Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)
anormal«, beschwerte sich Eleanor.
»Nun ja – es ist nicht gerade weit verbreitet. Da haben Sie recht. Aber – das Problem kann behoben werden.«
Alistair und Eleanor setzten sich auf und starrten sie ungläubig an. »Wie bitte?«
»Ja, es kann behoben werden«, sagte Dr. Washington. »Ich kann den Zustand sogar selbst korrigieren. Es ist eine ganz einfache Operation, die kaum länger als ein, zwei Stunden dauert.«
»Und dann?«
»Dann wird Barnaby nicht mehr schweben. Nach der Operation ist er wie alle anderen. Total normal. Was immer das heißt.«
Bei diesem Satz lächelte Dr. Washington, während Alistair grinste und Eleanor ein Gesicht machte, als würde sie gleich losschreien vor Freude und eine kleine Runde Walzer durch das Krankenzimmer tanzen. Nur Barnaby wirkte unsicher und schien nicht recht zu wissen, wie er auf diese möglicherweise lebensverändernde Nachricht reagieren sollte, aber niemand beachtete ihn. Offenbar interessierte es die anderen nicht, wie er das alles fand.
»Wie bald können Sie das tun, Frau Doktor?«, fragte Alistair. »Möchten Sie, dass wir ihn jetzt gleich für Sie festhalten? Er braucht garantiert keine Narkose. Er ist doch ein sehr robuster kleiner Junge. Aus strapazierfähigem Material.«
»Vielleicht nicht jetzt gleich «, erwiderte Dr. Washington und notierte sich etwas in ihrer Akte, was sie später mit dem Krankenhauspsychiater besprechen wollte. »Aber im Lauf des Tages würde sich sicher ein Zeitfenster finden lassen. Wenn Sie einverstanden sind, könnte ich Barnaby für achtzehn Uhr vormerken. Anschließend muss er sich über Nacht hier erholen, und wir sollten ihn überhaupt während der folgenden vierundzwanzig Stunden beobachten. Aber morgen Abend dürfte Barnaby fähig sein, nach Hause zu gehen.«
»Und Sie sind sich wirklich ganz sicher, dass er dann normal ist?«, wollte Eleanor wissen.
»Jedenfalls so normal wie Sie und Ihr Ehemann.«
Was für Alistair und Eleanor Brocket gut genug war.
Kapitel 25
Das vertraute Schwebegefühl
Später kamen Henry und Melanie ins Krankenhaus, um Barnaby zu besuchen. Sie hatten eine große lederne Sporttasche dabei, deren Reißverschluss nicht ganz zu war und deren Inhalt wackelte und zappelte. Als Melanie ihren kleinen Bruder im Bett liegen sah, stellte sie die Tasche auf den Fußboden, und schon zog diese sich irgendwie zusammen und bewegte sich nicht mehr.
»Barnaby!«, rief Melanie, rannte los und fiel ihrem Bruder um den Hals. »Wir haben dich so vermisst. Jedes Mal, wenn ich die leere Zimmerdecke gesehen habe, sind mir die Tränen gekommen.«
»Hallo, Barnaby!« Henry umarmte seinen Bruder liebevoll. »Wie geht’s dir so?«
»Ganz gut«, sagte er. »Ich habe viele tolle Abenteuer erlebt. Viele ungewöhnliche Leute kennengelernt. Viele interessante Orte gesehen.«
»Willst du wissen, was hier in Sydney los war?«, fragte Melanie.
»Ja, klar!«
»Überhaupt nichts war los!«, sagte sie und zog eine Schnute. »Es ist so langweilig hier. Nie passiert irgendwas.«
»Aber Sydney ist die schönste Stadt der Welt!«
»Sagst du. Ich wollte, ich könnte von hier weg und Abenteuer erleben. Du hast echt Glück.«
Barnaby wusste nicht, was er sagen sollte. Er war es nicht gewöhnt, dass ihn jemand beneidete.
»Wie war das, nachdem ich weggeflogen bin?«, fragte er, weil er unbedingt erfahren wollte, wie zu Hause über sein Verschwinden gesprochen wurde. »Was haben Mum und Dad gesagt? Haben sie viel über mich geredet?«
»Am Anfang schon«, sagte Melanie. »Und als es aussah, als würdest du nicht zurückkommen, dann nicht mehr so viel. Sie haben gesagt, es war deine Schuld, dass du davongeflogen bist.«
»Ich glaube nicht, dass es nur meine Schuld war«, sagte Barnaby ein bisschen gekränkt.
»Na ja, nicht ganz, würde ich denken«, sagte Henry. »Aber du hättest schon tun sollen, was man dir sagt.«
Barnaby runzelte die Stirn. »Ich hätte tun sollen, was man mir sagt?«, fragte er. »Wie meinst du das?«
»Mum hat uns erzählt, dass du an dem Morgen gejammert hast, es ist zu heiß für deinen Rucksack«, erklärte Melanie. »Sie hat gesagt, sie hätte dich gewarnt und gesagt, dass dir gar nichts anderes übrigbleibt, als den Rucksack aufzubehalten, weil du sonst davonfliegst. Aber du hattest irgendwie einen Anfall und wolltest nicht auf sie hören.«
»Sie hat uns erzählt, du hast den Rucksack runtergenommen, weil du nicht gehorchen wolltest«, sagte Henry. »Und dann bist du davongeflogen. Mum hat
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