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Die unsichtbare Sonne

Die unsichtbare Sonne

Titel: Die unsichtbare Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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sehe meine Brille nicht. Hat ein Dämon meine Brille fortgeschleppt?«
    »Ein harmloser Zauber«, sagte Chee rasch zu Lalnakh. »Völlig ungefährlich.« Aus dem Lautsprecher drang Stimmengewirr.
    »Helfen Sie mir doch, meine Brille zu finden!« flehte Gujgengi. »Ohne meine Brille bin ich hilflos.«
    Lalnakh bückte sich fluchend und drückte sie ihm in die Hand. Chee hörte Adzel zu. Ihr Pelz sträubte sich noch weiter, aber gleichzeitig überlegte sie so blitzschnell und gelassen, wie sie es in Notfällen zu tun gewohnt war.
    »Sofort«, antwortete sie und sah zu den beiden Ikranankanern hinüber, die ihren Blick feindselig erwiderten. »Ich muß jetzt gehen«, stellte sie fest. »Mein Zauber hat mich vor Schwierigkeiten gewarnt.«
    »Was für Schwierigkeiten?« wollte Lalnakh wissen.
    Gujgengi, der sich inzwischen an alle möglichen Wunder gewöhnt hatte, hob den Arm. »Das war die Stimme des Ungeheuers«, sagte er anklagend. »Dabei ist es doch in der Hauptstadt!«
    »Richtig«, gab Chee zu. Bevor sie sich eine Ausrede einfallen lassen konnte, fuhr Gujgengi fort:
    »Mit diesem Ding kann man also über große Entfernungen hinweg sprechen. Ich habe schon vermutet, daß Sie dazu imstande sein müßten. Nicht doch, nicht doch, Edelste, bitte beleidigen Sie mich nicht, indem Sie diese offenbare Tatsache abstreiten. Er hat Sie um Hilfe gebeten, nicht wahr?«
    Chee konnte nur schweigend nicken. Der Ikranankaner kam näher und starrte sie forschend an. Sie wollte sich nicht als Lügnerin entlarven lassen; das konnte nur schlechte Auswirkungen auf die Beziehungen haben, die jetzt schon gespannt genug waren. »Die Ershoka haben rebelliert«, sagte sie. »Sie haben sich in der Kaserne verschanzt und weigern sich, das Gebäude zu verlassen. Adzel will, daß ich komme und sie einschüchtere.«
    »Nein, das kommt nicht in Frage!« protestierte Lalnakh.
    »Ich bedauere diese Entwicklung aufrichtig, Edelste«, fügte Gujgengi hinzu, »aber seitdem Ihre Begleiter sich in dem Palast aufhalten, habe ich Befehl erhalten, unbedingt zu verhindern, daß Ihr Fahrzeug bewegt wird.«
    »Wollen Sie etwa einen Bürgerkrieg?« erkundigte Chee sich aufgebracht. »Genau dazu kommt es nämlich, wenn die Ershoka nicht bald wieder zur Vernunft gebracht werden.« Der Lärm aus dem Lautsprecher wurde noch stärker. »Vielleicht denken Sie zur Abwechslung einmal selbst nach. Würde ich nicht in aller Ruhe hierbleiben, wenn ich den Sturz des Kaisers wollte?«
    Die beiden blieben stehen. Lalnakh sah unsicher zu Boden. Gujgengi kratzte sich am Kopf. »Ein gutes Argument«, murmelte er. »Tatsächlich, ein durchaus stichhaltiges Argument.«
    Der Lärm nahm weiter zu. Metall klirrte, Stimmen kreischten, der Lautsprecher erzitterte. Ein Ikranankaner brüllte: »Hilfe, das Ungeheuer bringt mich um!«
    Lalnakh trat vor. In dem Sonnenlicht, das schräg durch die Fenster fiel, blitzte sein Dolch blutrot auf. »Ist das freundlich?« fragte der Offizier wütend.
    Chee zog ihren Strahler. »Das muß ein Mißverständnis sein«, antwortete sie rasch. »Ich sage die Wahrheit, wenn ich behaupte, daß wir Ihre Freunde sind, und ich erschieße jeden, der mich eine Lügnerin zu nennen wagt.« Adzel rülpste laut, während im Hintergrund Metall klirrte. »Haben Sie das gehört? Nennen Sie das kämpfen?«
    »Nein«, erwiderte Lalnakh. »Fressen.«
    Chee richtete sich auf. »Ich gehe jetzt«, stellte sie fest. »Versuchen Sie nicht, mich daran zu hindern.«
    Gujgengi überraschte sie, denn bisher hatte sie ihn für einen weltfremden Gelehrten gehalten. Er zog sein Schwert und sagte ruhig: »Ich bin ein Deodakh. Würde ich Sie jetzt entkommen lassen, ohne eine Gegenwehr versucht zu haben, wäre ich nicht mehr würdig, meinem Klan anzugehören.«
    Chee zögerte noch. Sie wollte ihn nicht erschießen. Dadurch wären auch die zukünftigen Verhandlungen gefährdet worden. Vielleicht ein Schuß, der ihn nur kampfunfähig machte?
    Leider hatte sie sich durch diese Überlegungen ablenken lassen und im Augenblick nicht mehr auf Lalnakh geachtet. Der Offizier holte aus, stieß blitzschnell zu und schlug Chee den Strahler mit seinem Dolch aus der Hand. Chee hatte kaum noch genügend Zeit, Adzel eine Warnung zuzurufen, bevor sie bewegungslos auf dem Fußboden lag.
    »Hak-k-k«, knurrte Lalnakh. »Stillhalten!« Er schlug ihr mit der Faust auf den Kopf, griff nach dem Funkgerät und warf es fort.
    »Langsam, langsam«, sagte Gujgengi beschwichtigend.
    »Keine Gewalttätigkeiten,

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