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Die unsicherste aller Tageszeiten

Die unsicherste aller Tageszeiten

Titel: Die unsicherste aller Tageszeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Pregel
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Bett. Und sobald sie dies erkannte, schrie sie erst recht und hörte erst wieder damit auf, wenn man ihr ein Beruhigungsmittel spritzte.
    Arme Oma Mimi, erst hatten sie die Männer und dann die Demenz in den Irrsinn getrieben, sodass sie selbst an ihrem Lebensende, als alle Männer, die jemals so tyrannisch über sie geherrscht hatten, längst tot waren, zu tief noch in ihrer Seele vergiftet war, um diese Freiheit genießen zu können. Es war schlimm, sie im Heim besuchen zu müssen, sie bemitleiden zu müssen, denn obwohl alle wussten und aus ihren wirren Aussagen schließen konnten, welche zwei Dämonen sie auf grausamen Zickzackwegen in den Tod trieben, durfte natürlich nicht über dieses Unglück gesprochen werden. Nach außen hin musste natürlich Friede, Freude, Eierkuchen herrschen. Was hier passierte, war tragisch, aber eben leider auch Schicksal. Oma Mimi, die liebe alte Hermine, war unrettbar verloren, und nicht nur ich wünschte ihr den baldigen Tod. Mein Vater, damit sie nicht weiter dunkle Familiengeheimnisse hinausbrüllte, meine Mutter und Geschwister, damit diese erschreckenden Besuche auf der geschlossenen Abteilung des Altenheims endlich aufhörten, und ich aus Mitleid. Ich hätte sie gerne von diesem grausam langsamen Verbrennen in ihrem inneren Inferno erlöst. Ich hätte sie gerne erlöst, weil sie mir, stärker noch als das Nachtschattengewächs von meiner Mutter, wie ein Menetekel für mein eigenes Leben erschien, als ich langsam zu erahnen begann, dass auch ich mich nach Männern und nicht nach Frauen sehnte, und damit in mir die Furcht erwachte, vielleicht ebenso falsch zu wählen wie sie.
    Bei ihrer Beerdigung schwor ich mir, vorsichtiger bei der Wahl meiner Männer zu sein, mich nicht vorschnell an einen Kerl zu binden – das sollte leichter sein, ich konnte ja immerhin nicht schwanger und eventuell zu einer Heirat gezwungen werden –, der sich dann doch als der falsche erweisen würde. Und in dieser Nacht mit Karsten, dieser Nacht der Klarsicht, erneuerte ich meinen Schwur. Hingabe ja, Unterwerfung nein. Ich käme immer zuerst.
    Sobald ich merkte, dass Karsten aus dem Tiefschlaf in den Halbschlaf kurz vor dem Aufwachen hinüberwechselte, aus seinen dumpfen Heile-Welt-Träumen an die Oberfläche der Wirklichkeit zurückkehrte, widerwillig, er murmelte unverständliches, abwehrend klingendes Zeug dabei, als wollte er fern von mir bleiben, stürzte ich mich auf seinen Schwanz, der mir da bereits als klassische Morgenlatte entgegenkam. Ich musste nur andeutungsweise mit den Arschbacken daran reiben, und schon stand er ihm so hart, dass man damit Köpfe hätte einschlagen können. Einmal dachte ich noch darüber nach, ob nicht ich ihn ficken sollte, um ihn unmissverständlich klar zu machen, wo er an mir zum Versager geworden war. Ich hätte es getan und er es, wer weiß, vielleicht sogar zugelassen, als geringeres Übel oder so. So verdreht, wie der Typ war, hätte er diese Passivität wahrscheinlich als eine Art Opferrolle akzeptieren können und, frei von jeder Verantwortung für das Geschehen, auch noch genossen. Eine kleine Vergewaltigung als Ausrede für den sexuellen Kick. Ich hätte es getan, wenn mir danach gewesen wäre. Aber das hätte mir keinen Spaß gemacht, ich konnte es mir nicht einmal richtig vorstellen, wie ich mit meinem Schwanz in jemand anderen eindrang. Davon hatte ich noch nie geträumt. In meiner Fantasie war ich immer schon der Passive gewesen und niemals der Aktive, allein davon versprach ich mir absolute Befriedigung – und die über die Jahre gesammelten Erfahrungen haben erwiesen, dass dem auch wirklich so ist, Penetration gefällt mir nur in der passiven Rolle, die beiden Male, da ich es andersherum ausprobiert habe, mehr aus Verlegenheit denn aus Abenteuergeist, bin ich kläglich gescheitert und ist meine Erektion schneller in sich zusammengefallen als ein Heißluftballon, in den man ein Loch gebohrt hat.
    Karsten genoss definitiv, was ich mit ihm machte, obwohl ich das Gefühl hatte, dass er gar nicht mehr so recht wusste, mit wem er hier eigentlich im Bett lag. Er lag längst wieder völlig entspannt auf dem Rücken und überließ sich voll und ganz den Wohltaten meiner Händen, Lippen und der Zunge. Er ließ wieder dieses Grunzen aus tiefster Kehle verlauten – Zustimmung in meinen Ohren. Dabei tat ich nur, was ich an Vorbereitungen für notwendig hielt. Ich speichelte ihn richtig schön ein, bis er regelrecht triefte. Auch mich selbst schmierte ich und

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