Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)
Probleme gehabt hätte wie alle anderen hier.«
Und damit beendete er ziemlich abrupt dieses interessante Gespräch.
Kapitel 22
Der Weltraumspaziergang
Während der nächsten Tage lernte Barnaby die Astronauten näher kennen und schloss sie alle ins Herz. Seine Lieblingsbeschäftigung an Bord der Zéla IV-19 war es, auf einem der Polstersitze bei den Bullaugen zu sitzen und auf die sich langsam drehende Erdkugel hinunterzuschauen. Morgens sah er immer Nord- und Südamerika und musste an seine Zeit auf diesen beiden Kontinenten denken. Und darüber war Kanada. Dann sah er natürlich auch den Atlantik, der, wenn Barnaby ein paar Stunden später zurückkam und wieder hinausschaute, nach Irland führte. Am besten gefiel ihm allerdings das Tagesende, weil er Australien und Neuseeland erkennen konnte, zwei vertraute Formen, die für ihn Heimat bedeuteten. Ihn faszinierte der Ring aus Grün und Blau, der die Umgrenzung des Kontinents bildete, und dann die braun-graue Fläche im Zentrum. Auf diese Umrisse blickte er lange, lange hinunter und trug im Geist die Städte ein, wie er es im Geographieunterricht immer gemacht hatte. Perth, da drüben, ein kleiner Punkt an der Westküste. Sydney im Südosten. Melbourne an der Grundlinie, genau über Tasmanien. Uluru, nördlich vom Zentrum. Canberra, wo die Regierung arbeitete, unten im Süden. Byron Bay, wo sein Lieblingsschriftsteller lebte. Der Autor war einmal in seine Schule gekommen, und anschließend hatten sich wochenlang vor der Bibliothek Schlangen gebildet, die sich über den halben Korridor erstreckten. Abends tauschten er und Wilhelmina Geschichten darüber aus, wie es sich anfühlte, in diesem Teil der Welt zu leben. Und als er erfuhr, dass ihr Raumschiff, wenn sie in ein paar Tagen auf der Erde landeten, direkt außerhalb von Sydney ankommen würde, freute er sich.
»Dann kann ich endlich nach Hause«, sagte Barnaby.
»Ja, allerdings. Freust du dich?«
Barnaby nickte, aber andererseits wurde er jetzt, da es Realität zu werden schien, zum ersten Mal ein bisschen unsicher. Klar, er wollte heim. Schließlich bemühte er sich schon seit einer halben Ewigkeit, wieder nach Hause zu kommen. Warum machte ihn dann die konkrete Vorstellung auf einmal so nervös?
»Der letzte Weltraumspaziergang!«, trompetete Naoki Takahashi an ihrem letzten Vormittag im Raumschiff. » Mein Weltraumspaziergang! Naoki Takahashi ist stolz! Ganz Japan ist stolz!«
»Ich hole den Anzug«, sagte Dominique und drückte auf einen Knopf an der Wand. Eine versteckte Tür öffnete sich, und ein strahlend weißer Raumanzug wurde sichtbar.
»Wow!« , rief Barnaby mit großen Augen.
»Der Anzug ist das Wertvollste im ganzen Raumschiff«, verkündete Calvin. »Deshalb gibt es auch nur einen. Wenn wir nicht so einen Anzug hätten, könnten wir bei unseren Weltraumausflügen nicht atmen.«
»Wir könnten auch nicht dahin gehen, wo wir hingehen wollen«, fügte George hinzu. »Der Anzug ist aus einem ganz speziellen Material, das es uns ermöglicht, unsere Bewegungen da draußen zu kontrollieren. Sonst würden wir nämlich aus dem Weltraum hinaus ins Weltall fliegen.«
»Was macht ihr da draußen?«, wollte Barnaby wissen, der ganz gefesselt war von den Gerätschaften, die bereitgelegt wurden, und von dem sagenhaften weißen Anzug, in den Naoki jetzt kletterte.
»Wir sammeln Luftproben«, erklärte George. »Und den Müll – dieses ganze Zeug, das durch den Weltraum saust. Wir messen den Luftdruck und die Temperatur. Wir zeichnen die Geräusche und die Lichtwellen auf, die zur Erde gehen und zurück.«
»Findest du, dass sich die Leine richtig anfühlt?«, fragte Dominique in die Runde, an niemanden direkt gerichtet. »Die Spannung scheint irgendwie nicht so ganz zu stimmen.«
»Wir haben alle schon viele Weltraumspaziergänge gemacht, Barnaby«, erklärte Calvin, ohne auf Dominique einzugehen. »Dutzende. Nichts Besonderes. Aber für die Physiker und die Geologen auf unserem Heimatplaneten sind die Informationen lebenswichtig.«
»Kann ich raus?«, fragte Barnaby, der die Vorstellung extrem verlockend fand. Und wenn er nach Hause kam, konnte er Henry davon erzählen. »Ich würde sehr gern so einen Weltraumspaziergang machen.«
»Tut mir leid, Junge«, sagte Calvin. »Man macht das nicht nur so zum Jux. Es ist elementare wissenschaftliche Grundlagenforschung. Wir dürfen uns durch nichts ablenken lassen.«
»Oh, bitte!«, flehte Barnaby, und einen Moment lang glaubte er schon, die
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