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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Person, die sich zu dieser Lebensart begibt, mit Anstand, Weltsitte und körperlichen Reizen verbunden sein. Daß ihr Ursprung sehr alt ist, erhellt aus dieser Geschichte. Ein Lieblingsvergnügen der Ägyptischen Damen ist noch jetzt, die Almé kommen zu lassen. Auch bei großen Gastmahlen, welche die Vornehmen geben, spielen diese Mädchen ihre Rolle, doch gehören diejenigen, welche auf diese Art öffentlich figurieren, schon unter die unedlere Klasse dieses Ordens. Ihr Geschäft und das Mittel, die Anwesenden zu unterhalten, ist üppiger Tanz und verliebte Gesänge. Die Almé des innern Palasts läßt sich nie zu so kleinen Künsten herab, sie erscheint nur vor Damen, höchstens in Gegenwart derselben vor den Brüdern und Söhnen des Hauses. Sie unterhält ihre Freundinnen (als Freundin wird sie von den Größten behandelt und immer großmütig belohnt) mit religiösen und moralischen Erzählungen, in welchen aber Liebe und Fabelwerk nicht fehlen darf, oder mit zärtlich traurigen Gesängen, für welche ihre Landsmänninnen einen entschiedenen Geschmack haben. Die Kleidung dieser höhern Klasse von Virtuosinnen ist ungemein schön und anständig. Ein schwarzes seidnes Gewand mit einem weiten schleppenden Überwurf von weißem Flor fließt in gefälligen Falten um sie her; ein goldner Gürtel faßt es dicht unter der Brust zusammen, und dem dunkeln natürlich gelockten Haar darf einiger Schmuck nie fehlen. Die Kostbarkeit desselben ist Beweis von der Würde der Almé und den Belohnungen, die ihre Verdienste erhalten.«
    Während sie das vortrug, waren Lennard einige seltsame Gedanken gekommen.
    Dem Herrn offensichtlich auch. Er bat, sich das Buch näher ansehen zu dürfen, und runzelte ziemlich erstaunt die Stirn, als er die Widmung darin las. Denn Frau Jacobs hatte geschrieben: »Für die zwei tapferen Mäuschen, von Gamila Jacobs. Mögen die ewig schweigenden Geister der Vergangenheit über euch wachen.«

    »Sie ist eine sehr gütige Dame, behandelt das Buch sorgsam«, hatte er nur gesagt und war dann gegangen.
    »Das war komisch, nicht?«, fragte Ursel.
    »Ja. Weißt du, ich glaube, die Frau Jacobs ist so etwas wie diese Almé. Sie ist so schön und bewegt sich so … so …«
    »Fließend. Ja, das tut sie.«
    »Ursel, ich glaube, sie war es, die ich damals in dem Keller gesehen habe. Ihre Stimme ist auch so ähnlich. Dieser Dialekt.«
    »Akzent. Aber das kann ich nicht glauben. Die Menschen da waren schlecht.«
    Lennard schüttelte heftig den Kopf.
    »Sie hat ja auch nicht dazu gehört. Sie hat auch keinen Tierkopf getragen, nur einen dichten Schleier.«
    »Trotzdem. Wir müssen vorsichtig sein. Ich bin sicher, die würden ziemlich sauer auf uns sein, wenn die wüssten, dass wir sie erkannt haben.«
    »Und jetzt auch noch dieser schmierige Pfarrer Wiegand.«
    »Ja, der auch noch. Dieses scheußliche Lachen.«
    Ursel schüttelte sich.

Zwei ernste Gespräche
    ICH HABE BEI MANCHER GELEGENHEIT GEGENWART DES GEISTES
UND KALTBLÜTIGKEIT ALS HAUPTERFORDERNISSE ZU ALLEN
GESCHÄFTEN UND VERRICHTUNGEN … EMPFOHLEN; NIRGENDS
ABER SIND UNS DIESE EIGENSCHAFTEN NOTWENDIGER ALS IN
VORFÄLLEN, WO WIR ODER ANDERE IN AUGENSCHEINLICHER
GEFAHR SCHWEBEN.
    Freiherr von Knigge: Über das Betragen bei verschiedenen
Vorfällen im menschlichen Leben
     
     
     
    »Mansel, ich bedauere, aberich muss ein ernstes Gespräch mit Ihnen führen!«
    Der ansonsten so joviale Oberbergamtsrat von Alfter sah beinahe zerknirscht aus, die Sache schien ihm unangenehm.
    Hendryk folgte ihm in sein Arbeitszimmer und nahm auf die brüske Handbewegung hin auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch Platz. Ironischerweise erinnerte ihn dieses Arrangement an das ebenfalls sehr ernste Gespräch, das er mit seinem Sekretär geführt hatte.
    Nun, es war nicht auszuschließen, dass ihm ebenfalls ein Rausschmiss drohte.
    »Mansel, mir sind einige eigenartige Gerüchte zu Ohren gekommen. Ich bin kein Mann, der solchem Geschwätz zu viel Gewicht beilegt, also erlauben Sie mir ein offenes Wort.«
    »Natürlich, Herr Oberbergamtsrat.«
    »Es heißt, Sie hätten sich während Ihrer Algerienzeit in gewisse Unregelmäßigkeiten verstrickt. Und seien auch zuvor mit dem Gesetz in Konflikt geraten.«
    »Sie werden mir die Frage gestatten, wer so etwas behauptet.«
    »Der Festungskommandant will es erfahren haben. Und Ihr Schwiegervater, Gutermann.«
    Bredow, dachte Hendryk bei sich. Es zog Kreise.
    »Ich kann es Ihnen nicht widerlegen, Herr Oberbergamtsrat!«,
antwortete er

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