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Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Magary
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Unendliche steigen wird. Es wird schlicht unmöglich sein, eine durchschnittliche Lebenserwartung zu berechnen, denn wenn man die Zahl »Unendlich« in eine Rechnung mit einbezieht, dann ist es unmöglich, etwas anderes als »Unendlich« als Ergebnis zu erhalten. Man wird immer diese dramatische Variable mitberechnen müssen, die ständig weiter wachsen wird, bis jener Teil der Bevölkerung, der sich nicht hat deaktivieren lassen, eine verschwindende Minderheit darstellen wird.
    Und wenn das passiert, dann ist Vorsicht geboten. Jedes Jahr kommen vier Millionen Kinder zur Welt. Ab einem gewissen Zeitpunkt bedeutet das, dass das Bevölkerungswachstum pro Jahr zumindest vier Millionen beträgt, abzüglich dem einen oder anderen Herzinfarkt oder Verkehrsunfall. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen, ich muss mir einen Vorrat an abgefülltem Trinkwasser anlegen.

    Nachrichtenagentur Reuters:
    ... im Jahr 2200 werden vierzig Milliarden Menschen auf dieser Erde leben …

    BBC, britische Rundfunkanstalt:
    … im Jahr 2040 könnte sich die Weltbevölkerung auf elf oder zwölf Milliarden belaufen …

    Und so weiter und so fort. Die Prognosen gehen alle in dieselbe Richtung, mit Ausnahme eines Artikels, der mich total fertig gemacht hat. Er wurde auf einer der Websites einer australischen Denkfabrik veröffentlicht:

    … Wir glauben, dass sich die Weltbevölkerung durch die Verbreitung des Heilmittels bis zum Jahr 2150 auf etwa 200 bis 300 Millionen einpendeln wird.

    Warum ist diese Zahl so niedrig?

    … Wir glauben, dass die Weltbevölkerung eher früher als später ein Level erreicht, das untragbar sein wird. Wenn dieser kritische Punkt erreicht ist, wird eine schnelle und gewaltige Korrektur erfolgen.

    Ich bildete einen Durchschnitt der Wachstumsraten und der richtiggestellten Prognosen, die ich auf diesen Sites und auf einer Handvoll weiteren gefunden hatte. Wenn man alle Schätzungen zusammennimmt, gehen die Prognosen für das Jahr 2100 von einer Weltbevölkerung von 17 Milliarden Menschen aus. Die Zahl wäre höher ausgefallen, wenn ich die Schätzung der Australier nicht miteinbezogen hätte. Ich bin froh, dass er dazu beigetragen hat, den Durchschnitt zu senken. Die Gründe dafür stimmen mich allerdings nicht gerade fröhlich.

»Ich werde bis in alle Ewigkeit meine Periode bekommen«

    Bis gestern Abend hatte ich niemanden erzählt, dass ich kurz davor stehe, mich deaktivieren zu lassen. Ich habe weder meinem Vater noch meiner Schwester noch irgendjemandem im Büro davon erzählt – und ich habe sie auch nicht um Rat gefragt. Sie wissen nicht, dass ich es getan habe, und ich weiß bei Gott nicht, ob sie es nicht vielleicht auch schon getan haben. Ich habe es nicht einmal meinem Freund, dem Banker, erzählt, von dem ich die Adresse bekommen hatte. Ein Grund dafür ist, dass die Behandlung ja noch nicht einmal abgeschlossen ist. Es wäre dämlich, herumzulaufen und jedem zu erzählen, dass ich ewig leben werde, nur um in einer Woche herauszufinden, dass mein Arzt aufgeflogen und ins Gefängnis gesteckt worden ist.
    Wichtiger ist jedoch, dass ich noch niemanden kennengelernt habe, der offen zugab, deaktiviert worden zu sein. Ich glaube, es herrscht eine stillschweigende Übereinkunft, es nicht öffentlich herauszuposaunen. Es ist wie bei einer Nasenkorrektur. Jede Unterhaltung, die ich darüber geführt habe, basierte auf reinen Hypothesen. »Würdest du es machen lassen?«, »Was wäre, wenn es legal wäre? Würdest du es dann machen lassen?«, »Würdest du nach Brasilien fliegen, um es machen zu lassen? Ich habe gehört, dass einige Leute aus dem Büro plötzlich einen spontanen ‚Urlaub’ in Rio gebucht haben.« So etwas in der Art. Aber niemand hat bis jetzt zu mir gesagt: »Ja, ich habe es machen lassen.« Das ist es, was so seltsam ist. Offensichtlich lassen es die Leute machen. Wenn ein x-beliebiger Mann wie ich einfach losziehen und es machen lassen kann, dann liegt die Vermutung nahe, dass ich nicht der Einzige bin. Aber ich nehme an, dass zurzeit noch zu viel Unsicherheit herrscht, um öffentlich darüber zu sprechen.
    Wie auch immer, ich war mehr als froh darüber, es für mich behalten zu können. Doch bei Katy packte ich schließlich aus. Meine Mitbewohnerin ist eine richtige Verhörspezialistin. Sie ist auf leidenschaftliche Weise am Leben anderer Leute interessiert. Man muss ihr bloß ein Glas Wein hinstellen, und schon beginnt sie, einen mit Fragen zu löchern, bis man sich fühlt, als säße

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