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Die Unseligen: Thriller (German Edition)

Die Unseligen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Unseligen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aurélien Molas
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rausschaffen. Ziehen Sie Ihren Kittel aus, Doktor«, befahl Umaru.
    Der Mann gehorchte, ohne den Blick von der Waffe in der Hand des Albinos abzuwenden.
    »Da, ziehen Sie das über.« Umaru warf den Kittel dem Priester zu. »Billy, besorg noch ein paar Kittel und einen Rollstuhl.«
    »Was haben Sie vor?«, fragte Pater David.
    »Die Bullen werden nicht auf Ärzte schießen.«
    Er stockte. Billy Bob hatte sich über Naïs gebeugt und beobachtete sie eigenartig fasziniert, hin und her gerissen zwischen Entzücken und Widerwillen. Er streichelte dem Mädchen übers Haar, als wäre es ein funkelnder Diamant, der ihn hypnotisiert hätte.
    »Billy.«
    »Die ewige Jugend … «
    Der junge Mann lächelte und schien Zeit und Raum zu vergessen.
    »Billy!«
    »So viel Aufhebens um ein so kleines Mädchen … «
    Er wiegte den Kopf hin und her. Sein Blick war verschleiert wie der eines Mannes, der von einer langen Reise zurückkehrt.
    »Tut mir leid, Chef . «
    Umaru öffnete den Mund, seine Augen weiteten sich. Billy Bob drückte auf den Abzug der Pumpgun. Die Schrotsalve erwischte Umaru am Bauch. Er wurde nach hinten katapultiert und riss im Fallen ein Metallgerüst um. Blut- und Fettspritzer wurden an die Decke geschleudert und bildeten einen gelblich-rosafarbenen Fleck. Aus der Mündung des Gewehrs trat Rauch aus, und Billy Bob drehte sich langsam mit vorgehaltener Waffe und zielte auf den Priester und den Arzt. Er zog die Nase hoch und drückte den Gewehrkolben an seine Hüfte. Eine ganze Weile starrte er die beiden Männer an.
    »Beten Sie für uns, ehrwürdiger Vater«, sagte er.

154
    Die Polizisten des Spezialeinsatzkommandos schwärmten in der Wartezone der Notaufnahme aus. Glasscherben knirschten unter den Sohlen ihrer Stiefel. Einschusslöcher von Kugeln hatten die Wände übersät, stellenweise war die eingezogene Decke weggeschossen worden. Dämmstoffplatten hingen ebenso von der Decke herab wie Neonröhren. Aus elektrischen Kabeln schlugen hin und wieder Funken.
    Der Anführer der Einheit näherte sich der Empfangstheke, wobei er das Auge ans Zielfernrohr seines Maschinengewehrs drückte, und ging um diese herum. Zwei Männer lagen auf dem Boden. Blutspritzer sprenkelten das Linoleum und die bedruckten Papierseiten, die bei dem Schusswechsel durcheinandergewirbelt worden waren. Er trat an die Leichen heran und kickte die Pistolen mit dem Fuß weg.
    »Clear« , sagte er und hob die Faust.
    Am Eingang des Korridors stieß er zu seinen Männern. Einer von ihnen zeigte auf Benjamin, der gegenüber dem Aufzug auf dem Boden saß. Dieser drehte den Kopf zu ihnen, und als er sah, dass sie auf ihn zukamen, versuchte er zu sprechen. Aber sein Körper war gelähmt, und statt Worten entrang sich seiner Kehle nur ein Röcheln. Der Polizist ging neben ihm in die Hocke und hob behutsam Benjamins Hand an, unter der die Schusswunde zum Vorschein kam.
    »Er ist verletzt! Er muss evakuiert werden!«
    Aus einem Krankenhaus abtransportiert werden – das war also der letzte Streich, den ihm das Leben spielen würde, dachte Benjamin. Ihm war es, als würde die Welt zurückweichen, und seltsamerweise schienen die Farben kräftiger zu werden.
    Die Aufmerksamkeit der Polizisten wandte sich von ihm ab, als plötzlich die Türen des Fahrstuhls aufgingen. Sie richteten ihre Gewehre auf die Kabine und wichen zurück. Im Innern trug ein junger Mann ein kleines Mädchen auf dem Arm. Seine rechte Hand versteckte etwas in seinem Rücken.
    »Lassen Sie das Kind herunter«, schrie der Chef der Einheit, »und strecken Sie die Hände …! «
    Billy Bob ließ ihm nicht die Zeit, den Satz zu beenden. Mit einer blitzschnellen Handbewegung schwang er die Pumpgun nach vorn und schoss. Die Ladung traf den Polizist voll ins Gesicht. Seine Gasmaske explodierte, und die Bruchstücke schwirrten wie Konfetti um ihn herum.
    In Panik wichen die Sicherheitskräfte zum Eingang des Flurs zurück.
    »Weg mit der Waffe!«, schrie einer der Polizisten.
    Billy Bob setzte die Mündung des Gewehrs unter das Kinn von Naïs.
    »Lasst mich durch, oder ich blas ihr den Kopf weg!«

155
    Megan griff nach der Halbautomatik, die der Unbekannte zurückgelassen hatte.
    Nie hätte sie gedacht, dass eine Pistole so schwer sein könnte. Sie vermutete, dass die Waffe defekt war oder eine Ladehemmung hatte und dass der Mann sie aus diesem Grund zurückgelassen hatte. Sie wollte das Magazin überprüfen, wusste aber nicht, wie sie es anstellen sollte. Im Flur waren wieder Schreie zu

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