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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Sie leben in einem hübschen kleinen Ort auf einem Gut. In der Umgebung kann man ganz hervorragend
Fossilien sammeln, es gibt einen Berg, auf dem es spukt, eine unterirdische Kohlemine, aus der man schwarz wie die Mohren herauskriecht, wenn man sie besucht hat, Pferde, auf denen man reiten kann, und vieles andere mehr.«
    Sie wollten mehr wissen, er tat geheimnisvoll, scherzte mit ihnen und neckte sie, bis es Zeit zum Essen war. Am Abend dann sah er seine Post durch.
    »Leo, Camilla hat dies hier für dich abgegeben.« Leonie reichte ihm ein versiegeltes Päckchen. »Sie sagte, es wäre ein Geschenk von ihrem Bruder Jussuf. Und du sollst vorsichtig sein.«
    »Wir müssen alle vorsichtig sein, so vorsichtig, dass du mich, außer in ganz traulichen Momenten, leider auch weiterhin Hendryk nennen solltest.«
    »Verzeih. Ich werde leichtsinnig. Fahren wir wirklich zu deinen Eltern?«
    »Es scheint mir das Beste zu sein, einige Wochen von hier zu verschwinden. Ich brauche etwas Zeit und Ruhe, um einen Plan zu machen.«
    »Das heißt, du hast inzwischen alles, was du gesucht hast, in Händen?«
    »Ja, mit diesem Päckchen von Camilla habe ich eine vollständige Beweiskette. Jetzt muss ich sehen, wie ich meinem Widersacher einen solchen Strick daraus drehe, dass er sich daran aufhängt.«
    Unruhig ging Leonie im Zimmer auf und ab. Seine Stimme war kalt, sein Gesicht steinern. Er machte ihr Angst.
    »Hendryk, planst du einen Mord?«, flüsterte sie.
    »Nein. Aber ich werde den Mann nicht daran hindern, sich selbst zu vernichten. Sonst vernichtet er mich, dich, die Kinder, meine Eltern, vielleicht sogar Camilla.«
    »Oh Gott, ich hätte es fast vergessen - Camilla wurde erpresst.«
    »Von wem?«
    »Einen Namen hat sie nicht genannt, aber von einem ehemaligen Liebhaber. Und sie hat sich sehr kryptisch ausgedrückt. Er sei der Gebieter über Teufel und Dämonen. Hendryk - ist es derselbe Mann?«
    Er sah sie ernst an.
    »Ja, ich fürchte es.«

    »Er ist hier, ganz in der Nähe? Die ganze Zeit über schon? Und er weiß, wer du bist?«
    »Seit Kurzem erst. Darum reisen wir, sobald du alles vorbereitet hast.«
    »Kenne ich ihn?«
    »Ich glaube nicht, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass du ihm irgendwo begegnet bist. Es ist besser, du weißt es noch nicht.«
    »Ist Camilla in Gefahr?«
    »Nicht, wenn ich fort bin.«
    »Gut, ich beginne morgen mit den Vorbereitungen. Was soll ich mitnehmen?«
    »Kleidung für einen Aufenthalt für mindestens sechs Wochen. Nimm auch deine Abendgarderobe und den Schmuck mit, ich denke, wir werden einiges zu feiern haben.«
    »Die Schule?«
    »Ich schreibe dem Rektor, dass wir aus familiären Gründen verreisen müssen. Wir werden verbreiten, dass wir uns nach Berlin begeben.«
    »Das Personal?«
    »Bleibt hier. Du wirst dich mit Ursels Zofendiensten während der Reise begnügen müssen, im Haus meiner Eltern wird sich vermutlich die Kammerfrau meiner Mutter um dich kümmern.« Er grinste sie plötzlich frech an. »Oder ich. Gewisse hauchzarte Gewebe kann ich dir doch schon ganz gut ausziehen!«
    Es ärgerte sie, dass sie schon wieder errötete. Derartige Bemerkungen machten sie noch immer verlegen.
    »Liebes, du bist so süß. Komm, setz dich zu mir.«
    »Dann fängst du nur wieder an zu poussieren.«
    »Würde es dich stören?«
    »Ich möchte lieber erst die ernsten Themen behandeln.«
    »Aber dann darf ich - mhm - poussieren?«
    Die Röte wurde noch tiefer. Eine untadelige Dame konnte doch auf gar keinen Fall zugeben, dass sie leidenschaftlich gern poussieren würde, oder?
    »Ja, mein Gemahl!«, hauchte sie, und die Dame in ihr rümpfte die Nase.
    Leonie gab ihr in Gedanken einen herzhaften Tritt.

Entführung
    UND WENN EUCH, IHR KINDER, MIT TREUEM GESICHT
EIN VATER, EIN LEHRER, EIN ALDERMANN SPRICHT,
SO HORCHET UND FOLGET IHM PÜNKTLICH.
    Goethe: Der getreue Eckart
     
     
    »Er stromert schon wieder hinter uns her!«, murrte Ursel, als sie mit Lennard zu Gerlachs gingen, die heute ein Fest für ihren Sohn Thomas ausrichteten, der vergangene Woche Geburtstag hatte. Sie hatten Herrn Mansel die Erlaubnis abgeschmeichelt, endlich einmal ohne Begleitung ausgehen zu dürfen. Na ja, ganz ohne waren sie nicht; dieser Mann, der seit vier Wochen irgendwie immer in ihrer Nähe zu sein schien, wenn sie sich draußen aufhielten, war noch da. Aber er würde nicht mit ins Haus kommen. Anfangs hatte er ihnen Angst gemacht, weil er sie immer so verstohlen beobachtete. Aber dann hatten sie einmal gemerkt, dass

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