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Die unsterbliche Braut

Die unsterbliche Braut

Titel: Die unsterbliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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Elan in ihr Leben nach dem Tod gestürzt, statt den Verlust ihrer sterblichen Hülle zu betrauern, so kurz sie auch existiert haben mochte. Selbst nachdem ich ihr eine harte Strafe auferlegt hatte für ihre Rolle bei dem Streit, der letzten Endes mit Xanders vorgeblichem Tod und einem schwer verletzten Theo geendet hatte, hatte sie sich nicht gegen mich gewendet. Sie hatte meine Leiche aus dem Fluss gefischt, nachdem Calliope mich getötet hatte, und mich in der Hoffnung zu Henry gebracht, er könne etwas unternehmen, um mich zu retten. Ava war diejenige, die an das Unmögliche glaubte, nicht ich. Wenn Ava die Hoffnung verlor, wie sollte ich sie mir da bewahren?
    „Du verstehst es nicht“, wisperte sie, und ihre Stimme schien zu brechen. „Beim ersten Mal hat es die Kraft von allen sechs gebraucht. Es spielt keine Rolle, wie viele neue Götter es gibt. Selbst wenn wir uns alle zusammentun, sind wir nicht annähernd so stark wie einer von ihnen. Ohne Calliope an unserer Seite haben wir nicht die geringste Chance.“
    Ich wandte den Blick ab, verbarg die Tränen, die mir in die Augen stiegen, vor Ava. Wenn wir verloren, bedeutete das eine Zerstörung, die alles überstieg, was ich mir vorstellen konnte. Im besten Fall bedeutete es die Versklavung von Henry, meiner Mutter und von jedem, der mir wichtig geworden war; im schlimmsten Fall bedeutete es unseren Tod.
    Der Rat mochte bereits unzählige Lebensspannen gelebt haben, aber ich war erst neunzehn, und ich wollte die zwanzig wirklich noch erreichen.
    Ich erinnerte mich nicht daran, eingeschlafen zu sein, doch als ich aufwachte, war Ava gegangen, und neben mir schlief Pogo in der Kuhle, die sie im Kissen hinterlassen hatte. Seufzend machte ich eine kurze Bestandsaufnahme und stellte befriedigt fest, dass der Schmerz wenigstens ein bisschen schwächer geworden war. Auch wenn es immer noch wehtat, herumzulaufen, war ich entschlossen, es mit einem Lächeln zu ertragen.
    Doch in derselben Sekunde, als ich mich aufsetzte, explodierten Schmerzen hinter meinen Augen. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich platzen. Stöhnend sank ich zurück in die Kissen, und Pogo leckte mir die Wange, während ich meine Schläfen massierte. Offenbar war der gesamte Schmerz aus dem Bein in meinen Kopf gewandert, während ich geschlafen hatte.
    Zu meiner Rechten ertönte ein Kichern, und ich riss die Augen auf und sah Felswände um mich herum. Ich war nicht mehr in meinem Schlafzimmer. Stattdessen stand ich in der Höhle, in der ich Henry mit dem Nebel hatte kämpfen sehen, von dem ich nun wusste, dass es Kronos war. Vor mir ragte das gigantische, aus dem Felsen herausgemeißelte Tor auf. Ruckartig drehte ich mich um, um zu sehen, wer da gelacht hatte, und stand plötzlich Calliope gegenüber.
    Ich erstarrte. Das war’s. Irgendwie hatte sie es geschafft, mich zu entführen, und ich konnte nichts tun, um mich vor ihr zu schützen. Wenn sie auch nur halb so viel Macht besaß, wie Ava behauptet hatte, konnte sie mich wahrscheinlich mit einem bloßen Gedanken in Stücke reißen. Ich kannte sie zu gut, um zu glauben, dass ich sie davon überzeugen könnte, mich zu verschonen.
    Zu meiner Verblüffung blickte sie an mir vorbei und trat einen Schritt vor. Statt mich anzurempeln, ging sie einfach durch mich hindurch, als wäre ich ein Geist.
    Ich war nicht wirklich dort. Dies war eine Vision, genau wie bei meiner Ankunft in der Unterwelt, und Calliope hatte keine Ahnung, dass ich zusah.
    Schnell eilte ich ihr nach. Stolz aufgerichtet schritt sie durch die Höhle auf eine kleinere Nische an der Seite zu. Gerade außerhalb des Lichts, das von der Decke schimmerte, bemerkte ich dort einen seltsam geformten Haufen. Ich konnte nichts als Schatten erkennen, doch was auch immer dort lag, brachte Calliope erneut dazu, zu kichern.
    „Ich kann’s kaum glauben.“ Vor dem Eingang der Nische blieb sie stehen. „Äonenlang hab ich mich mit euch herumgeschlagen, und das ist alles, was es braucht?“
    Mein Inneres erstarrte zu Eis. Ich wollte nicht hinsehen, doch meine Füße trugen mich unbeirrbar weiter, bis ich die drei Körper erkannte, die dort aufeinandergetürmt lagen – gefesselt mit Ketten aus Nebel und Stein.
    Walter zur Linken, den Kopf auf die Brust gesunken, während Blut an seiner Wange herabtropfte. Rechts Phillip mit einer hässlichen Wunde, die sich über ein Auge und das gesamte Gesicht hinunterzog und schließlich unter seinem Hemd verschwand.
    Und in der Mitte Henry, so blass und

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