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Die unsichtbare Sonne

Die unsichtbare Sonne

Titel: Die unsichtbare Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Gujgengi sich einquartiert hatte. Der kaiserliche Gesandte saß mit Lalnakh, dem Kommandeur der Garnison, an einem niedrigen Tisch. Die beiden waren mit einem Spiel beschäftigt, bei dem bunt gefärbte Stäbchen auf ein Brett geworfen wurden, das in Felder eingeteilt war.
    Chee sprang auf den Tisch und hätte dabei fast die Stäbchen angestoßen. »Was ist das?« erkundigte sie sich.
    Lalnakh knurrte, aber Gujgengi, der sich bereits an Chees Art gewöhnt hatte, antwortete bereitwillig: »Es heißt Akritel und wird gespielt, indem …« Die Regeln waren ziemlich kompliziert, aber im Grunde genommen kam es nur darauf an, richtig zu erraten, wie die Stäbchen fallen würden. »Das Spiel ist recht beliebt«, fügte Gujgengi hinzu.
    »Spielen Sie jetzt endlich oder nicht?« fragte Lalnakh mürrisch.
    »Gleich, guter Freund. Lassen Sie mir nur noch etwas Zeit.« Gujgengi rückte sich seine Brille zurecht und sah auf die Stäbe, die bereits gefallen waren. »Ich glaube, mein Glück ist heute normal«, sagte er und zeigte dabei auf die Münzen, die er vor sich aufgestapelt hatte. Ein Mensch hätte unter diesen Umständen von einer Glückssträhne gesprochen, aber die Ikranankaner kannten keine falsche Bescheidenheit. »Ich werde jetzt versuchen, folgende Figur zu erzielen …« Er nahm einige Stäbchen auf und schüttelte sie, während er die Wette abschloß.
    »Sie raten nur«, stellte Chee fest. »Sie müßten aber wissen, worum Sie wetten.«
    Lalnakh starrte sie an. »Was soll das heißen?«
    »Ich meine nicht das tatsächliche Ergebnis«, erklärte Chee ihm. »Aber man kann berechnen, wie groß die Erfolgsaussichten sind. Dann weiß man, ob der Einsatz gerechtfertigt ist.«
    »Wie soll man das berechnen können?« fragte Gujgengi verblüfft.
    »Spielen Sie!« mahnte Lalnakh.
    Gujgengi schüttelte die Stäbchen nochmals und ließ sie dann fallen. Er hatte richtig geraten.
    »Arrr-k!« knurrte Lalnakh. »Das reicht mir.« Er schob seine letzten Münzen über den Tisch.
    Gujgengi zählte sie. »Sie scheinen mehr verloren zu haben«, stellte er dann fest.
    Lalnakh machte eine häßliche Bemerkung und suchte in seinem Leibgurt herum. Dann warf er eine weißliche Münze auf den Tisch. »Sind Sie damit zufrieden? Sie stammt aus Rangakora. Ich habe sie bisher als Talisman bei mir getragen. Aber heute sind die Dämonen zu stark für mich.«
    Gujgengi rückte sich die Brille zurecht und untersuchte die Münze. Chee kam neugierig näher. Das Geldstück zeigte auf der Vorderseite eine Art Lorbeerkranz, während auf der Kehrseite eine Gebirgslandschaft abgebildet Avar. Aber ein Teil des Silbers war bereits abgewetzt. »Das ist ja nur versilberte Bronze«, stellte Chee fest.
    »Nur eine der vielen Künste, die dort ausgeübt werden«, antwortete Gujgengi. »Sie legen das Metall in ein Bad und … ich weiß nicht recht. Jedenfalls ein starker Zauber. Als ich einmal als Gesandter dort war, ließen sie mich zwei Kupferfäden anfassen, die aus einer Kiste kamen, und irgend etwas biß mich. Sie haben nur gelacht.« Er schüttelte den Kopf. »Gegenstände dieser Art werden bei uns sehr geschätzt, weil man ihnen Zauberkräfte nachsagt. Das ist ein Grund mehr, weshalb die Eroberung der Stadt Rangakora wünschenswert erscheint.«
    »Das könnten wir für Sie übernehmen«, erklärte Chee. »Außerdem liefern wir Ihnen gern jede Menge versilbertes Metall.«
    »Ak-krrr. Sie müssen Verständnis dafür haben, Edelste, daß ich nicht in der Lage bin, eine so, uk-k-k, rasche Entscheidung zu treffen. Ich bin nur als Vertreter des Kaisers hier.«
    »Aber Sie können doch bestimmte Maßnahmen empfehlen, nicht wahr?« drängte Chee. »Ich weiß, daß Sie durch Boten in ständiger Verbindung mit dem Kaiser stehen.«
    »Uk-k-k, tatsächlich. Sollen wir unsere Diskussionen fortsetzen?«
    »Ich gehe jetzt«, kündigte Lalnakh mürrisch an.
    In diesem Augenblick drang eine Stimme aus dem Lautsprecher des Funkgeräts.
    »Chee! Bist du dort?«
    Adzels Stimme, die etwas verzerrt klang. War der große Narr etwa betrunken? Chee hoffte, daß keine Ershoka in seiner Nähe waren. Ihr Pelz sträubte sich. »Selbstverständlich …«, begann sie eisig.
    Lalnakh sprang zur Seite und riß seinen Dolch aus der Scheide. Gujgengi erhob sich und machte Zeichen gegen die bösen Geister. Dann wurde er dabei unterbrochen, weil ihm die Brille vom Schnabel rutschte.
    »Was ist das?« wollte Lalnakh wissen.
    »Wo liegt meine Brille?« fragte Gujgengi vom Fußboden aus. »Ich

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