Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die unsterbliche Braut

Die unsterbliche Braut

Titel: Die unsterbliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
Vom Netzwerk:
ertragen, hier herumzusitzen, während Henry und meine Mutter in Gefahr waren.
    „Was meinst du damit?“, fragte Ella, die mit Theo in einem breiten Sessel saß. Die beiden schmiegten sich aneinander, als wäre es das Natürlichste auf der Welt, und ich beneidete sie darum. Sie hatten wenigstens noch einander.
    „Ich meine, wie helfen wir ihnen?“, fuhr ich fort. „Wenn Mom und Sofia sie nicht befreien können, wenn sie … Ich meine … Was sollen wir machen, wenn Calliope sie auch gefangen nimmt?“
    Ella und Theo tauschten einen Blick, und Irene neben ihnen seufzte. „Wir können ihnen nicht helfen, nicht wenn Kronos und Calliope sie in ihrer Gewalt haben.“
    Ich blinzelte. Das war’s? „Es muss doch etwas geben, das wirtun können.“ In der Hoffnung auf Unterstützung blickte ich in die Runde, doch niemand wollte mir in die Augen sehen. Nicht einmal James. „Wir können sie nicht einfach aufgeben. Wie könnt ihr das überhaupt in Erwägung ziehen?“
    „Weil alles andere Selbstmord wäre“, gab Dylan verächtlich zurück. „Während du deinen Schönheitsschlaf genossen hast, ist der Rest von uns jeden möglichen Plan durchgegangen. Mit Diana und Sofia auf unserer Seite waren unsere Optionen begrenzt. Ohne sie haben wir keine andere Wahl, als zu warten, bis Calliope den nächsten Zug macht. Wir können ihr nicht von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten, nicht wenn du willst, dass noch jemand von uns gegen Kronos kämpfen kann, sobald er einen Weg findet, sich zu befreien.“
    „Es muss etwas geben.“
    „Sie wussten, dass so etwas passieren könnte“, schaltete sich Irene wieder ein. „Sie wussten, dass unsere Kräfte in diesem Reich begrenzt sind, und trotzdem sind sie das Risiko eingegangen und haben uns verlassen.“
    Der verletzte Unterton in ihrer Stimme überraschte mich. Dachten sie, meine Mutter und Sofia hätten sie im Stich gelassen?
    „Davon abgesehen“, fügte Theo hinzu, „besteht immer noch die Chance, dass sie es schaffen.“
    „Und wenn nicht?“, erwiderte ich. Sosehr ich mich auch an die Hoffnung klammern wollte, dass meine Mutter und die anderen heil zurückkämen, ohne dass der Rat eingreifen müsste – wenn schon drei der sechs Calliope und Kronos nicht gewachsen waren, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie nur zwei es sein sollten.
    „Dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis Kronos entkommt“, sagte Dylan. „Und wenn das geschieht, wird er die Welt in Stücke reißen, die Menschheit vernichten und uns, wenn wir Glück haben, einen schnellen Tod gewähren.“
    Die Temperatur im Thronsaal schien um zehn Grad zu fallen. „Und keiner von euch ist bereit, etwas dagegen zu unternehmen?“, fragte ich ungläubig. „Ihr wollt einfach bloß hierrumsitzen und es geschehen lassen, obwohl er euch am Ende so oder so umbringt?“
    „Nein“, widersprach Ella scharf und funkelte Dylan wütend an. „Wenn wir uns raushalten, lässt er uns vielleicht in Ruhe.“
    „Also gebt ihr lieber eure einzige Hoffnung auf, Kronos zu besiegen und Milliarden Leben zu retten, solange es eine Chance gibt, dass er euch erlaubt, weiterzuleben?“, bohrte ich nach. „Soll das ein Witz sein?“
    Niemand antwortete mir. Natürlich war es kein Witz. Sie alle meinten es ernst, und ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Dies waren nicht die Menschen, die ich in Eden kennengelernt hatte. Es waren Feiglinge, und der Gedanke, dass die mächtigsten Wesen auf diesem Planeten die Menschheit sterben lassen könnten – das ergab einfach keinen Sinn. Sie waren dazu da, die Menschen zu beschützen, nicht, um sich zurückzulehnen und Kronos dabei zuzusehen, wie er jeden Einzelnen tötete.
    Ich ballte die Hände zu Fäusten. „Sechs Monate lang habt ihr mich auf die Probe gestellt, um sicherzugehen, dass ich gut genug bin, um eine von euch zu werden – moralisch genug, stark genug und selbstlos genug. Und jetzt könnt ihr nicht mal dabei helfen, eure eigene Familie zu retten?“
    Ein kleiner Teil von mir verstand, dass es furchterregend sein musste, dem Tod ins Auge zu sehen, wenn man Äonen lang in dem Glauben gelebt hatte, das würde niemals geschehen. Oder es würde zumindest friedlich und ohne Schmerzen sein – wenn man verging. Der Tod gehörte zum Leben jedes Menschen dazu, und ich hatte noch nicht vergessen, wie es sich anfühlte, zu sterben. Der Rat hatte niemals die Chance gehabt, es zu lernen. Doch das war keine Entschuldigung.
    „Nur weil du gut genug sein musstest,

Weitere Kostenlose Bücher