Die Unseligen: Thriller (German Edition)
kannst … «
»Ich habe dich nicht deshalb begleitet, um dich im letzten Moment im Stich zu lassen.«
»Hör auf, Jacques«, sagt Benjamin gereizt. »Du musst den Polizisten erklären, was sich hier abgespielt hat.« Er massierte sich die Schläfen. »Wenn wir beide gehen, sind wir leicht zu entdecken. Und das wird ein böses Ende nehmen … .«
Benjamin lehnte sich mit dem Kopf an die Karosserie des Krankenwagens. Er wollte gerade etwas hinzufügen, als drei kleine schwarze Objekte aus den Hubschraubern geworfen wurden. Eine der Kohlenstoffkugeln prallte auf dem Boden auf und rollte vor ihnen vorbei. Die beiden Ärzte blickten ihr nach, ehe sie etwa zehn Meter von dem Krankenwagen entfernt liegen blieb. Eine kurze Stille trat ein, dann war das Klicken der Granate zu hören. Im gleichen Augenblick setzten die beiden anderen Tränengasgranaten dichte Rauchwolken frei, die sich über den Parkplatz ausbreiteten. Innerhalb weniger Sekunden verschwand das Krankenhaus hinter einem angsteinflößenden bläulichen Nebel. Panzerwagen rasten von allen Seiten heran. Türen wurden zugeschlagen, und Gestalten, die Gasmasken trugen, bezogen Stellung und richteten ihre Gewehre auf den Eingang der Klinik.
Jacques, der Mund und Nase mit einer Hand abschirmte, stolperte zur Straße. Er hustete so stark, dass er glaubte, gleich zu ersticken. Der Magen drehte sich ihm um, und die Übelkeit vermittelte ihm das Gefühl, durch die Kommandobrücke eines Schiffs zu wanken. Mit blutunterlaufenen Augen schleppte er sich dorthin, wo er das fahle Licht der Sonne schimmern sah. Er entkam den Gaswolken und übergab sich. Er taumelte einige Schritte weit und brach an einer Tür zusammen. Dann zog sich sein Magen abermals krampfartig zusammen, und er erbrach sich erneut. Er bewegte sich nicht mehr, da er einen weiteren Anfall von Übelkeit befürchtete. Allmählich konnte er wieder normal atmen, und blinzelnd sah er sich nach Benjamin um.
Aber er sah niemanden, nur die Rauchbomben, die durch die Luft auf das Krankenhaus herabwirbelten.
»Wir haben einen!«
Zwei maskierte Männer, die Maschinengewehre auf ihn gerichtet hatten, kamen vorsichtig näher. Die roten Strahlen der Laserzielgeräte kreuzten sich auf seiner Stirn.
147
Hinter der Windschutzscheibe des Panzerwagens hob der Polizeikommissar das Fernglas, um die einzelnen Stockwerke des Krankenhauses genauer in Augenschein zu nehmen. Zivilisten schwenkten an den Fenstern Laken und Kittel, offensichtlich glaubten sie, in den unteren Stockwerken sei ein Brand ausgebrochen. Andere befanden sich auf dem Dach des Gebäudes und winkten mit ausladenden Gesten den Hubschraubern zu.
Der Kommissar suchte mit den Augen das Erdgeschoss nach Schatten ab; er nahm das Fernglas wieder herunter. Er verstand noch immer nicht, was eigentlich passiert war. Zeugen hatten gesehen, wie ein junger Mann zwei Polizisten, eine Frau auf einer Trage und einen Arzt erschossen hatte. Nach dem, was sie sagten, hatte das weniger als eine Minute gedauert. Anschließend waren die Menschen in Panik aus der Notaufnahme geflohen, sie hatten sich in den Straßen verlaufen, und er und seine Männer waren gerufen worden.
Aber das Verhalten des Schützen widersprach jeglicher Logik. Laut Aussage derselben Zeugen war der junge Mann nämlich ins Innere des Gebäudes geflohen. Andere wiederum behaupteten, er sei nicht allein gewesen.
Warum hatte er nicht das Weite gesucht? Warum war er in diese Falle zurückgekehrt? Das Funkgerät rauschte.
»In Position.«
Der Kommissar entdeckte die Jungs des Spezialeinsatzkommandos zwanzig Meter vom Haupteingang entfernt. Auf dem Dach eines kleinen Gebäudes stellten zwei Scharfschützen die Zielfernrohre ihrer SDM -R-Gewehre scharf. Ein zweites Team riegelte die Tiefgaragenausfahrt ab, und zwei Patrouillen überwachten die Straßen rings um das Krankenhaus.
Er machte es sich auf seinem Sitz bequem und führte das Lautsprechermikrofon des Funkgeräts zum Mund: »Film ab und Action!«
148
Megan öffnete die Tür der Kabine einen Spaltbreit und verharrte reglos. In der Damentoilette war es still, und diese Stille schien in die Gänge vorgedrungen zu sein.
Ein Wasserhahn war offen geblieben, und das Wasser bespritzte einen kleinen Teil des riesigen Wandspiegels. Megan schlich auf Zehenspitzen in den Raum hinein und drehte den Hahn ab, ehe das Wasser über das Waschbecken schwappte. Sie war sich nicht wirklich bewusst, was sie tat.
Kurz bevor sie auf den Lichtschalter drückte, sah sie
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