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Die unsterbliche Braut

Die unsterbliche Braut

Titel: Die unsterbliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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die Geschichten darüber hörte.
    „Sie ist die beste Wächterin, die wir haben“, fuhr meine Mutter fort. „Henry hat sich damals bereit erklärt, Kronos und die anderen Titanen, die ein Risiko für die Menschen darstellten, in der Unterwelt gefangen zu halten – wo es keine Menschen gibt, die sie in Versuchung führen könnten. Aber wir alle wussten, dass Kronos einen Weg nach draußen finden würde, wennwir ihm erlaubten, bei Bewusstsein zu bleiben. Also blieb uns als einzige Lösung nur, ihn in seinen Träumen gefangen zu halten, und das ist Nyx’ Spezialität.“
    „Wie ist er dann aufgewacht?“, wollte ich wissen. „Wie ist er zum Palast gekommen?“
    James schob die Hände in die Hosentaschen. „Henry und ich glauben, dass er schon seit einer ganzen Weile aufwacht – mindestens seit ein paar Jahrzehnten. Bis jetzt hat er sich ruhig verhalten, Kräfte gesammelt; aber es gibt keine Möglichkeit, zu kontrollieren, wie wach er wirklich ist, ohne unser Leben zu riskieren.“
    „Die Titanen haben uns erschaffen“, schloss meine Mutter. „Und sie können uns auch töten.“
    Das war das Letzte, worüber ich nachdenken wollte – wie Henry loszog, um wieder gegen dieses Monster zu kämpfen, während er vielleicht höllische Schmerzen litt. „Ihr habt mir immer noch nicht gesagt, wie er denn nun überhaupt aufgewacht ist.“ Ich musste mich sehr anstrengen, das Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken.
    „Wir wissen es nicht“, gestand James. „Wir glauben, Calliope hat es getan.“
    „Aber …“ Ich runzelte die Stirn. „Du hast gesagt, er wacht schon seit Ewigkeiten auf.“
    „Jahrzehnte“, korrigierte er mich.
    Ich verdrehte die Augen. Was für die meisten Leute ein ganzes Leben war, war für den Rat ein bloßer Wimpernschlag. Irgendwann würde ich es wahrscheinlich ähnlich empfinden – wenn Kronos mich nicht vorher auffraß –, aber bis dahin hatte ich noch das Zeitgefühl einer Sterblichen. Sechs Monate waren sechs Monate, kein kleines Nickerchen.
    „Es ist sehr wahrscheinlich, dass Calliope das alles seit Langem plant und es in Gang gesetzt hat, als Henry ihr zu verstehen gegeben hat, dass er ihre Gefühle niemals erwidern wird“, meinte James. „Als er dann begonnen hat, Mädchen mit nach Hause zu bringen, um sie der Familie vorzustellen und sie prüfen zu lassen, na ja …“ Er zuckte mit den Schultern. „Sie mussausgerastet sein. Niemand außer Calliope hat die Macht, Nyx’ Loyalität gegenüber Henry zu brechen und sie zu überreden, Kronos aufzuwecken.“
    Noch etwas, das ich nicht unbedingt hören wollte: wie mächtig die Göttin war, die mich tot sehen wollte. „Das ergibt doch keinen Sinn. Wenn sie versucht hat, die Menschheit zu beschützen, warum sollte sie dann riskieren, dass die Dinge wieder so werden wie unter der Herrschaft der Titanen?“
    „Wir wissen es nicht“, erwiderte meine Mutter seufzend. „Wenn wir das täten, würden wir versuchen, mit ihr zu reden, aber das hat sich bisher als zwecklos erwiesen.“
    „Es kann sein, dass sie einen Handel mit ihm abgeschlossen hat“, sagte James. „Keine Ahnung, warum sie glaubt, er würde sein Wort halten, aber deine Entscheidung hat sie schwer getroffen …“
    „Sie hasst dich.“ Sanft drückte Ava mir die Hand. „Die Art Hass, die einen vollkommen verzehrt und vor nichts haltmacht. Vor allem nicht vor der Vernunft.“
    Also war doch ich das Ziel gewesen, nicht Ava. Ich erschauerte bei dem Gedanken daran, was hätte passieren können, wenn ich genauso erstarrt wäre wie sie.
    Und hatte James recht? Hätte Henry die Welt in Stücke gerissen, wenn Kronos mich umgebracht hätte? Ich wollte daran glauben, dass es wegen der Gefühle war, die er für mich hegte. Aber eine nagende Stimme in meinem Hinterkopf gab zu bedenken, dass er bei meinem Tod möglicherweise seine Position als Herrscher über die Unterwelt aufgeben und vergehen müsste, wenn er nicht schon bei der Jagd auf Kronos starb. Das hätte mich auch sauer gemacht.
    „James“, stieß ich hervor. „Bitte lass deinen Arm in Ordnung bringen, bevor du verblutest.“
    Stirnrunzelnd warf er einen Blick auf seine zerrissene und mittlerweile blutgetränkte Jacke, als hätte er vollkommen vergessen, dass er überhaupt verletzt worden war. Ein weiterer Beweis dafür, dass meine Wunde nur deshalb so grausam wehtat,weil ich mich noch daran erinnern konnte, wie Schmerz sich anfühlte. „Ach ja. Das mach ich dann wohl mal. Alles in Ordnung mit dir?“
    Als ich

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