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Die Unseligen: Thriller (German Edition)

Die Unseligen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Unseligen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aurélien Molas
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Gewehrs in den Rücken des Arztes, zwischen die Schulterblätter, und zog ihn mit sich fort auf den Gang.

151
    Megan biss sich in die Hand, damit sie ihre Atemgeräusche nicht verrieten.
    Der Mann, der gerade die Toilette betreten hatte, wähnte sich allein, sie hörte, wie er sich bewegte und vor sich hin murmelte, gleich da, hinter der Kabinentür. Er öffnete einen Wasserhahn, und mehrere Minuten lang blieb alles still – bis auf das Spritzgeräusch des Wassers im flachen Becken.
    Durch den Spalt zwischen dem Türblatt aus Sperrholz und dem Türrahmen sah sie ihn, obwohl es zu schummrig war, um sein Gesicht zu erkennen. Über das Becken gebeugt, spülte er vor allem die Augen reichlich mit Wasser. Sie sah den metallischen Glanz einer Pistole, die rechts von ihm lag.
    Die alte Verletzung an ihrem Bein machte sich wieder bemerkbar. Der stechende Schmerz in der Wade strahlte jetzt bis in ihr Knie aus und brannte ab und zu sogar in ihrem Schenkel und ihrer Hüfte. Sie hatte zu lange reglos auf der Klosettschüssel gehockt, und ihre Muskeln begannen, sich immer schmerzhafter zu verkrampfen.
    Mit großer Behutsamkeit versuchte sie sich umzusetzen, aber kaum dass sie mit der Bewegung begonnen hatte, drehte der Mann den Wasserhahn auch wieder zu. Sie erstarrte, das Bein halb ausgestreckt, ihre Ferse berührte leicht den Fliesenboden. Sie biss die Zähne zusammen, aber die Schmerzen waren unerträglich. Mit geschlossenen Augen flehte sie den Unbekannten an weiterzugehen. Aber dieser erhörte ihre Bitten nicht und drückte den Lichtschalter.
    Megan hob den Blick zur Decke und sah, wie die Neonröhren nacheinander ansprangen. Sie war so überrascht, dass ein besonders heftiger Krampf sie aufstöhnen ließ. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Schweißperlen standen ihr auf der Stirn und tropften ihr von den Brauen. Das Herz pochte in ihrer Brust, als sie das kurze Klacken einer Waffe hörte, die nachgeladen wurde.

152
    Benjamin unterbrach seine Bewegung und spitzte die Ohren. Er hatte geglaubt, aus einer der Kabinen hinter ihm ein unterdrücktes Stöhnen zu hören. Vorsichtig näherte er sich und öffnete die erste Tür einen Spaltbreit. Aber da sah er nur einen Toilettensitz und einen mit Graffiti bemalten Toilettenpapierspender. Er seufzte und senkte die Waffe. Sein Trommelfell vibrierte noch immer und verzerrte die Geräusche um ihn herum, als würde der Schusswechsel in seinem Gehirn weitergehen. Er betrachtete die Knarre in seiner Rechten, dann sich selbst im Spiegel. Lächerlich, dachte er.
    Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, blickte erneut auf die Pistole und schleuderte sie weit von sich weg.
    Er konnte einfach nicht auf einen Menschen schießen. Einen Menschen umzubringen, erforderte Ressourcen, die er nicht besaß. Eine Willenskraft, eine Entschlossenheit, die ihm fehlten.
    Er kämpfte nicht für eine bessere Welt. Er kämpfte nicht für eine Utopie. Nein, seine Arbeit, sein Leben bestand darin, andere Leben zu retten, in seinem Rahmen, in seinem kleinen Rahmen, und weil er nicht wusste, wie er sich das Dasein auf andere Weise hätte erträglicher machen sollen.
    Er verzog das Gesicht, als er das T-Shirt von der Wunde zwischen seinen Rippen ablöste. Blut tränkte den Stoff um das Einschussloch, und es nässte auch seinen Schritt.
    Er hatte immer geglaubt, eine Schussverletzung würde mit furchtbaren Schmerzen einhergehen, die unerträglicher wären als die jedes Knochenbruchs. In Wirklichkeit waren die Schmerzen nicht das Schlimmste. Am schlimmsten war vielmehr die Angst, die ihn schleichend überkam, als er daran dachte, dass dieses Metallstück seinem irdischen Dasein ein Ende setzen würde.
    Das warme Blut schlängelte sich um seinen Schenkel und begann, in seine Turnschuhe zu tropfen. Beim Verlassen der Toilette durchrieselte ihn ein Schauder. Die Nebelschwaden der Rauchbomben hatten sich verzogen, und die Luft im Flur ließ sich wieder atmen.
    Sich an der Wand abstützend, machte er ein paar Schritte, und als er zu dem Aufzug vor sich aufsah, saß er am Boden, ohne dass er seinen Sturz bewusst registriert hätte.

153
    Dem Arzt folgend, betraten Umaru und Billy Bob den OP -Trakt. Pater David bekreuzigte sich, als er Naïs auf einem Tisch liegen sah. Das Mädchen war allein – verlassen von dem Ärzteteam. Sie reagierte nicht auf ihre Anwesenheit.
    »Ist sie tot?«
    Der Arzt drückte ein paar Finger an die Drosselvene des Kindes.
    »Nein, aber ihr Puls ist schwach.«
    »Wir müssen sie hier

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