Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die unsicherste aller Tageszeiten

Die unsicherste aller Tageszeiten

Titel: Die unsicherste aller Tageszeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Pregel
Vom Netzwerk:
eigenen Pulsschlag.
    Ich schwang mich auf meinen Hengst, die Hände fest am Zügel. Er hieß mich mit einem tiefen Grunzen erneut auf seinem Schoß willkommen und stütze mich an den Hüften ab. Seinen Schwanz ließ ich an meinem Hintern, der gleichmäßig vor und zurück, nach oben und nach unten kreiste, entlanggleiten. Auch das genoss er sichtlich: Er stöhnte im Takt. Ich befeuchtete meine Finger mit Speichel und rieb ihm Eichel und Schaft ein, er gab ein lustvolles Wimmern von sich. Mir wurde beinahe übel vor Vorfreude und Aufregung, und ich zweifelte ein letztes Mal daran, es zu tun – mir stand plötzlich die Idee von zu großem Schmerz vor Augen, der durch meinen Unterleib fahren würde wie ein heißes Messer, sobald dieser riesige Schwanz in mich eindringen würde –, und wischte alle Zweifel mit der Entschiedenheit einer Selbstüberwindung beiseite, wie sie nur Pionieren und Märtyrern zu eigen ist. Ich wollte diesen Schwanz in meinem Arsch und ich wollte, dass es mir Freude bereitete, wollte es unbedingt.
    Ich wollte mich gerade auf ihn setzen und versuchte, seine viel zu große Eichel in mein anscheinend viel zu kleines Loch zu bohren – das konnte natürlich nicht angehen, das musste einfach passen – als seine Hand vorschnellte, seinen Schwanz ergriff und mir entzog. Aus großen erschrockenen Augen sah er mich an.
    Diese Verweigerung war auf keinen Fall akzeptabel, also holte ich mir den Schwanz zurück und begann mit meinen Bemühungen von vorn. Wieder brachte ich ihn bis an die Pforte des Gelobten Landes, und wieder krepierte Moses lieber elendiglich davor, als es zu betreten.
    »Nein!«, sagte Karsten.
    »Warum nicht?« Ich klang erbärmlich quengelnd.
    »Ich kann nicht.« Er klang verzweifelt.
    »Wieso nicht?«
    »Du … Du bist zu jung dafür.«
    »Blödsinn. Bin ich nicht. Ich will es.«
    »Nein.«
    Dabei kämpften wir die ganze Zeit mit den Händen um die Hoheit über seinen Schwanz, aus dem noch immer kein Tropfen Blut zurück in den Kreislauf geflossen war.
    »Ich sehne mich danach.«
    «Ich kann das nicht tun.«
    »Du musst aber. Ich will es so. Und ich will, dass du es tust. Dass du der Erste bist«
    »Nein!«
    Karsten warf mich mit einem harten Ruck von sich ab und saß gleich darauf am Fußende des Bettes, so weit entfernt von mir wie nur irgend möglich. Ich kauerte am Kopfende, hatte die Knie an die Brust gezogen und starrte ihn an, wütend, hasserfüllt, verletzt. Wie konnte er mich nur so zurückweisen? Liebte er mich denn nicht auch? Wir waren doch genau dafür hergekommen? Trotzdem hatte er mich zurückgewiesen – warum nur? Was war denn so schlimm daran, was wäre so schlimm daran gewesen? Ich wollte es, er wollte es eigentlich auch, es wäre einvernehmlich gewesen. Fürchtete er doch, wie ein Kinderschänder dazustehen? Da hätte ich ihn beruhigen können, mein Körper mochte noch der eines Heranwachsenden sein, mein Verlangen aber war definitiv schon das eines Erwachsenen. Ihm fehlte nur das Rüstzeug der Erfahrung, weshalb er mitunter noch etwas kindlich und ungestüm wirken mochte. Oder wäre in seinen Augen Analverkehr erst der echte Ehebruch gewesen? Konnte es sein, dass der Beischlaf von der Penetration abhing und auch erst dann als solcher galt? Dass er sich also nichts zuschulden kommen ließ und sein Gewissen rein blieb, solange er mich nicht fickte? Aber wenn dem so war, was hatten wir dann, was war das alles hier? Wenn es kein Betrug war, dann war es doch wohl auch keine Affäre und schon gar nicht mehr, oder, keine Liebe? Ich war verwirrt und fühlte mich plötzlich unendlich elend. Obwohl ich mir tief in meinem Innern als der Betrogene vorkam, fühlte es sich eher so an, als wäre ich derjenige, der alles versaut hatte, der schuldig an diesem Desaster war.
    »Es tut mir leid«, brach es aus mir heraus und fing an zu weinen.
    Wieder stand Karsten das Erschrecken ins Gesicht geschrieben, nur war es diesmal eins des Mitleidens, des eigenen Schuldbewusstseins. Er sah mich einen Augenblick lang aus dieser weiten Ferne an, eine Hand vor dem offenen, ratlosen Mund, und mir wurde unerträglich kalt.
    »Hh … Mm …«, sagte er, und mir war, als hätte er beinahe zum ersten Mal meinen Namen gerufen, doch sprach er nicht weiter, sondern kam zu mir herübergerutscht und nahm mich tröstend in seine Arme. »Psst«, sagte er stattdessen, »nicht traurig sein. Alles wird gut.«
    Was mich in diesem Moment tröstete, waren nicht die leeren Floskeln, die er, der Vater, seinen

Weitere Kostenlose Bücher