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Die unsichtbare Sonne

Die unsichtbare Sonne

Titel: Die unsichtbare Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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schien das Durcheinander zu werden. Die Soldaten beobachteten ihn fasziniert.
    Plötzlich drang ein Schrei aus dem Lautsprecher seines Funkgeräts. »Adzel! Du mußt fliehen! Ich kann dir nicht mehr helfen, weil ich selbst …«
    Dann folgten Geräusche, die auf einen Kampf schließen ließen, ein jäher Schlag – und Schweigen.
    Adzel bildete sich einen Augenblick lang ein, er sei noch immer an Bord des Schiffes und habe eben beim Poker sechs Monatsgehälter auf eine Karte gesetzt. Aber dann stellte sich heraus, daß er sich doch getäuscht hatte – die letzte Karte war gar kein König, sondern nur eine Königin! Als seine Benommenheit allmählich verschwand, merkte er, daß er sich keineswegs in dieser Lage befand. Er fühlte sich nur so, was durchaus verständlich war.
    Ein Reiter kam ihm in die Quere. Er hob den Soldaten und sein Zandara in die Höhe und warf beide in die erste Reihe der dahinter in Bereitschaft stehenden Lanzenträger. Als sie sich zerstreuten, brach er durch ihre Reihen. Überall ertönten jetzt laute Schreie, dann folgte ein wahrer Hagel aus Armbrustbolzen. Auch das Geschoß eines Katapults zischte dicht an Adzels Kopf vorüber. Der berittene Offizier legte die Lanze ein und griff von der Seite an. Adzel sah ihn nicht rechtzeitig. Die Stahlspitze traf seinen Hals, glitt von den Schuppen ab und zertrümmerte das Funkgerät, das der Wodenit dort hängen hatte. Adzel ließ sich nicht aufhalten, sondern stürmte weiter. Das Zandara drehte sich wie ein Kreisel, dann flog der Reiter in hohem Bogen aus dem Sattel.
    Adzel hatte die ersten Häuser am Rande des Platzes erreicht und verschwand um die nächste Ecke, bevor die verblüfften Soldaten sich von ihrem Schreck erholt hatten. Er raste in die Altstadt zurück, obwohl er auch dort keine Unterstützung finden würde. Aber seine Verfolger würden es nicht leicht haben, ihn in diesem Gewirr aus Straßen und engen Gassen aufzuspüren. Adzel mußte so schnell wie möglich den Urshi-See erreichen. Die Ikranankaner konnten einen Schwimmer nur auf ihren plumpen Flößen verfolgen, die Adzel rasch hinter sich lassen würde. Sobald er das andere Ufer erreicht hatte, wollte er sich auf den Weg nach Haijakata machen, wo er ankommen mußte, bevor die dortige Garnison alarmiert werden konnte … Nur schade, daß er sein Funkgerät eingebüßt hatte!
    Nun, Chees genügte auch, wenn er sie erst einmal aus der Klemme befreit hatte, in der sie offenbar steckte. Dann konnten sie das Schiff starten, den Aircar aus dem Palast holen und die Suche nach David beginnen. Falls David noch lebte. Falls sie selbst am Leben blieben.
     
6
     
    Chee Lan bereitete sich darauf vor, nach Haijakata zu gehen, um wieder Unterricht bei Gujgengi zu nehmen. Beide legten größten Wert darauf, so viel wie möglich über die Zivilisation des anderen zu erfahren. »Bereitschaft wie üblich«, sagte sie noch zu dem Schiffscomputer, bevor sie durch die Luftschleuse nach draußen trat.
    Schlaukopf summte leise vor sich hin. Bereitschaft bedeutete, daß er nur auf Befehle der Mannschaft reagierte, die entweder direkt, per Funk oder verschlüsselt erteilt wurden. Er beherrschte jetzt zwar auch die Sprache der Eingeborenen, war aber so programmiert, daß er Anweisungen in dieser Sprache nicht befolgte. Chee hatte allerdings den Außenlautsprecher eingeschaltet, um notfalls auch von draußen mit dem Computer sprechen zu können.
    Als die Schleuse sich hinter Chee geschlossen hatte, hopste sie die Gangway hinab. Neben dem zweiten Teleskopbein blieb eine Luke offen, die als Zuflucht für Notfälle gedacht war. Die Eingeborenen konnten dort keinen Schaden anrichten – selbst wenn sie ihre Angst vor dem Raumschiff überwunden hätten –, denn dahinter lag nur der Laderaum No. 4, der vorläufig noch leer war. Und Schlaukopf würde die Tür zum Zwischendeck nur für Besatzungsmitglieder öffnen. Chee war stolz darauf, daß sie schon jetzt alle Vorkehrungen getroffen hatte, die sich später als wertvoll erweisen konnten.
    Kurze Zeit später hatte sie eines der Stadttore erreicht. Die Wachtposten hoben grüßend die Schwerter. Als Chee weit genug entfernt war, griffen sie nach ihren Talismanen und flüsterten Beschwörungen. Zugegeben, die Fremden hatten bisher noch kein Unglück gebracht, und würden dem Land vielleicht sogar beträchtliche Vorteile bringen. Aber andererseits wußte jeder, daß die Dämonen notorische Lügner waren …
    Chee stieß die Tür des großen Blockhauses auf, in dem

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