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Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)

Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)

Titel: Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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dass normale Leute sich nicht den Nachmittag von einem kleinen Jungen verderben lassen wollen, der aus seinem Sitz schwebt und ihnen die Sicht nimmt. Deshalb hatte er die Spiele immer nur im Fernsehen verfolgt und sich dabei an seine Matratze an der Wohnzimmerdecke geschmiegt.
    Während das Stadion sich immer mehr füllte, zog Barnaby eine Postkarte aus seinem Rucksack und begann zu schreiben. Er war erst halb fertig, da quetschte sich eine Familie an ihm vorbei und setzte sich auf die nächsten drei Plätze – zwei gigantische Eltern und ein ziemlich dünner Junge, der etwa so alt war wie Barnaby. Die drei hatten ungeheuer viel zu essen dabei – riesige Kartons mit Popcorn, zwei Dutzend Hotdogs, mehrere Liter Limo, Tüten voller Schokoriegel und Bonbons – so viel, dass Barnaby schon befürchtete, sie könnten platzen, wenn sie das alles verspeisten. Er steckte seine halbfertig Postkarte in die hintere Hosentasche und bemühte sich, die Familie nicht zu sehr anzuglotzen.
    »Hast du nichts zu essen?«, fragte ihn der Junge, der neben ihm saß. Barnaby schüttelte den Kopf.
    »Ich habe kein Geld«, sagte er.
    »Wenn du willst, kannst du von mir was abhaben«, sagte der Junge und schob ihm ein paar Sachen zu. »Ich kann das sowieso nicht alles aufessen. Meine Eltern kaufen immer viel zu viel. Sie glauben, dass mit mir etwas nicht stimmt, weil ich so dünn bin. Ich heiße Wilson Wendell.«
    »Ich heiße Barnaby Brocket«, sagte Barnaby. Er freute sich über die Schachtel mit Popcorn, die zwei Hotdogs, die Tüte mit Bonbons und die enorme Vier-Liter-Flasche mit einer schwarzen, kalten, süßen Flüssigkeit, die er mit einem Strohhalm trank und die im ganzen Körper ein Kribbeln auslöste. Ansonsten lag ihm das ganze Zeug so schwer im Magen, dass er den Rucksack abnahm und ihn neben die Füße legte, weil er das für ungefährlich hielt.
    »Iss dein Mittagessen, Wilson«, ermahnte die Mutter ihren Sohn. Dann wühlte sie mit der Hand in einem Eimer voller Popcorn, bis sie ganz unten genug Salz fand.
    »Du wirst immer dünner«, sagte der Vater und leckte die Mischung aus Ketchup und Senf von dem Papier, in das sein Hotdog eingewickelt gewesen war.
    »Ich esse doch«, erwiderte Wilson, steckte ein Popcorn in den Mund und kaute es gewissenhaft. »Ich hasse diesen ganzen Müll«, fügte er, an Barnaby gewandt, flüsternd hinzu. »Aber die beiden sind sicher erst zufrieden, wenn ich aussehe wie sie.«
    »Ja, immer sollte man solche Sachen nicht essen«, stimmte Barnaby ihm zu, der gerade jeden Bissen genoss. »Aber wenn man richtig Hunger hat, so wie ich jetzt –«
    »Du redest so komisch«, unterbrach ihn Wilson. »Was ist mit deiner Stimme?«
    »Gar nichts«, antwortete Barnaby. »Ich komme aus Australien.«
    »Ich habe eine Tante in Melbourne«, sagte Wilson. »Aber ich war noch nie dort. Stimmt es, dass in Australien das Wasser in der Toilette in die falsche Richtung fließt?«
    »Es kommt darauf an, was deiner Meinung nach die richtige Richtung ist, würde ich sagen.«
    Wilson überlegte und knurrte dann zustimmend. »Wer ist dein Liebling beim Football?«, fragte er nach einer Pause.
    »Kieren Jack«, antwortete Barnaby. Er hatte die Nummer Fünfzehn schon oft im Fernsehen gesehen, und außerdem hing ein Poster von ihm in seinem Zimmer zu Hause an der Wand. »Ich bin für die Sydney Swans.«
    »Von Kieren Jack habe ich noch nie gehört«, sagte Wilson. »Und von den Sydney Swans auch nicht.«
    »Na ja, er ist ja auch nur der größte Footballer aller Zeiten«, sagte Barnaby.
    »Ich finde Cody Harper gut«, sagte Wilson und zeigte hinunter auf die Mannschaft, die soeben aufs Spielfeld eingelaufen war – unter lautem Beifall der Zuschauer. »Er ist der beste Spieler, den die Argonauten je hatten.«
    »Welcher ist Cody Harper?«, wollte Barnaby wissen.
    »Die Nummer Sieben« sagte Wilson. »Er spielt aber eine ziemlich miese Saison. Die Fans wollen alle, dass der Manager ihn fallen lässt. Ich finde das falsch. Ich weiß genau, dass er demnächst wieder Gas gibt. Was ist jetzt –?«
    Die Zuschauer stöhnten alle laut, weil plötzlich der Himmel zuzog und es zu regnen begann. Dann war ein lautes Geräusch zu hören, und auf beiden Seiten des Stadions sprangen die Motoren an, um das Dach zu schließen. Enttäuscht blickte Barnaby nach oben. Es hatte ihm so gut gefallen, dass er zu dem hohen Turm schauen konnte.
    »Da gehen die ganzen Touristen hin«, erklärte Wilson, als er merkte, wo Barnaby hinschaute. »Sie fahren

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