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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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für mich verloren war. Er hatte mir von den Kindern erzählt, und irgendwie hatte ich die Hoffnung, sie zu finden und als die Meinen anzunehmen. Leo und du seid mir zuvorgekommen. Aber das ist auch recht so. Nun, Jacobs
zu überzeugen, ein solch erstaunliches Weib wie mich heiraten zu wollen, war nicht schwer. Ich kann sehr verführerisch sein, wenn ich will.«
    »Du bist die lebende Verführung, Camilla, darum sind die hiesigen Damen ja auch so giftig geworden.«
    »Was soll ich dagegen machen?«
    »Nichts. Bleib so. Sie können ja von dir lernen.«
    »Das ist eine interessante Sicht der Dinge.«
    » Ich schau mir gerne deine Bewegungen ab, und Ursel tut es auch.«
    »Ja, mit Erfolg.«
    »Aber nun sag, es ist jener erste Liebhaber, der wieder aufgetaucht ist, nicht wahr?«
    »Ja, und er will, dass ich an damals anknüpfe. Wenn ich nicht dazu bereit bin, will er Jacobs meinen unsittlichen Lebenswandel aufdecken.«
    »Und was würde dann passieren?«
    »Leonie, ich will ganz ehrlich sein - ich habe es mit Jacobs gut getroffen. Er liebt mich, ich achte ihn, ich habe eine bevorzugte Stellung in der Gesellschaft. Für ihn bin ich die Erfüllung einer Ehefrau. Nicht weil ich sein Haus mustergültig führe - das tue nicht ich, sondern die Haushälterin. Sondern weil ich ihm im Bett willige Freude bereite. Werd nicht rot, Leonie. Diese Dinge muss man manchmal aussprechen.«
    »Ja, ich weiß. Ich verstehe. Ich bin nur so … so einfältig in diesen Dingen. Aber lass nur, Camilla. Du bist Jacobs doch hier treu geblieben, oder?«
    »Selbstverständlich. Und ich habe auch vor, es zu bleiben.«
    »Wie viel weiß denn dein Gatte von deinem Vorleben? Dass du eine Almeh war, wird er doch gehört und gesehen haben.«
    »Ich tanzte damals nicht, sondern musizierte nur. Er hielt mich für eine Hofdame, erzählte mir, dass auch in den hiesigen Salons die Damen mehr oder minder gute Musik machten. Ich ließ ihn in dem Glauben.«
    »Noch einmal, Camilla - was würde geschehen, wenn er die Wahrheit erführe?«
    »Leonie, du weißt doch, wie die Leute darauf reagiert haben. Ich denke, er wird mich verstoßen.«

    »Ah pah! Hierzulande verstößt man Frauen nicht. Er könnte sich scheiden lassen, aber das wäre ein ziemlicher Skandal, der auch ihn belasten würde.«
    »Ja, aber … auf jeden Fall würde er seine Achtung vor mir verlieren.«
    »Er würde dich nicht mehr lieben, wenn er wüsste, dass du vor der Ehe mit ihm zwei Affären hattest?«
    »Das erträgt doch kein Mann von Ehre.«
    Leonie dachte an ihren Gatten und seine unsagbar verständnisvolle Art, mit der er ihr gezeigt hatte, dass alles, was gewesen war, für ihn keine Relevanz hatte.
    »Leo hat es ertragen, dass ich ein Kind gebar.«
    Camilla schwieg lange und nippte an ihrem Glas.
    »Es war anders bei dir. Ich habe zweimal geliebt und zweimal verloren. Du warst wehrloses Opfer, ich bin willentlich diese Affären eingegangen.«
    »Wie viele Affären wird Jacobs wohl vor dir gehabt haben? Er ist gut fünfzehn Jahre älter als du. Als - mh - Jungfrau ist er nicht in die Ehe gegangen, nehme ich an.«
    Camilla kicherte ein wenig.
    »Du siehst die Sache wirklich von einem interessanten Standpunkt aus. Nur - das wird man einem Mann doch nie übel nehmen, nicht wahr? Selbst wenn er während der Ehe herumpoussiert, nimmt man es hin.«
    »Richtig. Und gerade deshalb - Camilla, mich haben die Monate meiner Ehe vieles gelehrt darüber, wie man gedeihlich zusammenleben kann, ohne dem anderen zu nahe zu treten. Wie man Freiräume lässt, indem man manches nicht hinterfragt. Und wie viel man trotz allem von dem anderen erfährt. Ich wusste, dass Leo nicht Hendryk Mansel war, schon nach wenigen Wochen. Und er wusste offensichtlich von meinen Geheimnissen auch schon sehr bald sehr viel. Hätten wir miteinander darüber zu einem früheren Zeitpunkt gesprochen, wäre unser Zusammensein unmöglich geworden. Aber irgendwann ist der Zeitpunkt da, an dem man einander gänzlich vertraut.«
    »Ja, aber …«
    »Beleidige das Einfühlungsvermögen und die Intelligenz deines
Jacobs nicht damit, ihm zu unterstellen, er wüsste nichts von deiner Vergangenheit. Es mag seiner Art der Rücksichtnahme dir gegenüber entsprechen, es nicht zu erwähnen. Aber wenn er wirklich und wahrhaftig keine Hinweise gehört hat, welchen Status du am Hofe hattest, so wird er zumindest wohl gemerkt haben, dass er keine unbedarfte Jungfer in seinem Bett vorfand, oder?«
    »Ähm …«
    »Oder hast du ihm die

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