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Die unsterbliche Braut

Die unsterbliche Braut

Titel: Die unsterbliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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ihm?“ Meine Mutter erblasste. „Hast du etwas gesehen?“
    Ich nickte. All die Dinge, die sie mir über die Titanen erzählt hatte, wirbelten mir durch den Kopf, bis mir ganz schwindlig wurde. „Calliope hält sie gefangen, und ich glaube …“ Mir brach die Stimme, und egal, wie sehr ich blinzelte, es stiegen mir unaufhaltsam Tränen in die Augen.
    Das war wirklich das Ende. Allein konnten sie Calliope und Kronos nicht besiegen, und es war nur eine Frage der Zeit, bis Calliope Henry töten würde. An sich war es schon ein Wunder, dass er überhaupt noch am Leben war.
    Leise und leicht panisch berichtete ich meiner Mutter von meiner Vision. Immer wieder verhaspelte ich mich, kaum in der Lage, zusammenhängende Sätze hervorzubringen. „Mom“, sagte ich schließlich verzagt und wartete verzweifelt darauf, dass sie etwas tat, um das in Ordnung zu bringen. Als kleines Mädchen war ich mir sicher gewesen, dass sie das Unmögliche möglich machen konnte. Jetzt wusste ich, dass sie es konnte, doch irgendwo ganz tief in meinem Innersten war mir klar, dass es nichts gab, was sie gegen diese Katastrophe unternehmen konnte. „Sie wird Kronos erlauben, sie zu töten.“
    Ihr Gesichtsausdruck verhärtete sich, und für einen schrecklichen Moment sah ich die Macht hinter den freundlichen Augenund rosigen Wangen meiner Mutter aufblitzen. „Sofia“, rief sie derart eisig, dass ich fröstelte.
    Eine Sekunde später war Sofia an ihrer Seite, und wie bei meiner Mutter war auch aus ihrem Gesicht jede Spur von Sanftheit verschwunden. Wellen der Macht schienen von beiden Frauen auszugehen. Schon für sich allein war meine Mutter eine Naturgewalt. Mit Sofia an ihrer Seite würde sie die Welt in Stücke reißen können, da war ich mir sicher.
    „Komm, Schwester“, sagte meine Mutter. Sie blickte zu mir, und für einen kurzen Moment wirkten ihre Züge wieder menschlicher. „Pass auf dich auf, Liebes“, bat sie mich und berührte sanft meine Wange. Ich erschauerte. „Und zieh dir einen Pullover über. Ich komme zu dir zurück, so schnell ich kann.“
    Mit diesen Worten fasste sie Sofia an den Händen, und genau wie Henry und seine Brüder in die Weiten der Unterwelt verschwunden waren, flogen auch meine Mutter und ihre Schwester fort, die beiden einzigen Wesen, die noch wussten, wie Kronos zu besiegen war.
    Erfüllt von einem Gefühl der Leere und Einsamkeit presste ich die Lippen aufeinander und schleppte mich zurück in mein Zimmer, um mich umzuziehen. Wie viele von meiner Familie würde ich verlieren, bis das hier vorüber war?
    Ohne Henry und seine Geschwister wirkte der Thronsaal leer. Was vom Rat noch übrig war, saß neben dem Sockel in einem Kreis aus Stühlen, die von überall im Palast zu stammen schienen. Ich ließ mich auf einem harten Hocker nieder, der mich an den erinnerte, auf dem ich sechs Monate zuvor gesessen hatte. Als der Rat seine Entscheidung darüber gefällt hatte, ob ich eine von ihnen werden würde.
    Niemand wagte sich an die beiden Throne. Einer davon sollte meiner sein, aber die Zeremonie war nie abgeschlossen worden – und selbst wenn, hätte ich nicht ohne Henry dort oben sitzen wollen. Ich war nicht bereit, allein zu herrschen – ich war mir nicht mal sicher, ob ich bereit war, an seiner Seite zu herrschen.
    Jetzt, wo er und die anderen fort waren, wollte ich nicht darüber nachdenken, was das mit der üblichen Ordnung in der Unterwelt anstellen würde. Waren Seelen im Limbus gefangen, bis Henry zurückkehrte? Was, wenn er niemals wiederkäme?
    Nein. So etwas würde ich gar nicht erst denken. Es musste einen Weg geben, das wieder in Ordnung zu bringen – irgendetwas, das Calliope mehr wollte als Rache.
    Ich verspürte eine leichte Übelkeit. Es gab etwas, das Calliope mehr wollte als Rache. Sie wollte Henry – und sie wollte mich tot sehen.
    Das war im Augenblick keine Option. Selbst wenn ich zu ihr hinmarschierte und mein Leben in ihre Hände legte, war das keine Garantie dafür, dass dann alles ein Ende hätte. Kronos war mächtiger, als ich mir auch nur im Entferntesten vorstellen konnte, und in meiner Vision war eines offensichtlich geworden: Sosehr Calliope auch so tat, als hätte sie alles unter Kontrolle – das war nicht der Fall. Nicht sie würde entscheiden, wann das hier vorüber war.
    „Was machen wir jetzt?“
    In dem totenstillen Thronsaal hallte meine Stimme von den Wänden wider. Fast zehn Minuten lang hatte niemand etwas gesagt, und ich konnte es nicht länger

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