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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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glaube, die Frau, die lachte, war diese Danwitz.«
    »Die Gnädige und der Herr haben vor etwas Angst. Es gibt da ein Geheimnis, Ursel. Und es hat mit uns zu tun.«
    »Mit uns und mit ihnen. Darum fahren wir vermutlich jetzt auch weg.«
    »Ich habe auch Angst, Lennard.«
    »Ich auch.«

Noch eine Heimkehr
    ZUM REISEN GEHÖRT GEDULD, MUT, GUTER HUMOR,
VERGESSENHEIT VON HÄUSLICHEN SORGEN,
UND DASS MAN SICH DURCH KLEINE WIDRIGE ZUFÄLLE,
SCHWIERIGKEITEN, BÖSES WETTER,
SCHLECHTE KOST UND DERGLEICHEN
NICHT NIEDERSCHLAGEN LASSE.
    Freiherr von Knigge: Über das Betragen bei verschiedenen Vorfällen im menschlichen Leben
     
     
    Die Zwillinge waren geradezu unnatürlich folgsam und höflich, während sie in der schaukelnden Kutsche Richtung Hannover rollten. Leonie führte es auf die verblüffenden Offenbarungen zurück, die Leo den beiden gemacht hatte, als sie eine halbe Tagesreise von Köln entfernt waren. Er hatte es auf sehr einfühlsame Weise geschafft, ihnen die Zusammenhänge zu erklären, warum er, nun ohne Bart und Augenklappe, Leo Flemming, ihr leiblicher Onkel war. Über den Tod ihres Vaters, einen tragischen Unfall, hatte er wenig Worte verloren, seine Verkleidung damit begründet, er sei einem Verbrecher auf der Spur, der bei der Expedition einen kostbaren Schatz geraubt habe. Schweigend und mit großen Augen hatten sie ihm zugehört und keine einzige Frage gestellt. Leonie hegte den Verdacht, Ursel und Lennard könnten auch schon eine ganze Menge selbst herausgefunden oder geahnt haben. Umso bewundernswerter war es wohl, dass sie nie etwas darüber hatten verlauten lassen. Es musste schwer für die beiden gewesen sein, so im Ungewissen mit ihnen zu leben, aber wahrscheinlich fanden sie Trost und Bestätigung, indem sie einander vertrauten und ihre Beobachtungen teilten. Zwei sehr kluge Kinder saßen da ihr gegenüber.
    Aber auch sie fragte sich, ob an der Geschichte mit dem Schatzraub etwas Wahres sein könnte. Vermutlich mehr, als Leo erzählt hatte. Sie wusste noch lange nicht alles, was in seiner Vergangenheit geschehen war. Er würde es ihr sagen, sobald sie die Gelegenheit hatten, alleine darüber zu sprechen. Bisher waren die Tage in ungeheurer
Hektik verlaufen, vieles war zu klären gewesen, das Haus zu schließen, die Koffer zu packen, verschiedene Abschiedsbesuche zu machen oder Karten und Briefe zu versenden. Jette und Albert würden weiterhin in ihren Räumen wohnen und nach dem Rechten sehen, das Hausmädchen aber hatte Urlaub bekommen, und Rike hatte, nachdem ihre Eltern durch Hannos stetige Einflussnahme eingelenkt hatten, wieder Wohnung im elterlichen Heim gefunden. Wie sie nach ihrer Rückkehr in Köln weiterleben würden, hing davon ab, wie sich die nächsten Wochen entwickelten. Leo konnte nicht mehr sehr lange als Hendryk Mansel auftreten. Vermutlich nur noch, bis er seine Mission erfüllt hatte. So bezeichnete sie das, was er vorhatte.
    Es machte ihr Angst, auch wenn sie ihm vertraute.
    Es machte ihr auch Angst, seiner Familie gegenüberzutreten.
    »Leo, hast du deinen Eltern unser Kommen eigentlich angekündigt?«
    »Natürlich. Ernst ist schon vorgestern aufgebrochen. Er reitet, so viel Gepäck wie wir hat er ja nicht mitzuschleppen. Er wird einige Tage vor uns dort sein und mit ihnen sprechen. Es erschien uns sehr viel passender als ein Brief, wenn er sie im Gespräch vorsichtig auf die Rückkehr des verlorenen Sohns vorbereitet.«
    »Samt Frau und Kindern. Sie werden erschüttert sein.«
    »Vermutlich. Aber ich habe gute Hoffnung, das sie mich mit offenen Armen empfangen werden und euch drei mit einschließen.«
    Diese Sicherheit teilte Leonie nicht, aber vorerst beließ sie es dabei. Um sich die Zeit zu verkürzen und sich und die Kinder vom Grübeln abzulenken, schlug sie ein Ratespiel vor, das schon bald alle in seinen Bann zog und zu viel Gelächter führte.
    In der Abenddämmerung erreichten sie Dortmund, wo sie übernachten würden. Luxuriös war der Gasthof nicht, aber sauber und gut geführt, das Essen sogar ganz ausgezeichnet. Die Kinder zogen sich rasch in ihr Zimmer zurück. Leonie nahm an, sie wollten unter sich sein und das besprechen, was sie erfahren hatten.
    »Sie haben es gut aufgenommen, Leo.«
    »Ja, sie sind außerordentlich verständige junge Menschen.«
    »Und sie haben einander.«
    Sie saßen in dem Privatzimmer, das er geordert hatte, und tranken noch ein Glas Wein zum Ausklang des Tages.

    Leo schaute versunken in die rote Flüssigkeit, die er sacht in dem

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