Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)

Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)

Titel: Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
Vom Netzwerk:
ist Fensterputzer am Chrysler Building, aber er wäre gern Künstler. Nur will leider niemand seine Sachen anschauen. Er hat meine Wunde desinfiziert und mir das Pflaster auf die Stirn geklebt. Ich fand, dass ich ihm einen Gefallen schulde.«
    »Er wäre nicht gern Künstler, er ist ein Künstler!«, rief Vincente laut und enthusiastisch. »Ein außergewöhnlich guter Künstler sogar. Du musst mich zu ihm bringen, du übelriechender kleiner Kerl. Und zwar sofort!«

    Eine Woche später – nachdem er die ganze Zeit Vincentes großzügige Gastfreundschaft genossen hatte, in Form eines Zimmers in einer riesigen Wohnung in der Fifth Avenue, mit Blick über den Central Park – betrat Barnaby, jetzt blitzsauber geschrubbt und wohlduftend, die Galerie in extrem teuren Schuhen, die Gewichte in den Absätzen hatten, damit er auf dem Boden blieb. Er schlängelte sich zwischen den Fotografen und Zeitungsreportern durch, die in Scharen zu Joshua Pruitts erster Ausstellung erschienen waren, weil diese ein Ereignis war, das man in der Kunstwelt als eines der wichtigsten des Jahres begrüßte.
    »Wie ich höre, bist du für die ganze Sache verantwortlich«, sagte ein Mann mit einem Presseschildchen am Revers zu Barnaby. Dieser nickte und bemühte sich, nicht allzu auffällig auf die grässlichen Brandnarben zu starren, die fast das ganze Gesicht des Mannes bedeckten. Er wusste, dass es unhöflich war zu glotzen, aber er konnte nicht anders, weil er sehr gern erfahren hätte, woher die Narben stammten.
    »So ungefähr«, sagte Barnaby.
    »Ich heiße Charles Etheridge«, sagte der Mann und reichte Barnaby die Hand. »Kunstkritiker beim Toronto Star . Durch Vincente habe ich von diesen phantastischen neuen Kunstwerken erfahren und wollte mir selbst ein Bild davon machen. Und die Reise hierher hat sich wirklich gelohnt. Ich fahre leider schon morgen früh mit dem Zug zurück nach Kanada, aber ich bin wirklich froh, dass ich gekommen bin. Ich möchte mich im Namen meiner Leser bei dir dafür bedanken, dass du das Werk des jungen Mister Pruitt der Welt zugänglich gemacht hast. Wir sind dir zu tiefstem Dank verpflichtet. Wenn ich irgendetwas für dich tun kann, lass es mich wissen, einverstanden?«
    Barnaby nickte. Ihm fiel beim besten Willen nichts ein, was Mr Etheridge für ihn tun könnte, also verabschiedete er sich und machte sich auf die Suche nach dem Künstler.
    »Ich kann dir gar nicht genug danken, Barnaby«, sagte Joshua, der sich unglaublich freute, dass er so gelobt wurde. »Und sieh mal, da drüben – sogar mein Vater ist gekommen. Ich glaube, er ist jetzt doch stolz auf mich, weil ich es in die New York Times geschafft habe. Jedenfalls sagt er, dass es okay ist, wenn ich nicht ins Wattestäbchen-Geschäft einsteige.«
    »Heißt das, ihr vertragt euch wieder?«, fragte Barnaby.
    »Na ja, wir müssen noch einiges klären. Immerhin hat er mich damals ohne einen einzigen Cent vor die Tür gesetzt. Und warum? Nur weil ich ein bisschen anders war als er mich haben wollte. Mit der Zeit werde ich das schon überwinden, aber es fällt mir gar nicht so leicht, es zu vergessen. Was ist das für ein Vater, der seinen Sohn einfach so rauswirft?«
    Nachdenklich kaute Barnaby auf der Unterlippe. In der vergangenen Woche war so viel los gewesen, dass er nicht so häufig an Alistair und Eleanor gedacht hatte, wie er eigentlich sollte, aber als er nun Joshua zuhörte, wurde er wieder an Zuhause erinnert, allerdings nicht unbedingt an die positiven Seiten. Er ließ seinen Blick über die sagenhaft schöne Ausstellung schweifen, die Vincente arrangiert hatte, und über die wohlhabenden Kunstliebhaber, die jedes der Werke gründlich inspizierten, während Alabaster kleine rote Kreise darauf klebte, um zu zeigen, dass sie verkauft waren.
    »Wir schaffen das schon«, fuhr Joshua fort, »solange ihm klar ist, dass ich Künstler bin und kein Geschäftsmann. Aber war ist mit dir, Barnaby? Was hast du jetzt vor?«
    »Ich will zurück nach Sydney«, sagte Barnaby. »Ich weiß nur noch nicht genau, wie.«
    Und dann kam ihm eine Idee. Er ging zu Charles Etheridge, dem Kunstkritiker vom Toronto Star , der gesagt hatte, die Welt sei Barnaby zu Dank verpflichtet.
    »Entschuldigen Sie bitte, Mister Etheridge«, begann er. »Haben Sie nicht gesagt, dass Sie morgen früh nach Toronto zurückfahren?«
    »Ja, das stimmt, junger Mann. Warum fragst du?«
    Barnaby überlegte kurz und versuchte, im Kopf eine Weltkarte zu entwerfen. »Liegt Toronto in der Nähe

Weitere Kostenlose Bücher