Die universellen Lebensgesetze des friedvollen Kriegers
drüben gleich bei meinem ersten Versuch zu treffen.»
«Bei deinem einzigen Versuch», korrigierte sie mich und forderte mich mit einer Handbewegung auf, mich zu erheben. «Und jetzt konzentriere deine ganze Aufmerksamkeit auf diesen Baum. Bereite dich auf deinen Wurf vor und sprich dabei laut vor dich hin: »
Das Ganze kam mir zwar ein bißchen albern vor, aber ich wiederholte trotzdem gehorsam: «Na gut. » Doch natürlich glaubte ich nicht daran. In Wirklichkeit nagten Zweifel an mir: Es war völlig ausgeschlossen, daß ich diesen Baum aus dreißig Metern Entfernung beim ersten Versuch oder überhaupt bei irgendeinem Versuch treffen würde. Ich hatte keine Chance, weder wenn ich zuerst nach links und dann nach rechts zielte, noch wenn ich ganz nah heranginge, was sie mir ohnehin nicht erlaubte, und selbst dann nicht, wenn ich ein Baseballwerfer der Nationalliga wäre. So einen Volltreffer konnte man von niemandem erwarten. Der Baum war einfach zu weit weg!
«Es ist leicht, den Baum zu treffen», sagte die weise Frau, als habe sie wiederum meine Gedanken erraten. «Das Schwierige daran ist nur, die negative Erwartungshaltung zu überwinden. Sie ist es, die dich hemmt.»
Sie hob einen Stein auf. Mit offenem Mund sah ich zu, wie sie den Stein schleuderte und den Baumstamm mit einem weithin schallenden Krachen genau in der Mitte traf. «Das habe ich nur getan, um dir Mut zu machen», sagte sie lächelnd, während ich sie immer noch mit großen Augen anstarrte. «Es genügt nicht, einfach nur zu wiederholen: , solange deine unbewußten Zweifel dich entmutigen und dir deine ganze Kraft und Konzentration rauben», erklärte sie. «Du sollst diese negativen Erwartungen offen aussprechen, sie ans Licht deines Bewußtseins zerren und als das entlarven, was sie sind. Na los, schrei sie dir von der Seele!»
Diesmal kam ich mir wirklich dumm vor. Trotzdem folgte ich ihrer Aufforderung und brüllte aus voller Kehle alle Gründe heraus, warum ich diesen Baum nicht treffen konnte. Auf ihr Drängen hin faßte ich meine ganzen Zweifel
in Worte, wieder und wieder, und schrie sie in die Welt hinaus.
«Und jetzt», sagte sie, «sieh dir den Baum noch einmal an und schaffe in deinem Inneren die Erwartungshaltung: ‹ Es ist ein Kinderspiel für mich, diesen Baum zu treffen.›»
Also sagte ich wieder mein Sprüchlein auf: «Es ist ein Kinderspiel für mich, diesen Baum zu treffen.» Und diesmal geschah etwas ganz Merkwürdiges: Kein einziger Zweifel stieg in mir auf. Es stimmte einfach, ich spürte es; ich glaubte felsenfest daran! Meine Worte klangen wahr und echt. Als ich den Baum anvisierte, fühlte ich eine unsichtbare Energielinie zwischen mir und ihm und wußte, daß der Stein dieser Linie folgen würde bis an sein Ziel. Fest und sicher stand ich da, mein Körper befand sich in vollkommenem Gleichgewicht. Es gab nichts mehr als mich und diesen Stein und diesen Baum. Ein paar Sekunden lang gab es nicht einmal mehr dieses «Ich». In diesem Augenblick holte ich Luft und warf. Schon als ich den Stein losließ, wußte ich, daß er sein Ziel treffen würde. Ich sah ihn zu dem Baum fliegen wie von einem Magneten angezogen. Als der Stein den Baumstamm genau in der Mitte traf, veränderte sich etwas in mir. Ich hatte das Gesetz der Erwartung begriffen: Um etwas schaffen zu können, mußte ich erst einmal daran glauben; ich mußte wirklich ganz fest damit rechnen.
Die weise Frau nickte mir zu: «Ehe du warfst, hast du vor deinem geistigen Auge gesehen, wie der Stein sein Ziel traf. Genauso ist es auch im täglichen Leben: Wenn du dir positive Bilder, günstige Umstände und erfolgreiche Resultate ausmalst, dann werden diese Bilder in deinem Unterbewußtsein Wirklichkeit. Dein Unterbewußtsein wird auf solchen Erfahrungen aufbauen und immer ähnliche Ereignisse anziehen. Das Gesetz der Erwartung erinnert dich an
deine Fähigkeit, dein Leben nach den Bildern und Erwartungen zu gestalten, die du in deinem Inneren erschaffst. Indem du deine Zweifel offen aussprichst, entziehst du sie deinem Unterbewußtsein, und sie lösen sich im Lichte des Bewußtseins auf.»
«Und wenn ich nun in meinem Inneren die Erwartungshaltung schaffe, daß ich fliegen kann? Würde das auch funktionieren?»
«Ich möchte deinen Enthusiasmus nicht dämpfen, lieber Wanderer, aber die spirituellen Gesetze, die
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