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Die Uno

Die Uno

Titel: Die Uno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Dieter Wolf
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Akzentsetzungen geprägt, bei denen die Handschrift der jeweiligen Amtsinhaber manchmal deutlich, manchmal weniger deutlich erkennbar gewesen sein mag. Zumeist war sie jedoch markant genug, um zu verhindern, dass die UNO zu einem Spielball der sie umgebenden weltpolitischen Kräftefelder degradiert wurde.
1. Die Vereinten Nationen und der Kalte Krieg
    Die erste fundamentale Krise der gerade erst gegründeten Organisation resultierte daraus, dass der Beginn des Kalten Krieges der Gründungsidee der Vereinten Nationen schon bald den Boden entzog. Für die in Kapitel VII der Charta vorgesehenen «Maßnahmen bei Bedrohung oder Bruch des Friedens und bei Angriffshandlungen» fehlte mit der veränderten Interessenlage der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs der erforderliche Konsens zwischen den ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrats. Während der bis zum Ende der achtziger Jahre andauernden Blockkonfrontation zwischen Ost und West verhinderte das Instrument des Vetorechts jegliche Beschlüsse, die das weltpolitische Interesse eines der beiden Lager in seinem Kern berührten. Zwar wurde 1950 vom Sicherheitsrat die Entsendung von Streitkräften nach Korea beschlossen. Dies war jedoch nur möglich, weil die Sowjetunion vorübergehend nicht mehr an den Sitzungen teilgenommen hatte, um auf diese Weise dagegen zu protestieren, dass China zu dieser Zeit durch Taiwan und noch nicht durch die Volksrepublik in den Vereinten Nationenrepräsentiert war. Die Großmächte blockierten sich nicht nur gegenseitig im Sicherheitsrat, sondern betrieben fortan ihre Sicherheitspolitik primär außerhalb der UNO. Nur drei Jahre nach deren Gründung riefen die Westmachte mit der NATO eine Allianz ins Leben, mit der sie wieder in die überwunden geglaubte Logik des Machtgleichgewichts zwischen gegeneinander gerichteten Militärbündnissen zurückfielen. Der Ostblock zog mit dem Warschauer Pakt unmittelbar nach.
    Bis zum Beginn des Ost-West-Konflikts 1947/48 waren die Anfangsjahre der Vereinten Nationen unter ihrem ersten Generalsekretär, dem Norweger
Trygve Lie
(Amtszeit 1946–1952), zunächst von der Aufgabe geprägt, eine funktionsfähige Organisation aufzubauen. Mit der Wahl von Lie verkalkulierten sich all diejenigen, für die das Auswahlkriterium die vermutete «Schwäche» dieses Kandidaten gewesen war. Lie enttäuschte insbesondere die Erwartung der Großmächte, sich durch einen vermeintlich schwachen Generalsekretär nicht die Kontrolle aus den Händen nehmen zu lassen, und entwickelte ein sehr eigenständiges Profil – was schließlich dazu führte, dass er sein Amt vor Ablauf der zweiten Amtszeit vorzeitig aufgeben musste.
    Lie setzte sich aufgrund seiner offensiv politischen Amtsauffassung und seines eigenmächtigen Handelns immer wieder dem Vorwurf aus, seine Neutralitätspflicht zu verletzen. Grenzen wurden ihm zum ersten Mal deutlich aufgezeigt, als seine vertraulichen diplomatischen Aktivitäten während der Berlin-Krise 1948 scheiterten und an die Öffentlichkeit kam, dass er hinter dem Rücken des Sicherheitsrates agiert hatte, der sich mit diesem Konflikt aufgrund eines russischen Vetos nicht befassen konnte. Zu diesem Zeitpunkt waren die Vereinten Nationen bereits tief in die Hysterie des beginnenden Kalten Krieges hineingezogen und der Sicherheitsrat zu einem Forum ideologischer Schaukämpfe verkommen. Allein die Sowjetunion sollte bis zum Jahr 1989 in 115 Fällen durch ihr Veto Beschlüsse des Sicherheitsrats verhindern, die USA in 69, Großbritannien in 30, Frankreich in 18 und auch China in 3 Fällen. Die USA legten ihr erstes Veto allerdings erst 1970 ein, um von afrikanischen und asiatischen Staaten geforderte Sanktionen gegen Rhodesien zu verhindern.Dies weist sie eindeutig als die offensiven «Hausherren» in der UNO über viele Jahre hinweg aus, während derer sich die Sowjetunion und ihre wenigen Verbündeten eindeutig in der Defensive befanden.
    Der Korea-Krieg ermöglicht einen guten Einblick in diese Konstellation. Auf den Überfall Nordkoreas auf den Süden des Landes am 25. Juni 1950 reagierte der Sicherheitsrat mit der Entsendung von Streitkräften und verhängte damit erstmals militärische Zwangsmaßnahmen unter der Flagge der Vereinten Nationen gegen den Willen eines betroffenen Staates. Als Beleg für die Funktionsfähigkeit des kollektiven Sicherheitssystems kann diese Entscheidung jedoch angesichts der besonderen Umstände, unter denen sie zustande kam, und der Tatsache, dass die daran nicht

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