Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
fürchterliche Tracht Prügel bekommen.
    Und Lennard wusste weder ein noch aus vor Staunen, denn der Apotheker galt als höchst ehrenwertes Mitglied der Gesellschaft. Dass er sich dieser Maskerade angeschlossen hatte, machte ihn auf eine unergründliche Art schaudern.

Antike Schönheiten
    ICH KENNE JÜNGLINGE MIT ANTINOUSGESTALTEN, DIE IHR
GLÜCK BEI DEM SCHÖNEN GESCHLECHT NICHT MACHEN,
UND HINGEGEN MÄNNER MIT FAST GARSTIGEN LARVEN,
DIE DORT GEFALLEN UND TEILNEHMUNG WECKEN.
    Freiherr von Knigge: Über den Umgang mit Frauenzimmern
     
     
    »Sie sollte zerdrückte Erdbeeren verwenden. Ich habe es ihr schon dreimal empfohlen. Nachts aufgelegt, wirken sie wunderbar klärend.«
    Selma löffelte mit spitzen Fingern Sahne von ihrem Teller. Die Erdbeeren ließ sie liegen, und Leonie dachte boshafterweise, sie wende diese Früchte wohl lieber äußerlich an, statt sie zu essen.
    »Das hilft bei ihrem Teint auch nicht. Sie müsste sich heller pudern. Vom Schminken versteht sie ja eine ganze Menge!«
    Es hörte sich aus Sonias Mund nicht wie ein Kompliment an.
    »Tja, bei dem Vorleben muss sie das wohl. Diese orientalischen Frauen lernen von Kindsbeinen an, sich anzumalen, habe ich gehört.«
    »Und zu kokettieren!«
    Leonie rührte in ihrem Kaffee und sagte nichts dazu. Diesem Nachmittagstreffen bei Selma hatte sie nicht ausweichen können, ihre Nachbarin hatte sie so herzlich gebeten, mit ihr die Geburt ihres Sohnes zu feiern, dem sie vor drei Wochen das Leben geschenkt hatte.
    »Und wie sie kokettiert. Diesen Rittmeister hat sie fest am Bändel, richtig unanständig, wenn Sie mich fragen«, nuschelte Selma, den Mund voller Biskuit.
    »Nicht nur den. Sie hat so etwas in ihrer Habitüde, so etwas Herausforderndes. Und dann immer dieses Umhergeschleiche. Richtig ein bisschen unheimlich. Nie hört man, wenn sie sich nähert!«
    Was nur bedeutete, dass Camilla Sonia schon dabei erwischt hatte, wie sie über sie tuschelte, schloss Leonie.
    »Aber Sie sind ja eng befreundet mit ihr, nicht wahr, Leonora?«, wandte sie sich jetzt an sie.

    »Ich treffe mich hin und wieder mit ihr, Sonia. Sie ist eine sehr kultivierte und gebildete Frau!«
    Die zarte Spitze traf nicht, die Chemikergattin hob nur schelmisch lächelnd den Finger und drohte leicht: »Passen Sie nur auf, dass Sie bei ihr nicht in undelikate Affärchen verwickelt werden, das würde der Herr Gemahl doch bestimmt nicht schätzen.«
    »Herr Mansel hat nichts gegen sie einzuwenden. Er weiß aus Erfahrung, dass es auch unter den Orientalinnen echte Damen gibt.«
    »Ei ei, er hat Ihnen seine Erfahrungen anvertraut? Da führen Sie aber eine sehr offene Ehe, meine Gute.«
    »Wir führen eine gute Ehe!«, bestätigte ihr Leonie und meinte das auch sehr ernst.
    »Tja, dann wundert es mich aber, Liebelein, dass man noch so gar nichts davon merkt. Ich hingegen werde meinem Gatten noch in diesem Jahr wieder einen Nachwuchs präsentieren!«
    »Oh, Sonia!«
    Selma sprang auf und umarmte ihre beste Freundin herzlich, und auch Leonie brachte die passenden Glückwünsche hervor. Danach wandte sich das Gespräch glücklicherweise von dem Klatsch über Camilla ab, und Sonia brüstete sich mit ihren neuesten Aufgaben in der Wohltätigkeit, für die sie auch die beiden anderen Damen gewinnen wollte. Es stand ihr da ein Einsatz für die Besserungsanstalt für gefallene Frauen vor Augen, die durch redliche harte Arbeit, Gebete und läuternde Gespräche auf die rechte Bahn gebracht werden sollten.
    Leonie verabschiedete sich, sobald es der gute Ton erlaubte, mit der Ausrede, sie müsse sich um die Schulaufgaben der Kinder kümmern.
    »Ach ja, Ihre Schützlinge. Wirklich, Sie haben ein großes Herz, Leonora. Fremden Kindern ominösester Herkunft ein Heim zu geben. Hoffentlich werden Sie nie enttäuscht!«
    »Sie sind erfreulich aufgeweckt und manierlich. Ich habe große Freude an ihnen!«
    »Aber ein eigenes, Leonora, ein eigenes hat doch einen ganz anderen Bezug. Mutter sein ist doch etwas anderes, als - je nun - so eine Art Gouvernante zu spielen, nicht wahr?«
    Sie hatte die Sticheleien bisher recht gut vertragen, ja sich sogar darüber
amüsiert, aber nun wurde es ihr doch etwas zu viel. Immerhin bewahrte sie ihre Contenance und schluckte eine recht scharfe Replik hinunter.
    »Wie dem auch sei, meine Damen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Nachmittag, und Selma, Ihr Junge ist wirklich ein süßer Schatz!«
    Sie streichelte dem friedlich schlafenden Kind, das in seiner tüllverhängten

Weitere Kostenlose Bücher