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Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval - Roman

Titel: Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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haben von Professor Harbitz abgeschrieben. Sie haben von Dr. med. Sjøvall abgeschrieben. Und Sie haben sich nicht nur die Arbeit der Meister unter den Nagel gerissen. Sie haben sie auch noch so erniedrigt, dass Sie sogar Einar Jodds Pamphlet über diesen Landstreicher da abgeschrieben haben. Sie sind ein erbärmlicher Kopist. Haben Sie etwas zu Ihrer Verteidigung zu sagen?«
    Thøger stand auf. Er hätte nicht Landstreicher sagen dürfen.
    »Ich denke, ich habe mir den Stoff zu eigen gemacht«, sagte ich.
    »Zu eigen? Zu Ihrem Eigentum? Ein Dieb, der einen Geldschein stiehlt und ihn benutzt, kann also sagen, das ist seiner?«
    »Ich finde diesen Vergleich nicht passend.«
    »Ach nein, finden Sie nicht?«
    »Ich meine, mit Worten und Gedanken verhält es sich anders als mit Dingen. Außerdem hätten Sie ihn nicht einen Landstreicher nennen dürfen. Er heißt Notto Fipp.«
    Direktor Thøger stand eine Weile sprachlos da, mit beiden Händen auf den Schreibtisch gestützt. Dann sagte er leise:
    »Ihre Abhandlung ist bereits abgelehnt. Ich schlage vor, dass wir das schweigend vonstattengehen lassen. Sie existiert ganz einfach nicht. Sowohl Sie als auch das Rikshospital haben einen Ruf zu verlieren. Sind wir uns einig?«
    Ich amüsierte mich und war außer mir vor Empörung. Ich sagte und denke, das war gut gesagt:
    »Dann machen wir weiter wie bisher und tun, als wenn nichts gewesen wäre. Danke für Ihre Bemühungen.«
    Ich wollte diese Audienz damit beenden und mich zurückziehen, wurde jedoch von Thøger, diesem Spielverderber, zurückgehalten, als er mit lauter Stimme sagte:
    »So einfach ist das nicht. Sie sind hier nicht länger erwünscht.«
    »Heißt das, Sie geben mir meinen Abschied? Mir, der ich der Beste meines Jahrgangs war! Und wenn ich mich nicht irre, dann kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, dass Sie nur der Zweitbeste waren!«
    »Ich möchte nicht mit Ihnen konkurrieren. Auf keinem Gebiet.«
    »Nein, denn wenn es um deine Bedürfnisse geht, dann bist du ohnegleichen. Du spielst dich auf und versagst!«
    Er kam um den Schreibtisch herum. Ich hätte ihn lieber auf Abstand behalten. Er gefiel mir besser, wenn er laut redete, als wenn er murmelte. Auf seine Freundlichkeit konnte ich verzichten.
    »Sie haben einen Defekt, Hval. Sie sehen alles in einem anderen Licht. Sie sind nicht auf derselben Welt zu Hause wie wir. Wissen Sie, was Ihnen fehlt?«
    Ich ging zur Tür und sammelte Mut.
    »Sie sind nicht der Mann, der das entscheiden könnte.«
    Thøger folgte mir.
    »Sie leiden ganz einfach an einer Mangelkrankheit. Das ist nicht tödlich. Hier geht es nur um den Gemütszustand. Etwas in dir steht seit all den Jahren still, Bernhard. Du bist begabt, aber unreif.«
    Ich hätte ihm die Faust ins Gesicht und in sein breites Grinsen pflanzen können und diesem Schleimer echte Nahrung geben. Plötzlich per Du, du. Plötzlich Bernhard und du!
    »Erinnern Sie sich an Tora?«, fragte ich.
    Einen Moment schien er verlegen zu sein.
    »Tora?«
    »Die Sie beim Abschlussfest in der Aula haben fallen lassen.«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern.«
    »Wahrscheinlich ist sie inzwischen tot.«
    »Und warum erzählen Sie mir das?«
    »Ich dachte, es wäre gut, wenn Sie das wüssten.«
    Seine Hände zitterten.
    »Welche Diagnose, welche Diagnose würden Sie sich selbst stellen, Hval?«
    »Dafür bin ich nicht der rechte Mann.«
    Thøger zog einen Zettel aus seinem weißen Kittel, in dem er herumstolzierte, obwohl er kaum jemals einen Finger im Inneren eines Patienten gehabt hatte. Es gab viel, was ich in dieser Angelegenheit hätte sagen können, aber ich kam nicht dazu.
    »Dann ist vielleicht Direktor Lund der Richtige, Hval. Er hat ein Attest hinterlassen. Er hat geschrieben, dass Sie ein verkommenes Subjekt sind.«
    »Na, dann sind wir wenigstens quitt.«
    Ich verneigte mich, verließ das Büro und fand am Ende des Flurs eine Besenkammer, schloss mich dort ein und heulte und knirschte und trampelte zwischen Besen, Eimern und Lappen, bis ich keine Kraft mehr für meine Faxen hatte. Dann schrieb ich mein Abschiedsgesuch, gab es im Vorzimmer ab, holte meine Schuhe aus der Garderobe, verabschiedete mich von niemandem, auch nicht von den Toten, die in der Mäusehalle auf mich warteten, ging nach Hause in den Skovveien und richtete mir dort eine kleine Praxis mit dem Allernotwendigsten ein. Zwei Monate später bekam ich meine Zulassung und hängte ein Schild an die Tür. Dr. Bernhard Hval. Praktischer Arzt. Ich hatte

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