt noch, hören Sie? Doch es ist an der Zeit für die Nachtruhe. Zuvor, Euer Lieblichkeit, gestatten Sie aber Ihrem demütigen Ritter, Ihnen zu berichten, dass dem Bösewicht gemäß Ihrem Befehl die Haut abgezogen wurde.«
    »Oh!«
    »Ich habe Lüning unter massivsten Drohungen entlassen und der Stadt verwiesen. Mehr kann ich im Augenblick nicht tun. Aber seine Haut brannte, als er mich verließ.«
    Für ihr Lächeln, das sie ihm jetzt zeigte, hätte er gerne noch weitere Drachen besiegt.

Bazar
    DIE ART, WIE MAN WOHLTATEN ERZEIGT, IST OFT MEHR WERT
ALS DIE HANDLUNG SELBST.
    Freiherr von Knigge: Über die Verhältnisse unter Wohltätern und denen, welche Wohltaten empfangen
     
     
    Leonie legte die Smaragdohrringe an, die sie so überraschend an jenem Morgen nach ihrem ersten Hochzeitstag im Mai auf ihrem Frisiertisch gefunden hatte. In einem Samtkästchen, zusammen mit einem Zettel, auf dem stand: »I remember!«. Es war nach der Nacht, in der sie Hendryk aus diesem schrecklichen Albtraum geweckt hatte, und gerührt, inzwischen nicht mehr peinlich berührt, hatte sie gelächelt. Er erinnerte sich an das Vielliebchen, das sie an Silvester geteilt hatten. Und er hatte ihr auf sehr dezente Art zu verstehen gegeben, er respektiere ihre Ehe, so wie sie geführt wurde. Manchmal beschlich sie indes das Gefühl, er könne das eine oder andere über ihre schmachvolle Vergangenheit erahnen. Vielleicht hatten auch klatschsüchtige Familienangehörige, bestimmt nicht Sven oder Edith, ihm versteckte Hinweise gegeben. Aber genau wie sie an seinen Geheimnissen nicht rührte, tat er es bei ihr auch nicht. Es war eine Erleichterung, die kaum mit Worten zu beschreiben war.
    Obwohl hin und wieder … Ja, hin und wieder wünschte sie, sich ihm offenbaren zu können, um Schutz und Trost in seinen Armen zu finden.
    Nicht aber jetzt, denn heute hatte sie einen hektischen Tag vor sich, der ihren ganzen Einsatz erforderte. Der orientalische Wohltätigkeitsbazar fand in dem parkartigen Garten der Jacobs statt. Die Vorbereitungen waren schon aufwändig gewesen, hatten aber viel Freude gemacht. Mit den Zwillingen hatte sie Dutzende von Mäusen gebastelt, wobei ihnen Rike erstaunlich geschickt zur Hand gegangen war.
    Sie spielte mit einer kleinen weißen Maus, die Ursel ihr zwischen den Puderdöschen und Bürsten platziert hatte, und musste lachen. Himmel, diese Kinder! Gestern war sie einem verdächtigen Gepolter
und Gequietsche in die Mansarde gefolgt und sah sich mit dem vollkommenen Chaos konfrontiert. Dem blanken Wahnsinn nahe, hockte hoch oben auf dem Schrank, das Fell gesträubt, fauchend und mit funkensprühenden Augen Miezi, die Zwillinge wälzten sich am Boden vor Lachen, Rike war halb die Wand hinabgerutscht und wischte sich die Lachtränen mit der Schürze ab, und überall flitzten aufgezogene Mäuse umher. Das arme Tier sah in ihr offensichtlich die Rettung vor der Mäusearmee und sprang ihr kreischend in den Nacken. Zum Glück hatte sie sich gerade nach einer der Mäuse gebückt, weshalb sich die Katze nun als stolze Reiterin auf ihrem Rücken vom Schlachtfeld entfernen konnte.
    Unter lautem Johlen des Publikums.
    Rabauken!
    Sie hatten sich den Tag auf dem Bazar verdient, und wahrscheinlich würden sie eine nicht zu unterschätzende Hilfe sein. Sogar Hendryk hatte zugesagt, im Laufe des Tages vorbeizuschauen. Sie wusste, welche

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