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Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)

Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)

Titel: Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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das machen soll. Aber ich verspreche, mir große Mühe zu geben.
Ein besonderer Gruß an Captain W. E. Johns.
Euer Sohn/Bruder/Herrchen
Barnaby
P.S. Wenn ich dann zu Hause bin, möchte ich meine Freundin Palmira zu uns einladen. Sie war noch nie in Australien, aber sie sagt, sie würde gern mal hinfahren.

Kapitel 10
    Der schlechteste Jeremy Potts aller Zeiten
    Alistair öffnete den Briefkasten und schaute die Rechnungen und die Reklame durch, bis er zwischen einem Werbezettel für eine Reinigungsagentur und der Speisekarte für einen neuen Pizza-Lieferdienst die Postkarte entdeckte. Er erkannte sofort die Handschrift, und sein Herz schlug ein wenig schneller, als er zu lesen begann.
    Seit Barnaby vor neun Tagen davongeflogen war, herrschte im Haushalt der Brockets schlechte Stimmung. Henry und Melanie machten immer wieder Ärger, weil sie wegen ihres vermissten Bruders unbedingt die Polizei einschalten wollten, aber Alistair erklärte ihnen, dass sowohl er als auch ihre Mutter in eine ziemlich brenzlige Lage kommen könnten, wenn die Wahrheit ans Licht kam. Daraufhin beharrten sie nicht mehr darauf.
    »Die Behörden sehen solche Dinge sehr eng«, erklärte Alistair. »Und ehe man sich’s versieht, steht man vor Gericht, und ihr zwei würdet in Pflegefamilien untergebracht. Und außerdem ist es ja nicht unsere Schuld, dass Barnaby nicht mehr da ist. Schließlich war er selbst derjenige, der den Rucksack runtergenommen hat.«
    Das war die offizielle Version, auf die Alistair und Eleanor sich geeinigt hatten: Barnaby habe sich wieder einmal über das schwere Gewicht beklagt und deshalb den Rucksack abgenommen, und schon sei er davongeflogen. Eleanor habe noch versucht, ihn zu fangen, aber sie konnte nicht hoch genug springen. Sie hätten, als seine Eltern, Barnaby tausendmal darauf hingewiesen, wie wichtig es sei, dass er seinen Rucksack immer aufbehielt, aber er war ja viel zu eigensinnig und wollte nicht hören.
    Also war Barnaby ganz allein schuld an dem, was passiert war.
    Aber das genügte Henry und Melanie nicht. Sie vermissten ihren Bruder und machten ihren Eltern jeden Abend eine Szene, weil sie wollten, dass sie irgendetwas unternahmen, um ihn zu finden. Die Kinder wären allerdings nie auf die Idee gekommen, dass ihre Eltern ihnen nicht die Wahrheit sagten. Und es gab ja nur einen einzigen Augenzeugen für das schreckliche Ereignis am Mrs Macquarie’s Chair, und das war Captain W. E. Johns.
    Und der war leider nicht fähig, die Lüge aufzudecken.
    Wenn das Kind doch nur normal gewesen wäre, dachte Alistair. Er schaute die Straße hinauf und hinunter und betrachtete die Reihen von gleichmäßigen Hecken und säuberlich gepflegten Rasenflächen. War es zu viel verlangt von einem Kind, dass es sich einfügte? Er dachte daran, wie es ihm selbst in Barnabys Alter ergangen war. Er hatte getan, was er konnte, um nur ja nicht aufzufallen, aber das war ihm nicht gelungen, weil seine Eltern unbedingt wollten, dass er Aufmerksamkeit auf sich zog.
    Ihm wurde richtig übel, wenn er daran dachte, wie furchtbar wichtig es ihnen gewesen war, dass alle Welt ihrem Sohn Beachtung schenkte. Sein Vater Rupert hatte davon geträumt, Schauspieler zu werden; Claudia, seine Mutter, wäre gern Schauspielerin geworden. Mit Anfang zwanzig hatten die beiden sich an der Schauspielschule kennengelernt und waren fest davon überzeugt gewesen, dass sie internationale Filmstars werden konnten.
    »Ich möchte nur mit den allerbesten Regisseuren arbeiten«, sagte Claudia immer, die bisher nur in einem Fernseh-Werbespot für Cornflakes mit künstlichem Süßstoff eine kleine Rolle gespielt hatte, und zwar einen Löffel.
    »Und nur mit Schauspielern, die ihr Handwerk wirklich ernst nehmen«, fügte Rupert hinzu, der mit sechzehn in einer Vorabendserienfolge die Rolle des »Schlägers im Café« bekommen hatte.
    Aber irgendwie schafften sie es nicht, berühmt zu werden, und als Alistair auf die Welt kam, entwickelten sie einen neuen Ehrgeiz: Sie wollten stattdessen aus ihrem Sohn einen Star machen.
    Kaum konnte er laufen, da wurde er schon zu Vorsprechterminen für Werbespots, Theaterstücke und Fernsehserien geschleppt, obwohl er nicht die geringste Lust hatte, bei so etwas mitzumachen – er wäre viel lieber zu Hause geblieben, um mit seinen Freunden zu spielen. Von Natur aus war er sehr schüchtern und hasste es, vor Leuten zu stehen, die er überhaupt nicht kannte, und eine Szene aus Oliver! vorzutragen oder mit einem lächerlichen

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