Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)

Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)

Titel: Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
Vom Netzwerk:
damit«, sagte Ethel. »Aber ich wäre froh, wenn Thiago sich wieder um Palmira kümmern würde. Er ist doch verloren ohne sie, das sieht jeder. Und sie braucht ihren Vater jetzt mehr denn je. Ich habe den Eindruck, dass – oh, Barnaby! Hat dir noch nie jemand gesagt, dass man die Gespräche anderer Leute nicht belauschen soll?«
    »Entschuldigung«, sagte er schnell. »Ich wollte mich nur bei Ihnen bedanken, dass ich die ganze Woche hier wohnen durfte.«
    »Gern geschehen«, sagte Ethel. »Aber bist du dir denn wirklich sicher, dass du weggehen möchtest? Deine Eltern haben doch so etwas Schreckliches getan. Ich verstehe nicht, warum du zurück möchtest.«
    »Vielleicht tut es ihnen ja inzwischen leid«, sagte Barnaby. »Wenn ich nach Australien zurückgehe, kann ich das herausfinden. Thiago hat mir im Dorf eine Postkarte gekauft, und die will ich ihnen morgen schicken, damit sie schon wissen, dass ich bald nach Hause komme.«
    »Ich finde, wir sollten einen Toast ausbringen«, sagte Marjorie und rief alle Arbeiter zusammen. Dann prostete sie Barnaby mit ihrem Glas zu: »Es war wirklich schön, dich hier zu haben«, sagte sie. »Und ich glaube, Palmira hat ein kleines Geschenk für dich, stimmt’s?«
    Das Mädchen trat vor, ein schüchternes Lächeln auf den Lippen, und kurz setzte Barnabys Herzschlag aus. »Weil du uns verlässt, dachte ich, du freust dich über etwas, das dich an uns erinnert«, sagte sie und überreichte ihm ein wunderschön eingewickeltes Päckchen. »Etwas, das dich an mich erinnert.«
    Barnaby lächelte gespannt, während er das Päckchen aufmachte. Darin befand sich eine kleine englische Ausgabe von Die Abenteuer des Sherlock Holmes . Er hatte die ganze Woche nichts gelesen und schon befürchtet, seine Phantasie könnte vielleicht für immer den Betrieb einstellen.
    »Vielen Dank!«, rief er, rannte auf Palmira zu und umarmte sie. »Aber – wo hast du das Buch gefunden? Ich dachte, es gibt hier keine englischen Bücher.«
    »Ich habe meine Methoden«, sagte sie und zwinkerte ihm zu. Alle Anwesenden klatschten begeistert, als sie sahen, wie viel Freude Palmira dem Jungen mit einem einzigen Buch bereitet hatte. Palmira lächelte und blickte sich glücklich und zufrieden um. Sie betrachtete diese ungewöhnliche Familie, bis ihr Blick bei dem Menschen landete, den sie am allermeisten liebte: bei ihrem Vater Thiago. Dieser machte ein grimmiges Gesicht, doch dann lächelte auch er, weil er daran denken musste, wie Palmira den kleinen Jungen getröstet hatte, als dieser wegen seiner Familie so unglücklich war, und weil er jetzt sah, was für eine Freude sie ihm mit ihrem einfühlsamen Geschenk bereitet hatte. Die Tür seines Herzens öffnete sich für die Tochter, die er liebte. Er lief zu ihr, nahm sie in die Arme und drückte sie an sich. Und er flüsterte ihr Worte ins Ohr, die ihr zeigten, dass sie einen Vater hatte, der sie und ihr Baby nie wieder im Stich lassen würde.

    Als Barnaby am nächsten Tag in den Fonseca Express stieg, konnte er kaum die Augen offen halten. Er hatte bis spät in die Nacht gefeiert und kaum geschlafen. Rasch fand er einen Platz in einem leeren Abteil und schnallte sich mit dem Sicherheitsgurt an, damit er nicht zur Decke schwebte. Dann zog er die Schuhe aus und gähnte laut. Hoffentlich störte ihn niemand! Er las Ein Skandal in Böhmen , die erste der Sherlock-Holmes-Geschichten, und merkte dabei gar nicht, wie die Zeit verging. Sobald er die Geschichte ausgelesen hatte, legte er das Buch beiseite und schrieb die Postkarte an Zuhause; als der Schaffner kam, um seine Fahrkarte zu kontrollieren, versprach er Barnaby, die Karte beim nächsten Halt in den Bahnhofs-Briefkasten zu werfen.
    Und dann, ohne daran zu denken, dass er vielleicht lieber einen Wecker stellen sollte, um rechtzeitig aufzuwachen, wenn der Zug in Rio de Janeiro einfuhr, schloss Barnaby die Augen und schlief sofort ein.

Liebe Familie,
ihr fragt euch sicher, wo ich bin, weil ich ja schon über eine Woche nicht mehr zu Hause war. Nachdem ich davongeschwebt bin, wurde ich von zwei Damen in einem Heißluftballon gerettet, aber wegen der Windrichtung konnte ich nicht gleich wieder zu euch kommen. Mit so einem Ballon kann man nicht einfach wenden. Man muss mit dem Wind fliegen. Und der Wind hat mich bis nach BRASILIEN geweht.
Ich vermisse Sydney und euch alle.
Jetzt bin ich auf dem Heimweg und werde euch bald wiedersehen. Ich will versuchen, nicht mehr zu schweben, aber ich weiß nicht genau, wie ich

Weitere Kostenlose Bücher