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Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)

Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)

Titel: Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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vom Buchladen, das an Barnaby adressiert war. Darin befand sich ein Exemplar von David Copperfield . Offensichtlich hatte Barnaby es bestellt, kurz bevor er davonflog. Einen Moment lang starrte sie auf den Buchumschlag – ein kleiner Junge allein auf einer Landstraße, ein Wegweiser, auf dem London stand, und das Gesicht des Jungen drückte sehr viel Einsamkeit und Angst aus. Dann begann sie zu lesen:
    Meine Geburt

    Ob ich schließlich der Held meines eigenen Lebens werde, oder ob jemand anders diese Stelle einnehmen wird, das sollen diese Blätter zeigen.

    »Wuff!«, bellte Captain W. E. Johns, der zu ihr aufs Sofa wollte. Eleanor nickte, klopfte auf den Platz neben ihr, streifte die Schuhe ab und streckte sich aus.

    Um mit dem Anfang meines Lebens zu beginnen (las sie) , berichte ich, dass ich (wie man mir später erzählt hat und wie ich auch glaube) an einem Freitag um zwölf Uhr mitternachts geboren bin.

    Kurz schnappte sie nach Luft, als sie diesen Satz las. Dann klappte sie das Buch zu, stand auf und ging in die Küche, um Barnabys Postkarte in den Mülleimer zu werfen. Sie öffnete den Kühlschrank und schaute hinein. Schweinekoteletts zum Abendessen, dachte sie und schob alle anderen Gedanken in den Hintergrund. Und Baisertorte zum Nachtisch.

Kapitel 14
    Das Foto in der Zeitung
    Am nächsten Tag war Barnaby wieder in der Penn Station.
    Er stand in der Wartehalle des Bahnhofs und blickte hinunter auf seine Füße. Und auf den Boden mit seinem Muster aus roten und weißen Linien, die da, wo er stand, genau zu erkennen waren, aber etwas verschwommener wurden, wenn man den Blick nach rechts und links wandte. Er reckte den Hals und schaute hinauf zu den Fenstern über ihm. Das Licht der Morgensonne schien durch die riesige amerikanische Fahne und ließ ihre Farben wie eine patriotische Welle über alles schwappen.
    Im Bahnhof wimmelte es von Pendlern, die mit roten Augen und nassen Haaren durch den morgendlichen Berufsverkehr trotteten, alle mit einem Kaffeebecher in der einen Hand und einem Donut in der anderen. Wenn man ihnen ins Gesicht schaute, hätte man denken können, wenn sie es nicht schafften, rechtzeitig dahin zu kommen, wo sie jetzt gleich – oder lieber sogar noch früher – sein mussten, dann ginge die Welt unter. So hektisch und so wichtigtuerisch führten sie sich auf.
    Barnaby holte tief Luft und atmete dann laut aus, während er zuschaute, wie sich die Touristen um einen Informationsschalter drängten, hinter dem eine extrem erschöpft aussehende Frau eingesperrt war. Auf dem Rücken trug er einen nagelneuen Rucksack mit alten Eisenstücken aus dem Keller des Chrysler Buildings, die verhinderten, dass er sich vom Boden löste und unter dem Dach der Halle landete.
    »Guten Morgen, Barnaby!«, rief Charles Etheridge und eilte zielstrebig auf ihn zu, zwei Flaschen Wasser und zwei Äpfel in der Hand. Kaffee oder Kuchen gab es bei ihm nicht. Manche Passanten, die in die eine oder andere Richtung an ihm vorbei eilten, starrten auf die grässlichen Brandnarben in seinem Gesicht, um dann schnell wieder wegzuschauen. Ihre taktlose Reaktion hätte vielleicht Charles’ Gefühle verletzt, wäre er nicht schon längst daran gewöhnt gewesen, dass die Leute ihn anglotzten. Ein junges Mädchen machte ein Geräusch, als müsste sie sich übergeben, und zeigte mit dem Finger auf ihren geöffneten Mund. Sofort fing ihre Freundin an, fürchterlich laut zu kichern. Dieses Gequieke bewirkte, dass Charles sie anschaute. Da wurde sie feuerrot, wandte sich ab und rannte mit ihrer Freundin die Treppe hinunter, wobei die beiden die ganze Zeit lachten und gackerten.
    »Ich habe dir was zum Frühstück mitgebracht«, sagte Charles. An seiner Stimme konnte man hören, dass er doch etwas gekränkt war von dem, was sich eben zugetragen hatte. »Ich dachte, du bist sicher hungrig.«
    »Danke«, sagte Barnaby.
    »Und unterwegs habe ich auch gleich unsere Fahrkarten geholt«, fügte er noch hinzu und wedelte mit zwei Zetteln. »Wir sollten uns beeilen, damit wir es rechtzeitig schaffen.«
    Sie eilten nach unten und schlängelten sich durch die langen Korridore, die zu den Bahnsteigen führten. »Du hast sicher gehört, dass der junge Mister Pruitt gestern Abend alle seine Werke verkauft hat?«, fragte Charles. »Und zwar für eine anständige Summe. Der New Yorker bringt nächste Woche einen großen Artikel über die Ausstellung. Und die New York Times bereitet schon eine Liste von Gründen vor, warum seine Sachen doch

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